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Warum bekunden Studenten ihren Beifall durch Klopfen?

Wenn Studenten nach einer Veranstaltung Beifall klopfen, folgen sie damit einem alten Brauch. Friedhelm Golücke von der Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte forscht seit Langem auf diesem Gebiet und gibt uns hier einen kleinen Einblick in die Geschichte dieser Beifallsbekundung.

Nach der Aufhebung des Bursenzwangs zur Zeit der Reformation – Bursen waren Wohn- und Lerngemeinschaften von Professoren und Schülern – organisierten sich die Studenten selbstständig in den landsmannschaftlichen Vereinigungen, den bis heute verbreiteten Verbindungen, die bis Ende des 19. Jahrhunderts die eigentlichen Studentenvertretungen darstellten. Sie setzten die Normen für das Verhalten aller Studenten – auch solcher, die nicht korporiert waren; den so genannten Finken, Kamelen, Wilden oder Obskuranten.

Die wichtigsten Regeln für das studentische Miteinander wurden in dem "Comment" festgelegt, bis hin zu förmlichen Ritualen der Auszeichnung oder des Missfallens: "Vivat!" (lateinisch: "Er lebe hoch!") oder "Pereat!" (lateinisch: "Möge er zu Grunde gehen!"). Wenn man berücksichtigt, dass in den Bursen klosterähnliche Gewohnheiten herrschten, konnten sehr alte Traditionen mitgeschleppt werden, die mit der Auflösung der Bursen nicht einfach aufgegeben wurden. Andererseits konnten neue Einflüsse wirksam werden, zum Beispiel durch das Brauchtum der aufklärerischen Freimaurer mit ihren Logen.

Beifalls- und Missfallensbekundungen von Studenten innerhalb des Lehrbetriebs scheinen sich nicht leicht festlegen zu lassen. Sie differieren sowohl zeitlich wie örtlich. Die Gründe sind oft nicht klar auszumachen. Manchmal sind derartige studentische Äußerungen auch doppeldeutig. Das "Auspfeifen" des akademischen Lehrers vom späten 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, das heute allgemein, auch außerhalb der Hochschule, üblich ist, konnte ebenfalls eine keineswegs abfällige Begrüßung der neuen Studenten – der Füchse – an der Universität bedeuten.

Ähnlich verhielt es sich mit dem "Austrommeln" der neuen Füchse im Kolleg, bei dem um 1800 mit den Stöcken auf den Boden gestoßen wurde. Es war ein Willkommensgruß, konnte aber auch ein Missfallenszeichen für den Professor sein. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in diesem Fall auch mit den Fäusten auf den Tisch geschlagen.

Da aber gleichzeitig als Zeichen des Missfallens bereits das "Ausscharren" und "Auszischen" bekannt war, scheint sich das Klopfen auf den Tisch zu einer Beifallsbezeugung für den Dozenten gewandelt zu haben. Da man später ohne Stock in das Kolleg ging, wurde in diesem Fall auch das Trampeln mit den Füßen üblich.

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  • Quellen
Golücke, Friedhelm (1987): Studentenwörterbuch. Das akademische Leben von A bis Z. Verlag Styria, Graz.

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