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Kitzeln: Warum sind wir an manchen Stellen kitzeliger als an anderen?

Aufhören, aufhören! Einige Körperteile wie Füße, Achseln oder Bauch reagieren viel stärker auf Kitzeln als andere. Um das Rätsel zu lösen, warum das so ist, muss man das Zusammenspiel von Haut und Gehirn verstehen.
Ein älterer Mann und ein Kind mit roten Haaren lachen herzlich zusammen. Der Mann umarmt das Kind liebevoll und kitzelt es dabei an der Brust. Im Hintergrund sind eine grüne Wiese und ein verschwommener Himmel zu sehen. Die Szene vermittelt Freude und Zuneigung.
Kitzeln kann so schön sein – nur nicht überall.

Unsere Haut ist übersät mit Sinnesrezeptoren, die verschiedene Reize wie Druck, Temperatur oder Schmerz registrieren. Zu ihnen zählen die Meißner-Körperchen, winzige, aber hochempfindliche Sensoren – kleiner als ein Sandkorn –, die auf leichte Berührungen und niederfrequente Vibrationen reagieren. Sie ermöglichen es zum Beispiel einer blinden Person, die auf Papier gedruckten Punkte der Braille-Schrift zu ertasten. Darüber hinaus spielen diese Rezeptoren eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Kitzeln, indem sie leichte und unvorhersehbare Berührungsreize registrieren.

Werden sie durch Kitzeln stimuliert, wird sofort ein elektrisches Signal an das Gehirn gesendet, was eine Überraschungsreaktion und oft ein unwillkürliches Lachen auslöst. Die Meißner-Körperchen, die sich direkt unter der Epidermis – der obersten Hautschicht – befinden, sind nicht gleichmäßig über den ganzen Körper verteilt. An empfindlichen Stellen wie Fingern, Lippen, Fußsohlen und Achselhöhlen sind sie besonders zahlreich. Am Rücken oder an den Oberschenkeln hingegen gibt es weniger von ihnen, weshalb die meisten Menschen dort kaum kitzelig sind.

Haut an Hirn

Kitzeln aktiviert bestimmte Teile des Gehirns, vor allem den somatosensorischen Kortex, der Berührungs- und Schmerzempfindungen verarbeitet, und den Hypothalamus, der an emotionalen Reaktionen und Abwehrreflexen beteiligt ist. Das erklärt, warum wir beim Kitzeln meist lachen und uns gleichzeitig abrupt bewegen oder zucken.

Wie wir auf Kitzeln reagieren, hängt weitgehend vom Kontext ab. Überraschung ist ein Schlüsselfaktor: Wenn wir wissen, dass wir gleich gekitzelt werden, lachen wir viel weniger. Das erklärt auch, warum wir uns nicht selbst kitzeln können. Verantwortlich dafür ist das Kleinhirn, ein Teil unseres Gehirns, der sich im hinteren Teil des Schädels befindet. Es kann unerwartete Empfindungen von solchen unterscheiden, die wir uns selbst zufügen. Dies nennt man sensorische Dämpfung. Unser Gehirn weiß also, was passieren wird, wenn das Signal gesendet wird, und hat nicht das Bedürfnis zu reagieren. Stattdessen konzentriert es sich lieber auf äußere Reize, um unser Überleben zu sichern.

Eine evolutionäre Erklärung?

Einige Wissenschaftler vermuten, dass Kitzeln ursprünglich eine schützende Funktion hatte. Denn die Stellen, die am empfindlichsten auf Kitzeln reagieren, wie Füße, Rippen, Hals oder Achselhöhlen, sind gleichzeitig auch verwundbare Körperregionen, die lebenswichtig sind. Die instinktive Reaktion, zu lachen oder sich zu wehren, könnte daher ein Reflex sein, um eine potenzielle Gefahr abzuwehren.

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