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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Gallen

Gallen
(syn. Galla, Gallae); Galläpfel (syn. Eichengallen) sind kugelförmige, im Durchmesser ca. 2,5 cm dicke, braungelbe bis schwarzgrüne, harte, mit Höckern und meistens mit einem etwa 3 mm weiten Flugloch versehene Gebilde. Die früher offizinellen türkischen oder Aleppo-Gallen verdanken ihre Entstehung dem Stich bzw. der Eiablage der Gallwespe Cynips tinctoria (syn. Andricus gallaetinctoriae) vgl. Abbildung in die jungen Blattknospen der Galleiche (Quercus infectoria, Quercus-Arten). Auf diesen Reiz hin bilden sich anstelle der normalen Triebe kugelige gerbstoffreiche Wucherungen, in denen die Larven der Gallwespe heranwachsen. Die Larven verbleiben ca. 5-6 Monate in der Galle und bohren sich dann ein Flugloch. Im Handel unterscheidet man neben den Aleppo-Gallen (syn. Allepische, Türkische oder Levantinische Gallen; vgl. Abbildung) die Mossulischen Gallen, die Smyrna-Gallen und Chinesische bzw. Japanische Gallen (syn. Zackengallen, Chinesische Zackengallen; vgl. Abbildung), gebildet durch den Stich der Blattlaus Schlechtendalia sinensis in Knospen von Sumach-Arten, wie Rhus semiolata; Gallensumach. Die in Deutschland zu findenden Gallen stammen von anderen Quercus-Arten und werden auch durch andere Wespenarten induziert. Inh.: Tannin (60-70 %, Gallusgerbsäure, Gallotannin, Gerbstoffe), Gallussäure (ca.3 %), Ellagsäure (ca. 2 %), Zucker, Stärke, Harz, äther. Öl. Anw.: früher als Adstringens, zu Pinselungen bei Frostbeulen und Zahnfleischerkrankungen. Die Droge dient vorrangig zur Gewinnung von Tannin und wird seltener in der Gerberei und Färberei eingesetzt. Früher wurde aus Galläpfeln die Eisengallustinte hergestellt.
Hom.: Gallae turcicae HAB1; Gallen, die durch den Stich der Färbergallwespe Andricus gallae tinctoriae Oliv. auf den jungen Trieben von Quercus infectoria hervorgerufene Galle.
Histor.: Die Ärzte des Altertums wie Hippokrates und Theophrast haben die Gallen medizinisch genutzt. Den Ägyptern war die Bereitung von Tinte mit Hilfe dieser Droge bekannt. In römischer Zeit setzte Alexander Trallianus Gallen zur Blutstillung und als Magenpflaster ein. Seit der Zeit der Kreuzzüge kamen Gallen aus Kleinasien regelmäßig nach Europa.



Cynips tinctoria. Gallwespe.



Gallen, Aleppogallen

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