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Feuer in Kulturlandschaften: Warum entstehen Waldbrände?

Von Jahr zu Jahr scheint die Waldbrandsaison katastrophaler zu verlaufen. Was feuert sie an? Wie bekämpft man Waldbrände, wie verhindert man sie - und welche Folgen haben sie für Mensch und Natur?
Waldbrand im Anfangsstadium (Symbolbild)

Die Waldbrandsaison in den Frühling- und Sommermonaten wiederholt sich auch hier zu Lande jedes Jahr – und gefühlt hat sie immer schwerere Folgen. Etwa 2018, als es in Brandenburg so viele große Waldbrände wie nie zuvor gab: In Treuenbrietzen brannte damals im August eine Fläche von rund 400 Hektar. Drei andere Brände zerstörten jeweils über 100 Hektar Land. Insgesamt zählte die Feuerwehr mehrere hundert Waldbrände in dem Bundesland. Brandenburg ist kein Sonderfall, sondern eher typisch: Rund um den Globus hatten im Sommer 2018 die Wälder in Flammen gestanden. Auch in Kalifornien wüteten die Feuer dieses Jahr stärker als zuvor. Die »New York Times« berichtet, dass im August 2018 eine Waldfläche von über 32 000 Hektar verbrannte. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr brannte weniger als die Hälfte der Fläche. Etwa 30 000 Hektar schwedischer Wald brannten im Juli 2018. Und manche Feuer brodelten sogar nördlich des Polarkreises – was doch sehr ungewöhnlich ist.

Wie entstehen Waldbrände?

Wie kommt es dazu? In mehr als 95 Prozent der Fälle lösen Menschen die Feuer aus. Brandstiftung, achtlos weggeschnippte Zigarettenkippen, unerlaubte Lagerfeuer, sogar heiß gelaufene Fahrzeugteile – zum Beispiel die Bremsscheibe eines auf dem Waldboden abgelegten Motorrads – können ein Feuer entfachen. Das passiert besonders leicht, wenn es lange nicht geregnet hat und der Waldboden trocken ist – was 2018 vielerorts der Fall war. Immer wieder werden Feuer auch durch alte Munition, die im Boden schlummert, ausgelöst. Nur wenige Waldbrände haben natürliche Ursachen wie einen Blitzeinschlag oder Vulkanausbruch.

Bestimmte Wälder brauchen allerdings regelmäßige Brände. Das gilt etwa für die Nadelwälder in Kalifornien, wo unter anderem die Lodgepole-Kiefer zu Hause ist. Hier verjüngen die natürlichen Brände die Baumbestände. Die Hitze des Feuers öffnet die Zapfen der Kiefer und lässt so die Samen für die zukünftige Baumgeneration frei. Die Bäume selbst brennen dabei nicht ab, weil sie von einer dicken Rinde geschützt werden. Durch das Feuer passiert noch etwas: Die Asche düngt den Boden, so dass die neuen Bäume besonders gut wachsen können. Lässt man der Natur seinen Lauf, regulieren sich die Feuer selbst: Durch die Brände werden die Kiefernwälder lockerer, und dazwischen entstehen Graslandschaften, die die Feuer eindämmen.

»Natürliche« Brände wie 2018 in Kalifornien werden allerdings von Jahr zu Jahr größer und intensiver. Neu ist ebenfalls, dass die Feuer die Nächte durchbrennen und sich schneller ausbreiten. Im Juli 2018 wirbelte auch noch ein Tornado durch ein Feuer in Nordkalifornien. Er kam auf eine Rekordgeschwindigkeit von über 230 Kilometer pro Stunde.

Schuld daran, dass die natürlichen Brände immer größer werden, sind wir Menschen. Der Klimawandel sorgt etwa für extremere Wetterbedingungen, unter anderem Dürreperioden und starke Winde. Die Wälder werden insgesamt also trockener. Klimaexperten schätzen, dass Waldbrände im Jahr 2100 eine um 77 Prozent größere Fläche in Kalifornien zerstören werden als heute – vorausgesetzt, der Ausstoß von Treibhausgasen nimmt weiter zu.

Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass sich natürliche Waldbrände verschlimmert haben: Menschen brauchen Baufläche und besiedeln vermehrt Gegenden, die von Waldbränden bedroht sind. Um die Menschen nicht in Gefahr zu bringen, wurden die natürlichen Brände vielfach unterdrückt. Über die Jahre hat sich deshalb in den Wäldern viel brennbares Material angesammelt. Entzündet sich irgendwo im Wald doch ein Feuer, wird dieses ganz besonders zerstörerisch.

In Deutschland ist Brandenburg das Bundesland, das am stärksten gefährdet ist. Das liegt an mehreren Faktoren: Es regnet selten, und es gibt viele Sandböden, die kaum Feuchtigkeit speichern. Außerdem bestehen die meisten Wälder aus Kiefern, die leicht entzündlich sind.

Wie verhindert man Waldbrände?

Was kann man also tun, um solche Brände zu zähmen? In Brandenburg und benachbarten Bundesländern setzt man ein Überwachungssystem ein, das vorwarnen soll. Es heißt »Fire Watch«. Die Kameras sitzen auf Mobilfunkmasten oder Feuerwachtürmen und nehmen über die Baumkronen hinweg Bilder auf. Diese schicken sie in eine Waldbrandzentrale. Dort können die Mitarbeiter die Feuerwehr rufen, sobald sie eine Rauchwolke entdecken. So kann ein Feuer gelöscht werden, bevor es sich weit ausbreiten kann. In Deutschland überwacht »Fire Watch« eine Fläche von fast zwei Millionen Hektar.

Diese Früherkennung dämmt zwar viele Feuer frühzeitig ein – ganz verhindern kann sie die Waldbrände aber nicht. Dazu müsste man andere Maßnahmen ergreifen. Der WWF rät etwa dazu, die Monokultur aus Kiefern abzuschaffen. Mischwälder mit Baumarten, die weniger ätherische Öle und Harze enthalten, brennen viel weniger leicht. Hinzu kommt, dass es in Laubmischwäldern kühler und feuchter ist.

Man solle sich auf die Selbstheilungskräfte des Walds verlassen, um zukünftige Brände zu verhindern, meint Pierre Ibisch. Er ist Professor für »Nature Conversation« an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Dort, wo es gebrannt hat, würden von selbst keine neuen Monokulturen entstehen. Der Wind trüge die Samen aller möglichen Pflanzen heran, so dass das Ökosystem über die Jahrzehnte natürlich wachsen könne, so der Biologe.

Johann Goldammer, Feuerökologe am Max-Planck-Institut für Chemi, empfiehlt, die Feuer durch Feuer zu bekämpfen. Indem man gezielt Feuer legt, könne man leicht entzündliche Gräser und Gestrüpp entfernen, bevor sie zu sehr wuchern können, meint Goldammer.

Wie bekämpft man Waldbrände?

Und was kann man tun, wenn man einen Brand nicht verhindern konnte? In erster Linie arbeiten die Einsatzkräfte daran, den Brand einzudämmen. Sie versuchen dabei nicht, den Brand vollkommen zu löschen, wie sie es tun würden, wenn ein Gebäude brennt.

Die meisten Brände beginnen am Waldboden. Dort entzünden sich trockenes Gras und Unterwuchs. Fachleute bezeichnen das auch als Bodenbrand. Beobachtet man als Waldbesucher einen solchen Brand, sollte man als Erstes die Feuerwehr rufen und dann beginnen, den Brand mit Zweigen auszustreichen. Kiefernzweige eignen sich hierfür besonders gut. Dabei sollte man nur aufpassen, die Glut nicht durch einen Luftstoß neu zu entfachen.

Wenn das Feuer noch klein ist, benutzen Einsatzkräfte die gleiche Methode. Sie versuchen, das Feuer zunächst mit Schaufeln und anderen speziell entwickelten Gerätschaften zu ersticken. Breiten sich die Flammen dennoch weiter aus, ist es wichtig, Brandschneisen zu graben. Auf mehrere Meter breiten Streifen entfernen die Einsatzkräfte dafür mit Traktor und Schaufel alles brennbare Material. Manchmal fackeln sie das Gewächs in der Brandschneise auch kontrolliert ab.

Einsatzkräfte bekämpfen fortgeschrittene Brände außerdem mit Löschwasser. Um jeden Preis wollen sie verhindern, dass die Baumkronen Feuer fangen. Solche Vollbrände sind schwieriger zu löschen, denn die Flammen können leicht von Krone zu Krone springen. Auch bei Vollbränden versuchen Einsatzkräfte nicht, Löschwasser in die Baumkronen zu schießen. Das ist oft vergeblich und daher eine Wasserverschwendung. Sie konzentrieren sich vor allem auf das Bodenfeuer.

Wenn sich ein Brand schnell ausbreitet und etwa ein ganzes Getreidefeld erfasst hat, versucht man ihn zusätzlich aus der Luft zu bekämpfen. In Deutschland gibt es keine Löschflugzeuge. Es werden hier zu Lande Hubschrauber von Polizei oder Bundeswehr eingesetzt. Diese werfen Wasser aus der Luft ab – nicht um den Brand zu löschen, sondern um nächstliegende Waldgebiete zu befeuchten. So kann verhindert werden, dass sich der Brand weiter ausbreitet.

Folgen von Waldbränden

Waldbrände können verheerende Folgen haben – sowohl für die Menschen als auch für die Umwelt. Zum einen werden Naturgebiete und Ökosysteme zerstört. Ein Waldbrand setzt zudem Treibhausgase frei. Weltweit geht ein Ausstoß von CO und CO2 in Höhe von mehreren Milliarden Tonnen auf das Konto von Waldbränden. Das sind mehr als 70 Prozent des Gesamtausstoßes. Ein ähnlich großer Anteil an Ruß wird durch Waldbrände freigesetzt. Auch beachtliche Emissionen von Methan, Stickoxiden und Schwefeldioxid entstehen, wenn Wälder brennen. So tragen die Brände zur Erwärmung des Klimas bei, was wiederum die Waldbrände begünstigt – ein Teufelskreis.

Daneben kann der toxische Rauch für Menschen gesundheitsschädlich werden. Kleine Rußpartikel können etwa tief in die Lunge gelangen. Über einen langen Zeitraum hinweg kann das die Lungenfunktion heruntersetzen. Atmet man so genannte polzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ein, die in kleinen Mengen im Rauch vorhanden sein können, erhöht sich außerdem das Risiko, an Krebs zu erkranken.

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