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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Chamaemelum nobile

Chamaemelum nobile (L.) All.
(syn. Anthemis chamomilla-romana, A. nobilis, A. odorata, Chamaemelum odoratum, Chamomilla nobilis, Leucanthemum odoratum, Lyonnetia abrotanifolia, Matricaria nobilis, Ormenis aurea, O. nobilis); Römische Kamille (syn. Römische Hundskamille, Edel-Kamille, Gartenkamille, Doppelte Kamille, Große Kamille, Dickköpfe, Welsche Kamille, Dicke Granille, Gaadekamille, Krampf-Kamille), vgl. Abbildung.
Fam.: Asteraceae (Compositae).
Vork.: West- und Südeuropa, Nordafrika.
Drogen: 1. Chamomillae romanae flos (syn. Anthemidis flores, Anthemidis flos, Flores Chamomillae hortensis, -nobilis Flores Chamomillae nobilis, -odorati, Flores Chamomillae odorati Chamomillae romanae flores, Flores Anthemidis, Flores Chamomillae romanae, Flos Anthemidis); Römische Kamillen, die getrockneten Blütenköpfchen der kultivierten, gefülltblütigen Varietät. Inh.: äther. Öl (0,6-2,4 %) mit Estern der Angelica- und Tiglinsäure als Hauptkomponenten sowie Methacryl- und Isobuttersäure, die jeweils mit C3-C6-Alkoholen verestert sind, außerdem in geringer Menge Terpenkohlenwasserstoffe, u.a. α- und β-Pinen, α- und β-Caryophyllen , Bisabolen und Chamazulen, schließlich Nobilin, ein Sesquiterpenlacton vom Germacranolid-Typ vgl. Formel, Hydroperoxide, Flavonoide (0,5 %, bes. Apigenin- und Luteolin-7-glucosid), Ester der Kaffeesäure und Ferulasäure sowie Triterpene und Steroide. Anw.: Verdauungsbeschwerden, Blähungen, nervöse Störungen, äußerlich als Aufguß zur Wundbehandlung bei entzündlichen Prozessen sowie für Spülungen bei Schleimhhautentzündungen im Mundbereich, ferner zum Aufhellen nachgedunkelter Haare. Zur Teezubereitung kommen als Einzelgabe 1 Eßlöffel (etwa 2-3 g) fein zerschnittene Droge zum Einsatz. Geg.: Der Gehalt an Germacranoliden mit exocyclischer Methylengruppe macht die römische Kamille zu einem potentiellen Kontaktallergen. Nobilin wirkt zytostatisch. 2. Chamomillae romanae aetheroleum (syn. Aetheroleum Chamomillae romanae, Oleum Anthemidis, Oleum Chamomillae romanae); Römisches Kamillenöl, das aus den frischen oder getrockneten, gefüllten oder ungefüllten Blütenköpfchen und den getrockneten oberirdischen Pflanzenteilen gewonnene äther. Öl. Inh.: s. Chamomillae romanae flos. Anw.: volkstümlich bei krampfartigen Schmerzen im Magen-Darm-Bereich sowie bei dysmenorrhoischen Beschwerden. Ferner in der Lebensmittelindustrie als Aromastoff sowie in der Kosmetik.
Hom.: Chamaemelum nobile HAB1, die frischen oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anw.-Geb.: Magen-Darm-Beschwerden, nervöse Störungen.
Histor.: Römische Kamille ist seit dem 16. Jh. als Arzneipflanze bekannt. Arzneilich angewendet wurde sie zuerst in England, wo sie, bes. in der Nähe von London, als gemeines Unkraut verbreitet war. Der Name "nobile" (lat., edel) sollte die therapeutische Überlegenheit gegenüber der Gemeinen Kamille andeuten. Chamaemelum ist dagegen der alte Name für Chamomilla, wie er schon von Dioskurides (1. Jh. n.Chr.) gebraucht wurde.



Chamaemelum nobile, Römische Kamille



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