Unwahrscheinlich tödlich: Tod durch MRT

Eigentlich sollte es heute in diesem Text um ein ganz anderes Thema gehen. Doch wie das Leben so spielt, haben aktuelle Ereignisse meine langgehegten Pläne durchkreuzt. Vielleicht haben Sie davon gehört: In New York verstarb Mitte Juli 2025 ein Mann, nachdem er von einem Magnetresonanztomografen, kurz MRT, angezogen und an dem Gerät fixiert wurde. Und das ist nicht das erste Mal, dass sich ein derartiger Scanner als Todesfalle erwies.
In dem neuen Fall war es Medienberichten zufolge eine schwere Metallkette, die dem Amerikaner zum Verhängnis wurde. Der Mann hatte seine Ehefrau zur Untersuchung begleitet. Als ihr Knie fertig durchleuchtet war, rief sie ihn zu sich, damit er ihr beim Aufstehen helfen konnte. Er betrat den MRT-Raum und die Halskette, die er nach Aussage seiner Partnerin zu Trainingszwecken trug, wurde sofort vom Magneten im MRT angezogen. Sie riss den Körper des Mannes mit sich, schleuderte ihn gegen den Scanner und klemmte ihn dort fest. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Seine Ehefrau und der anwesende MRT-Techniker versuchten, ihn aus der misslichen Lage zu befreien. Doch bis das gelang, war sein Gesundheitszustand bereits kritisch. Das Krankenhaus konnte ihn am folgenden Tag nur noch für tot erklären.
Unheimlich anziehende Spule
Wie konnte das passieren? Im Prinzip ganz einfach, denn die Magnetresonanztomografie nutzt zur Bildgebung Magnetfelder, die durch Metallspulen in ihrem Kern erzeugt werden. Während Strom durch das Gerät fließt, wird es so zum riesigen (und äußerst starken) Elektromagneten. Ferromagnetische Stoffe, zu denen bei Raumtemperatur Eisen, Kobalt, Nickel und einige Metalllegierungen zählen, werden von ihm angezogen. Und zwar mit viel Kraft, die sie in Richtung des Magneten schnellen lässt. Metallische Objekte, die in die Nähe eines eingeschalteten MRT kommen, können so zu gefährlichen Projektilen werden. 2001 starb etwa, ebenfalls in New York, ein kleiner Junge im Scanner, weil ein im Umfeld des Geräts abgestellter Sauerstofftank vom Magnetfeld angezogen wurde. Er traf das Kind direkt am Kopf und fügte ihm einen fatalen Schädelbruch zu.
Dass Metallteile in und um MRT-Geräte tabu sind, hat also einen guten Grund. In Vorbereitung auf den Scan werden Patientinnen und Patienten gebeten, alle metallischen Gegenstände abzulegen, die sie an sich tragen. Manche Personen folgen dieser Anweisung nicht, und gelegentlich kommt es so zu ernsthaften Unfällen. Ein Mann in Brasilien nahm 2023 beispielsweise seine geladene Schusswaffe mit in den MRT-Raum, in den er seine Mutter begleitete. Der Magnet zog sie aus seinem Hosenbund, und bei ihrem Aufprall am Scanner löste sich ein Schuss. Dieser traf den Mann in den Bauchraum und fügte ihm eine tödliche Verletzung zu. Auch in den USA kam es bereits zu ähnlichen Waffenentladungen, die glücklicherweise glimpflicher ausgingen – ein solcher Zwischenfall ereignete sich zum Beispiel 2012 in New York (sehe nur ich hier ein bedenkliches Muster?).
Patienten und Patientinnen müssen vor dem Scan außerdem angeben, ob sich in ihrem Körper metallhaltige medizinische oder kosmetische Implantate befinden. Dazu zählen etwa Herzschrittmacher, Stents, Piercings und Schrauben in Knochen. Metallreste von Schusswunden sind ebenfalls meldepflichtig. Das Personal prüft dann, ob die Gegenstände Probleme verursachen könnten. Von den meisten geht im MRT am Ende keine Gefahr aus. Doch manchmal braucht es zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen, damit die Untersuchung sicher ablaufen kann. Denn im Scanner wirkt nicht nur das eine Magnetfeld, das Metallgegenstände ins Innere der »Röhre« zieht. Pulsartig schalten sich weitere, anders ausgerichtete Felder hinzu. Sie sollen – vereinfacht gesagt – Kerne von Wasserstoffatomen im Körper, die das statische Magnetfeld zuvor alle in dieselbe Richtung orientiert hat, kurzzeitig umlenken. Im Anschluss richten die Atomkerne sich wieder parallel aus. Der Scanner detektiert diese Verschiebungen und erzeugt aus ihnen Abbilder des Gewebes. Das Prinzip hinter dem Verfahren ist etwas kompliziert, aber grundsätzlich sind die unterschiedlichen Felder nötig, damit diese Art der Bildgebung funktioniert.
Auch Tattoos und Sexspielzeuge können zur Gefahr werden
Die Magnetfelder wirken sich, wie wir wissen, allerdings nicht nur auf die Wasserstoffatome aus. Ferromagnetische Stoffe im Körper werden von den Pulsen ebenfalls auf mehrerlei Weise beeinflusst. Deren Wirkung auf metallische Bestandteile von Schrittmachern stört oder beschädigt mitunter die Geräte. Projektilsplitter und Metallspäne, die durch Schussverletzungen oder Unfälle in das Gewebe eindrangen, können während des Scans einige Millimeter weiterwandern. Ärztinnen und Ärzte erwägen bei Anwesenheit solcher Fremdkörper sehr genau, ob ein MRT zu riskant ist, und weichen dann gegebenenfalls auf andere Bildgebungsverfahren aus. Kleine Metallteilchen bewegen sich zudem teils um ihre eigene Achse und auf engem Raum hin und her. So heizen sie sich manchmal gefährlich auf. Das kann sogar bei Tattoos zu Problemen führen, bei denen gewisse metallhaltige Farben verwendet wurden. Durch das MRT entstehen dann eventuell Verbrennungen. Mit Eispackungen lassen sie sich in der Regel gut verhindern.
Generell sind MRTs bei ordnungsgemäßem Gebrauch sehr sicher. Jährlich werden zigtausende Scans durchgeführt, ohne dass es zu Schäden an den Untersuchten kommt. Schwere Unfälle mit übersehenen oder nicht gemeldeten Metallteilen sind zwar selten, doch das sollte niemanden dazu verleiten, bei der Vorbereitung auf die Untersuchung nachlässig zu werden. Denn dass eine Unachtsamkeit durchaus in die Hose gehen kann, zeigt ein Fall, der sich 2023 in den USA ereignete. Eine Frau schleuste ohne Kenntnis der Klinikmitarbeitenden einen Butt-Plug, also einen Analstöpsel, mit sich ins MRT (und ja, er steckte genau dort, wo man ihn erwarten darf). Das Sexspielzeug bestand vermeintlich aus Silikon, einem Kunststoff, der im Magneten unproblematisch sein sollte. Zur Überraschung der Anwesenden, allen voran der untersuchten Frau, enthielt sein Kern wohl doch ferromagnetisches Material. Was dazu führte, dass sie vor Schmerzen schreiend aus dem MRT gebracht und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Welche Verletzungen sie sich zuzog und wie es ihr danach erging, ist aus dem Unfallbericht leider nicht ersichtlich.
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