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Klimagipfel COP26: So wird das nichts mit dem Klimaschutz

Glasgow sollte einen Sprung vorwärts beim Klimaschutz bringen. Doch die Ergebnisse sind erneut überwiegend dürftig. Der Menschheit läuft derweil die Zeit davon. Ein Kommentar
Protest während des Klimagipfels - Demonstranten stecken die Welt symbolisch in Brand

Zwei Wochen kreißten die Delegierten auf dem Klimaschutzgipfel COP26 in Glasgow. Und wenn in den letzten Stunden nicht doch noch eine große Überraschung passiert, gebaren sie erneut nur eine Maus: Der erste Entwurf einer Vereinbarung zum Klimaschutz wurde – Profis hatten es sicher erwartet – auf Druck vieler wichtiger Rohstoffländer wie Russland, Saudi-Arabien oder Australien abgeschwächt. Die Enttäuschung bei vielen Beteiligten aus Wissenschaft oder von Umweltschutzorganisationen ist entsprechend groß.

Das neue Dokument fordert zum Beispiel nicht mehr den beschleunigten Ausstieg aus der Kohlenutzung, sondern nur aus der »unverminderten Kohlenutzung«. Auch sollen laut dem Papier nicht mehr klimaschädliche Subventionen generell abgeschafft werden, sondern allenfalls »ineffiziente Subventionen« – was immer einzelne Staaten darunter verstehen, zumal sich die G20-Länder auch schon vorher darauf verständigt hatten. Und das sind nur zwei von verschiedenen Schwachstellen im Dokument.

Damit setzt sich am offiziell letzten Tag fort, was sich schon während der Tagung abgezeichnet hat: Die Staaten geben Versprechungen ab, von denen sie schon kurz darauf wieder abrücken. Oder aber sie bekunden gleich, dass sie sich an konkreten Vereinbarungen nicht beteiligen wollen. Ein Beispiel ist das Versprechen von mehr als 100 Ländern, die Entwaldung bis 2030 auf null zu reduzieren. Angesichts der rapiden Abholzung in den Tropen wäre dies ein bedeutender Fortschritt. Doch zum einen hat die Staatengemeinschaft dies bereits 2014 angekündigt, ohne dass in vielen Regionen davon etwas zu sehen ist. Zum anderen meldete etwa Indonesien schon einen Tag später, dass dieses Vorhaben aber nicht auf Kosten der Entwicklung gehen dürfe: Weitere Rodungen sind also garantiert.

Ähnlich sieht es beim Methanabkommen aus: Auch daran wollen sich mehr als 100 Staaten beteiligen und ihre entsprechenden Emissionen um 30 Prozent reduzieren. Das ist ein starkes Zeichen, aber leider bleiben mit China, Indien und Russland drei der größten Methanemittenten außen vor. Australien wiederum bleibt seiner Politik der vergangenen Jahre treu und hintertreibt jegliche Klimaschutzbemühungen. Im Gegenteil: Angus Taylor, der Minister für Energie und Emissionsreduzierung kündigte im Vorfeld von COP26 an, für Australien als guten Platz zu werben, wenn man in fossile Energien investieren wolle. Überhaupt hat das Land fünf »Fossil-Preise« für seine Politik während COP26 bekommen.

Und Deutschland? Die Bundesrepublik hat sich während des Klimagipfels ebenfalls nicht durch besonders starke Initiativen hervorgetan. Zwar wolle man die größten Verursacher von Treibhausgasen stärker in die Pflicht nehmen. Am »Verbrenner-Aus« bis 2040 könne man sich aber so selbst nicht beteiligen. In der Regierung gäbe es dazu keine Einigkeit. Immerhin elf Hersteller weltweit wollen bei diesem Ziel mitmachen.

Auch ums Geld wurde natürlich ausgiebig gestritten: Schließlich können viele Staaten den Weg in eine emissionsfreie oder walderhaltende Zukunft nicht ohne finanzielle Hilfe beschreiten. Angesichts der drohenden Schäden durch den Klimawandel klingen die dafür gewünschten 100 Milliarden Dollar nicht viel. Bislang brachten die Geberländer aber selbst diese Summe nicht auf. Und es ist fraglich, bis wann es ihnen gelingen will.

Ging man letzte Woche noch optimistisch davon aus, dass die bis dahin vereinbarten Ziele helfen könnten, die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten auf 1,8 Grad Celsius zu beschränken, sind die Modellierer nun schon wieder skeptischer. Es laufe eher auf mindestens auf 2,4 Grad Celsius hinaus, berechnete der Climate Action Tracker.

Wie viele andere Klimagipfel zuvor bringt Glasgow den Klimaschutz nur in Trippelschritten voran. Dabei wird die Zeit knapp, um katastrophale Folgen des Klimawandels zu verhindern. Schließlich braucht die Menschheit ihr zur Verfügung stehendes Kohlenstoffbudget immer schneller auf. Es ist daher wohl nur konsequent, dass man genau diese Erkenntnis aus dem Abschlussdokument wieder herausgestrichen hat.

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