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Wieso erscheint beim Anfassen Marmor kälter als Kunststoff bei gleicher Zimmertemperatur?

Sicherlich kennen Sie das: Ist Ihnen wohlig warm, erscheint eine heiße Tasse Tee als unangenehm. Kommen Sie aber gerade ausgekühlt zur Tür herein, könnte sie gar nicht heiß genug sein. Heiß und kalt sind Gefühlszustände, die jeder anders wahrnimmt. Aber es gibt eine physikalische Erklärung, warum manche Gegenstände kälter erscheinen als andere.

Bei der vom Menschen wahrgenommenen Wärme oder Kälte handelt es sich um die physikalische Zustandsgröße Temperatur, die als mittlere kinetische Energie pro Teilchen definiert ist. Kommen zwei Körper – beispielsweise eine Hand und eine Marmorplatte – in Kontakt, fließt entsprechend dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik so lange Energie vom wärmeren zum kälteren Körper, bis beide im thermischen Gleichgewicht stehen – also gleich warm sind.

Als Warmblüter hält der Mensch seine Körpertemperatur bei rund 37 Grad konstant und damit deutlich über der Zimmertemperatur, die von Gegenständen wie einer Tupperdose oder einer Arbeitsoberfläche angenommen werden. Beim Anfassen eines Gegenstands strömt Wärme – und zwar in Richtung der niedrigeren Temperatur.

Die Geschwindigkeit dieses Wärmestroms hängt dabei von der Wärmeleitfähigkeit der Materialien ab. Und diese ist beim Kunststoff wesentlich geringer als bei Gestein oder auch Metallen.

Eine Decke aus dickem Plastik wäre deshalb wenig empfehlenswert: Weil die vom Stoffwechsel des Körpers nachgelieferte Wärme nicht abgeleitet werden kann, droht Überhitzung. Genauso müssten Sie unweigerlich auskühlen, wenn Sie lange genug in Marmor eingebettet wären.

Die Hautoberfläche nimmt also genau genommen die Größe des Wärmestroms wahr. Der "kalte Marmor" und der "warme Kunststoff" sind demnach nichts weiter als ein Phänomen der Thermodynamik, gepaart mit ein wenig individueller Wahrnehmung.

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