Süßigkeiten: Macht Schokolade glücklich?
Schokolade hebt kurzfristig die Stimmung – da sind sich Konsumenten und Wissenschaftler einig. Schokolade taugt sogar als Glücksbringer und Stresspuffer für ungeborenen Nachwuchs, wie finnische Forscher 2004 berichteten. Verzehren Mütter während der Schwangerschaft täglich Schokolade, zeigten sich demnach ihre Babys mit sechs Monaten aktiver und glücklicher, gemessen zum Beispiel an der Häufigkeit ihres Lächelns oder Lachens. Bei Kindern von gestressten Müttern fiel der Effekt noch deutlicher aus.
Beeinflusst Schokolade tatsächlich die Stimmung – und wenn ja, auf welchen Wegen? Der Körper benötigt eine Reihe so genannter essenzieller Aminosäuren, unter anderem zum Herstellen von Neurotransmittern, die Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergeben. Die Aminosäure Tryptophan etwa dient als Ausgangsprodukt für den "Glücksbotenstoff" Serotonin. Mangelt es an diesem Signalmolekül, können Depressionen und Angstzustände die Folge sein.
Hilft Schokolade gegen Depressionen?
Tatsächlich scheint die Gabe von Tryptophan depressive Symptome zu lindern. Je mehr davon ins Gehirn wandert, desto mehr Serotonin entsteht. Tryptophan ist reichlich enthalten in Sojabohnen, Cashewkernen und ungesüßtem Kakaopulver. Der Zucker in der Schokolade unterstützt diese Wirkung: Er regt die Bauchspeicheldrüse dazu an, Insulin auszuschütten. Das sorgt unter anderem dafür, dass Tryptophan leichter ins Gehirn gelangt, und hebt so den Serotoninspiegel und damit die Laune. Schnecken scheinen bestimmte Schokoinhaltsstoffe sogar beim Lernen zu helfen.
Neben Tryptophan haben auch die Inhaltsstoffe Anandamid und Phenylethylamin erwiesenermaßen einen positiven Effekt auf die seelische Verfassung. Doch liegen in Schokolade viel zu geringe Mengen vor, als dass sie eine spürbare Wirkung entfalten könnten. Kakaobohnen enthalten allerdings auch Koffein sowie das koffeinähnliche Theobromin, das ebenfalls einen leicht anregenden und stimmungsaufhellenden Effekt hat.
Schoko-High dank Fett und Zucker
Die verbreitete Lust auf Schokolade wurzelt aber wohl eher in der Esspsychologie als in den genannten Muntermachern, vermutet Peter Rogers von der University of Bristol. Pharmakologisch aktive Substanzen wie Tryptophan steckten nämlich auch in anderen Lebensmitteln, ohne dass diese merklich die Stimmung aufhellen würden. Für das kurzfristige Schoko-High sei vielmehr ein evolutionär verankertes Ernährungsprogramm verantwortlich, das den Menschen auf fett- und zuckerhaltige Nahrung geeicht hat, denn die Inhaltsstoffe Zucker und Fett (Kakaobutter) liefern dem Gehirn Energie. Das neuronale Belohnungszentrum spricht deshalb schon auf Bilder von Schokolade an. Noch dazu haben wir gelernt, uns mit Schokolade zu belohnen oder zu trösten. Wenn sich beim Naschen ein Glücksgefühl einstellt, kann das also auch an unseren Erwartungen liegen.
"Zucker macht hyperaktiv" und andere Medizinmythen: Was stimmt wirklich?
Auf körperlicher Ebene hat der häufige Genuss zuckerreicher Nahrung allerdings eine ganze Reihe weniger erfreulicher Folgen wie Übergewicht und Diabetes. Langfristig und verbunden mit einem bewegungsarmen Lebensstil stellen die beiden gewichtigsten Inhaltsstoffe von Schokolade – Fett und Zucker – also einen Risikofaktor für die Gesundheit und für das seelische Wohlbefinden dar.
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