Springers Einwürfe: In brennender Sorge

Seit einigen Jahren nehmen großflächige Feuersbrünste überhand, die nicht nur riesige Waldflächen verwüsten, sondern auch Wohngebiete zerstören und eine steigende Anzahl von Menschen töten. Das Ausmaß und vor allem die explosionsartige Zunahme der angerichteten Schäden wurden bisher unterschätzt. Das offenbart eine Analyse auf Basis von Daten der Munich Re.
Die in München ansässige größte Rückversicherungsgesellschaft der Welt garantiert anderen Versicherern bei Schadensfällen die Liquidität. Schon aus purem Geschäftsinteresse versucht die Firma ein realistisches Bild der Risiken zu gewinnen, wie sie in diesem Fall durch Flächenbrände drohen.
Aus diesen privat gesammelten Daten, ergänzt durch öffentlich zugängliche Erhebungen, ermittelte ein Team um den australischen Forscher Calum Cunningham von der University of Tasmania die räumliche und zeitliche Verteilung großer Waldbrände von 1980 bis 2023. Demnach haben die wirtschaftlich katastrophalsten Ereignisse seit 2015 rapide zugenommen: Knapp die Hälfte der 200 größten Brände ereignete sich im letzten Jahrzehnt.
Der Trend setzt sich fort. Die Autoren zitieren die Feuersbrunst um und in Los Angeles im Januar 2025 – der wahrscheinlich kostspieligste Großbrand der Geschichte mit direkten Schäden von 65 Milliarden US-Dollar – sowie wiederholte Großfeuer in Griechenland, Chile und Südkorea.
Geografisch sind die mittleren Breiten besonders betroffen, also just die Regionen, wo viele Menschen wohnen. Meteorologisch besteht ein Zusammenhang mit Phasen extremer Hitze und Dürre, was wiederum auf den Klimawandel als Trendverstärker hindeutet.
Was ist zu tun? Eine Antwort anhand der von Feuersbrünsten verheerten kanadischen Provinz British Columbia versucht ein Team um den Umweltforscher Robin Gregory von der University of British Columbia zu geben.
Die große Frage: Was kostet so ein Großbrand überhaupt? Die direkten Verluste für Brandbekämpfung und Schadenbeseitigung sind nur die Spitze des Eisbergs. Viel schwerer wiegen die indirekten, langfristigen Kosten. Wie wird die Holzindustrie damit fertig? Wie sehr leidet die Landwirtschaft? Wann erholt sich der Tourismus?
Hinzu kommen Effekte durch den Brandrauch, der in Form von Feinstaub großräumig und langfristig die Mortalität erhöht. Nach Schätzungen sollen infolge kalifornischer Waldbrände binnen eines Jahrzehnts mehr als 50 000 Menschen vorzeitig an Kreislauf- und Atemwegserkrankungen gestorben sein.
Die kanadischen Forscher unterscheiden zwei Optionen. Entweder konzentriert man sich auf die Beseitigung der direkten Schäden. Das ist die derzeit in Amerika und Europa vorherrschende Strategie. Sie wird mit der Zeit immer teurer, weil die Preise für Feuerbekämpfung und Aufforstung steigen. Vor allem aber nehmen die geschädigten Flächen infolge der immer häufigeren Brände weiter zu. Zum bitteren Ende hin würden die Kosten freilich sinken, weil kein brennbares Land mehr übrig wäre.
Die zweite Option: Man kombiniert die Schadenbeseitigung mit Investitionen in vorbeugende Maßnahmen. Das bedeutet hohe Budgets für eine feuersichere Waldbewirtschaftung: lockere Aufforstung, Brandschneisen, Wassergräben sowie Abtransport (und wirtschaftliche Nutzung) von umherliegendem Totholz. Dafür sinken allmählich die horrenden direkten und indirekten Kosten verbrannter Wälder.
Wie bei jeder Prophylaxe gilt: Sie kostet etwas, aber gegen den vermiedenen Schaden ist sie billig. Dafür ein öffentliches Bewusstsein zu schaffen, bleibt freilich eine Sisyphosaufgabe.
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