Angemerkt!: Zeit für Entscheidungen
Die Forscher des Whitehead-Instituts hoffen, mit ihrer neuen Methode bestehende ethische Problematiken der verbrauchenden Embryonenforschung zu umgehen. Doch lassen sich moralische Konflikte lösen, indem man um sie herummanövriert?
Der Traum vom Allheilmittel Stammzellforschung könnte so schön sein – wären da nicht die unangenehmen moralischen Nebenwirkungen, die immer wieder von Kritikern bemängelt werden. Ihre regelmäßig wiederkehrende Frage lautet: Ist es moralisch legitim, mit Embryonen Wesenheiten zu töten, die theoretisch zumindest die Fähigkeit hätten, sich zu erwachsenen Menschen zu entwickeln?
In der deutschen Debatte drehen sich die Kontrahenten dabei konsequent um einen Streitpunkt: Welchen Status haben Embryonen? Sind sie Menschen mit potenziellen Eigenschaften oder einfach nur Zellklumpen ohne Fähigkeiten zur Reiz- und Schmerzwahrnehmung? Seit Jahren ist darüber keine Einigkeit zu erzielen. Die Debatte tritt auf der Stelle, während die Forschung sich stetig weiterentwickelt – sehr zur Sorge der deutschen Wissenschaftler, denen in Deutschland auf Grund der äußerst strengen Gesetzgebung zur verbrauchenden Embryonenforschung die Forscher-Hände vielfach gebunden sind.
Nun beschreitet Rudolf Jaenisch einen alternativen Weg (Siehe dazu: "Ethisch akzeptable Gewinnung von embryonalen Stammzellen entwickelt?"). Mit seiner neuen Technik hat er sich dafür entschieden, die Klippen moralischer Problematiken schlicht zu umschiffen: Verliert der Embryo seine Potenzialität, so offenbar sein Ansatz, löst sich auch das ethische Problem in Luft auf. Ohne die Möglichkeit, zum Menschen heranzuwachsen, so scheint es, sind Stammzellen nur ein Werkzeug – Zellklumpen, die zufällig den gleichen genetischen Aufbau haben wie wir auch. Ist das der Weg aus der moralischen Misere?
Leider nein. Denn der technische Ansatz legt eine falsche Fährte: Dass moralische Probleme durch methodische Verbesserungen aus der Welt geschafft werden können.
Jaenisch irrt, wenn er annimmt, dass seine Technik eine qualitative Veränderung zu bisherigen Formen der verbrauchenden Embryonenforschung darstellt. Denn auch bei der jetzigen Methode des somatischen Zellkerntransfers ist die viel besprochene Potenzialität der Embryonen faktisch nicht vorhanden: Um sich entwickeln zu können, müsste er in einen Uterus eingesetzt werden. Wird er aber nicht – weil er zu einem ganz anderen Zweck erschaffen wurde. Entsprechend ist die Frage, ob der Embryo sich deswegen nicht entwickeln kann, weil ihn niemand in einen Uterus einsetzt oder darum, weil man ihm die Fähigkeit zum Einnisten genommen hat, technische Haarspalterei.
In einer Hinsicht weist Jaenisch jedoch in eine richtige Richtung: Denn womöglich ist es langsam an der Zeit, die Frage des embryonalen Status hinter uns zu lassen und uns einer Entscheidung stellen, mit der man sich gerade in Deutschland schwer tut: Wollen wir Embryonen opfern, um aktuell lebenden Personen zu helfen? Und zwar auch dann, wenn Stammzellen als Embryonen und auch als Menschen gelten?
Diese Frage ist gerade für unsere Kultur schmerzlich, denn eine bejahende Antwort bedeutet einen klaren Bruch mit Kants Prinzip der Menschenwürde, nach dem wir andere Menschen niemals nur als Mittel, sondern immer auch als Zweck betrachten sollten. Genau dies würden wir in Bezug auf Embryonen aufgeben, wenn wir sie verbrauchen, um daran zu forschen.
Nun, man muss diese Frage nicht positiv beantworten – ein "Nein" wäre ebenfalls möglich. Nur müssten wir dann auch die entsprechenden Konsequenzen tragen. Moralisch folgerichtig hieße das: Verzicht auf Produkte, die durch verbrauchende Embryonenforschung gewonnen wurden. Realistisch ist diese Forderung – als moralische Überforderung – allerdings nicht. Der technische Vorsprung anderer Länder auf dem Gebiet der embryonalen Stammzellforschung und der Abhängigkeit von Produkten aus dem Ausland wären es als Folgen eines "Nein" allemal.
Keine Frage, die Entscheidung ist schwierig. Doch sollten wir sie bald treffen – ansonsten überrollen uns einfach die Tatsachen, die andere statt unser geschaffen haben.
In der deutschen Debatte drehen sich die Kontrahenten dabei konsequent um einen Streitpunkt: Welchen Status haben Embryonen? Sind sie Menschen mit potenziellen Eigenschaften oder einfach nur Zellklumpen ohne Fähigkeiten zur Reiz- und Schmerzwahrnehmung? Seit Jahren ist darüber keine Einigkeit zu erzielen. Die Debatte tritt auf der Stelle, während die Forschung sich stetig weiterentwickelt – sehr zur Sorge der deutschen Wissenschaftler, denen in Deutschland auf Grund der äußerst strengen Gesetzgebung zur verbrauchenden Embryonenforschung die Forscher-Hände vielfach gebunden sind.
Nun beschreitet Rudolf Jaenisch einen alternativen Weg (Siehe dazu: "Ethisch akzeptable Gewinnung von embryonalen Stammzellen entwickelt?"). Mit seiner neuen Technik hat er sich dafür entschieden, die Klippen moralischer Problematiken schlicht zu umschiffen: Verliert der Embryo seine Potenzialität, so offenbar sein Ansatz, löst sich auch das ethische Problem in Luft auf. Ohne die Möglichkeit, zum Menschen heranzuwachsen, so scheint es, sind Stammzellen nur ein Werkzeug – Zellklumpen, die zufällig den gleichen genetischen Aufbau haben wie wir auch. Ist das der Weg aus der moralischen Misere?
Leider nein. Denn der technische Ansatz legt eine falsche Fährte: Dass moralische Probleme durch methodische Verbesserungen aus der Welt geschafft werden können.
Jaenisch irrt, wenn er annimmt, dass seine Technik eine qualitative Veränderung zu bisherigen Formen der verbrauchenden Embryonenforschung darstellt. Denn auch bei der jetzigen Methode des somatischen Zellkerntransfers ist die viel besprochene Potenzialität der Embryonen faktisch nicht vorhanden: Um sich entwickeln zu können, müsste er in einen Uterus eingesetzt werden. Wird er aber nicht – weil er zu einem ganz anderen Zweck erschaffen wurde. Entsprechend ist die Frage, ob der Embryo sich deswegen nicht entwickeln kann, weil ihn niemand in einen Uterus einsetzt oder darum, weil man ihm die Fähigkeit zum Einnisten genommen hat, technische Haarspalterei.
In einer Hinsicht weist Jaenisch jedoch in eine richtige Richtung: Denn womöglich ist es langsam an der Zeit, die Frage des embryonalen Status hinter uns zu lassen und uns einer Entscheidung stellen, mit der man sich gerade in Deutschland schwer tut: Wollen wir Embryonen opfern, um aktuell lebenden Personen zu helfen? Und zwar auch dann, wenn Stammzellen als Embryonen und auch als Menschen gelten?
Diese Frage ist gerade für unsere Kultur schmerzlich, denn eine bejahende Antwort bedeutet einen klaren Bruch mit Kants Prinzip der Menschenwürde, nach dem wir andere Menschen niemals nur als Mittel, sondern immer auch als Zweck betrachten sollten. Genau dies würden wir in Bezug auf Embryonen aufgeben, wenn wir sie verbrauchen, um daran zu forschen.
Nun, man muss diese Frage nicht positiv beantworten – ein "Nein" wäre ebenfalls möglich. Nur müssten wir dann auch die entsprechenden Konsequenzen tragen. Moralisch folgerichtig hieße das: Verzicht auf Produkte, die durch verbrauchende Embryonenforschung gewonnen wurden. Realistisch ist diese Forderung – als moralische Überforderung – allerdings nicht. Der technische Vorsprung anderer Länder auf dem Gebiet der embryonalen Stammzellforschung und der Abhängigkeit von Produkten aus dem Ausland wären es als Folgen eines "Nein" allemal.
Keine Frage, die Entscheidung ist schwierig. Doch sollten wir sie bald treffen – ansonsten überrollen uns einfach die Tatsachen, die andere statt unser geschaffen haben.
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