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Alzheimer: Woran erkennt man eine beginnende Demenz?

Das Frühstadium einer Alzheimererkrankung ist schwer von normaler Vergesslichkeit zu unterscheiden.
Alter Herr, Kopf aufstützend, schaut in die Kamera.

Wir alle verlegen hin und wieder etwas oder kommen partout nicht mehr auf den Namen eines Bekannten, dem wir auf der Straße begegnen. Wenn uns das Gedächtnis im Stich lässt, muss das aber noch längst nicht bedeuten, wir wären an Alzheimer erkrankt. Gelegentliche Vergesslichkeit ist nicht nur unbedenklich, sondern sogar sinnvoll, denn ohne das Vergessen würde unser Gehirn vor Informationen schier überlaufen. Man stelle sich nur vor, ein Kellner müsste sich über Jahre alle Bestellungen merken. Ebenso wird kaum ein Mensch aufzählen können, was genau er an welchem Tag des letzten Jahres gegessen hat. Unser Gedächtnis ist eben keine Festplatte, sondern ständig im Wandel. Es filtert, speichert und löscht Informationen fortwährend.

Doch spätestens jenseits der 60 haben viele angesichts solcher Aussetzer die Sorge, sie könnten dement werden. Wer der Sache auf den Grund gehen möchte, dem bleibt nur der Gang zum Arzt. Denn: Es gibt keinen qualitativen Unterschied zwischen normaler und krankhafter Vergesslichkeit. Das sicherste Anzeichen einer Demenz ist eine Verschlechterung der Merkfähigkeit. Die fällt meist als Erstes dem engeren Umfeld auf. Äußern Angehörige und Freunde Bedenken, lohnt es sich, eine Gedächtnissprechstunde aufzusuchen und sich dort eingehend untersuchen zu lassen.

Allerdings haben Gedächtnisprüfungen im Frühstadium einer Demenz nur begrenzte Aussagekraft. Das immer noch am häufigsten verwendete Verfahren, der Mini-Mental-Status-Test, zeigt im Lauf eines Tages um 20 Prozent schwankende Werte, die keine sichere Zuordnung zu krank oder gesund erlauben. Bei nur schwach ausgeprägter Symptomatik erkennen Mediziner mit Hilfe dieses Tests lediglich einen von fünf Erkrankten. Der Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung, kurz TFDD, differenziert hingegen sehr gut zwischen gesund und krank und findet zudem noch Hinweise, ob eine Depression vorliegt. Hier soll der Patient eine Uhr zeichnen, sich eine Reihe von Wörtern sowie eine Anweisung merken, unterschiedliche Tiere sowie die Jahreszeiten aufzählen und der aktuellen Jahreszeit die zugehörigen Monate zuordnen. Bei ersten Symptomen gibt aber selbst der beste Test keine 100-prozentig sichere Antwort auf die Frage: »Demenz oder normale Vergesslichkeit?«

In einer Gedächtnissprechstunde werden Patienten jedoch auch körperlich gründlich untersucht. Die Ärzte machen einen Bluttest, messen Herz- und Hirnströme, verordnen ein MRT des Gehirns und gegebenenfalls auch eine Nervenwasseruntersuchung. So können unterschiedliche Ursachen von Gedächtnisausfällen wie der Verlust von Nervenzellen, Vitaminmangel oder Schilddrüsenerkrankungen zum Vorschein kommen. Die meisten dieser Probleme sind gut behandelbar, und selbst wenn nicht, ist es in jedem Fall günstiger, sie frühzeitig festzustellen.

Die Erkrankung, die am häufigsten mit einer Demenz verwechselt wird, ist übrigens die Depression. Als Faustregel gilt: Menschen mit Demenz unterschätzen ihre Defizite, Depressive überschätzen sie eher. Letztere kommen auch deutlich öfter ohne Begleitung eines Angehörigen in die Sprechstunde. Einmal erkannt, können die meisten Depressionen durchaus erfolgreich behandelt werden.

Die Angst vor der Diagnose Demenz ist nur allzu verständlich. Der Arztbesuch kann aber Zweifel lindern helfen und vor allem eine Behandlung einleiten, die die Symptome einer Demenz eindämmen. Es lebt sich zumeist besser mit der Gewissheit, alles für seine Gesundheit getan zu haben.

Eine Liste von Gedächtnissprechstunden in Deutschland: https://www.deutsche-alzheimer.de

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