Angemerkt!: Das Jahrhundert der Hirnforschung
Leben wir in einer wissenschaftshistorisch bedeutenden Zeit? Vieles deutet darauf hin. Die Hirnforschung schickt sich an, die Leitwissenschaft des 20. Jahrhunderts – die Physik – zu beerben und in die Rolle des neuen Zugpferds für kulturelle und gesellschaftliche Umwälzungen zu schlüpfen.

© mit frdl. Gen. von Carsten Könneker (Ausschnitt)
© mit frdl. Gen. von Carsten Könneker (Ausschnitt)
Carsten Könneker | Carsten Könneker ist Chefredakteur von Gehirn&Geist.
Solche "Brain Enhancer" und Neuroimplantate können jedoch ebenso dazu genutzt werden, junge und gesunde Gehirne aufzurüsten – etwa um ihren Besitzern völlig neue Erlebniswelten zu erschließen. Derlei Entertainment, das direkt im Gehirn ansetzt, würde unseren Alltag ähnlich verändern wie die Erfindung des PC-Spiels oder des Internets. Zahlreiche weitere Techniken, denen wir teils euphorisch, teils mit gehöriger Skepsis begegnen dürften, stehen vor der Tür – oder sind bereits Wirklichkeit.
Doch eine Jahrhundertwissenschaft muss auch das Zeug dazu haben, uns philosophisch im Innersten aufzuwühlen. Und zwar nicht allein hinsichtlich ihrer möglichen Anwendungen – nach dem Motto: Dürfen wir, was wir können? –, sondern bereits durch die erzielten Erkenntnisse als solche. Daher fällt auch die Gentechnik als Leitwissenschaft des 21. Jahrhunderts aus. Sie zwingt uns zwar Debatten über therapeutisches Klonen auf, ein neues Menschenbild aber führt sie nicht im Gepäck.
© Gehirn&Geist (Ausschnitt)
Gehirn&Geist 6/2004 | Titelbild der Ausgabe 6/2004 von Gehirn&Geist
Schreiben Sie uns!
2 Beiträge anzeigen