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Geschlechtsgerüche: Niemand riecht so gut wie du

Warum riechen Männer eigentlich lieber nach Hirschhoden als nach sich selbst? Schließlich hat die Natur ihnen doch die perfekten Düfte für Liebe und Fortpflanzung mitgegeben.
Eine Frau riecht am Hals eines Mannes. Seine Körperhaltung dagegen erscheint eher... ambivalent.

Jeder Mensch riecht anders. Das gilt für seinen Körpergeruch als auch für die Fähigkeit seiner Nase. Sie weiß schnell, welche Düfte wir abstoßend oder anziehend finden, ob wir jemanden riechen können oder nicht. Ob Stupsnase oder Adlermodell − Form und Größe sind dabei ganz egal. Jeder Mensch bewertet Düfte individuell, es kommt allein auf die Erinnerungen des Nasenträgers an und auf seine genetische Ausstattung.

Eigentlich sollten wir uns an unserem Körpergeruch erfreuen und der Natur vertrauen. Sie kümmert sich zuverlässig um ihr liebstes Anliegen: uns perfekt für das Überleben auszustatten und eine möglichst erfolgreiche Vermehrung der Art zu sichern. Dazu versucht sie alles, damit Gene, die optimal zusammenpassen, auch zusammenkommen, und sorgt dafür, dass sie sich zum richtigen Zeitpunkt treffen. Lange bevor wir Menschen Hightechgeräte für die Genanalytik entwickelt haben, hat die Natur unsere Nase damit ausgestattet: Wir können die Gene des Mitmenschen an seinem Körpergeruch »riechen«.

Doch was macht der Mensch? Er reagiert völlig unentspannt auf körperliche Duftbotschaften. Jedes Haar, das als Duftverteiler dienen könnte, wird entfernt oder schamponiert, jedes Körperduftmokekül gnadenlos abgeduscht. Anschließend pfuscht er der Natur mit Fremdbeduftung ins Handwerk. Lieber riechen Männer nach Moschus wie der gleichnamige Hirsch am Gemächt oder nach dem Analbereich der Zibetkatze als nach sich selbst.

Was der moderne Erfolgsmensch fürchtet, ist der typisch ranzig-fettige Schweißgeruch. Doch dieser Duftcocktail stammt gar nicht von uns, sondern wird erst durch unsere Mitbewohner, die Mikroorganismen auf der Haut, erzeugt. Frisch riecht der Schweiß nicht danach. Seine negative Bewertung wird auch durch unsere Erziehung geprägt. »Kind, wasch dich mal, du stinkst«, so erzieht uns die Mutter. Bei Napoleon war das offenbar noch ganz anders. Der schrieb seiner Josephine schon Tage vor seinem Eintreffen: »Wasche dich nicht, ich komme.« Biologisch durchaus sinnvoll, denn im Schweiß stecken viele chemische Botschaften für den Mitmenschen. Jeder Mensch ist also sein eigener Parfümeur: Er produziert ein individuelles Parfüm, das von seinen Genen bestimmt wird, und zusätzlich werden im Schweiß noch Pheromone verpackt − Duftbotschaften, die jeder andere Mensch versteht und auf die er gleich reagiert.

Unser Individualgeruch ist unverwechselbar, sozusagen ein olfaktorischer Fingerabdruck, an dem Hunde uns sofort erkennen. Die Stasi machte sich dies zu DDR-Zeiten zu Nutze, indem sie nach den Verhören unbemerkt Schweißproben der Bürger einsammelte. Die Bezüge ihrer Sitzkissen wanderten in Einmachgläser, um sie vakuumverpackt zu konservieren und bei Bedarf den Spürhunden vorlegen zu können. Noch heute stehen im Museum tausende Duftproben in Regalen.

Geschlechtsorgan Nase

Warum betreibt die Natur solchen Aufwand mit den Individualgerüchen? Natürlich nur zur besseren Arterhaltung! Unbewusst reagieren nämlich Frauen auf die Informationen des Individualgeruchs, wenn sie einen Vater für ihre Kinder suchen. Der soll Gene mitbringen, die sich möglichst von ihren eigenen unterscheiden. Experimente mit T-Shirts von Männern haben gezeigt: Je mehr sich der Körperduft des Mannes von ihrem eigenen unterscheidet, desto attraktiver erscheint er ihnen.

So sorgen Frauen für einen gut durchmischten Genpool, der den Nachwuchs mit einem stabileren Immunsystem und damit besserer Gesundheit ausstattet. Kein Wunder, dass in der duftfreien Welt der Internet-Partnerbörsen schon eine Genotypisierung angeboten wird − wenig romantisch, aber ähnlich effektiv. Auch interessant: Während der Schwangerschaft ändert sich die Geruchspräferenz einer Frau. Zur Aufzucht der Kinder verlässt sie sich eher auf Männer mit ähnlichem Körpergeruch, also die eigene Familie.

Männer pfeifen auf den Genpool. Ihnen geht es weniger um die Qualität als um die Quantität des Nachwuchses. Welche Genausstattung die zukünftige Mutter mitbringt, interessiert sie kaum. Hauptsache, die eigenen Gene werden vererbt, dazu sollte man ihnen möglichst viele Gelegenheiten verschaffen.

Der Duft eines Parfüms, mit dem der Mann positive Erinnerungen verbindet, kann allerdings die Anziehungskraft von Frauen steigern. »Gibt es also einen Duft, der Frauen attraktiv macht?«, fragten sich Schweizer Forscher und fanden heraus: Ja, manche Frauen riechen für Männer besser als andere. Und nein, das liegt nicht am Shampoo oder am Parfüm. Ihr Hormonstatus ist entscheidend. Die Zusammensetzung der Sexualhormone verändert sich im Lauf des Zyklus. Dabei riechen Frauen für Männer übereinstimmend interessanter, wenn sie an ihren fruchtbaren Tagen mehr Östrogen produzieren. Je mehr, desto attraktiver – so lässt sich das Ergebnis zusammenfassen. Was bedeutet: Männer können über die Nase sehr wohl Informationen über die potenzielle Fruchtbarkeit einer Frau aufnehmen. Und ihre Kräfte und Säfte entsprechend Gewinn bringend investieren.

Den erhöhten Sex-Appeal während ihrer fruchtbaren Tage kennen übrigens Stripteasestars schon längst. Amerikanische Wissenschaftler untersuchten den Einfluss des weiblichen Zyklus auf die Verdienste der Tänzerinnen und fanden tatsächlich heraus: Sie bekamen an ihren fruchtbaren Tagen doppelt so viel Trinkgeld wie sonst. Endlich einmal eine wissenschaftliche Untersuchung, die alle Beteiligten begeisterte.

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