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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Juniperus communis

Juniperus communis L.
Wacholder (syn. Machandel, Kranewitt).
Fam.: Cupressaceae.
Vork.: Europa, in drei Unterarten: ssp. alpina, ssp. communis und ssp. hemisphaerica.
Drogen: 1. Juniperi aetheroleum (syn. Aetheroleum Juniperi, Oleum Iuniperi, Oleum Juniperi, Oleum Juniperi baccarum); Wacholderbeeröl (syn. Ätherisches Wacholderöl, Wacholderöl), das aus den reifen Beerenzapfen durch Wasserdampfdestillation gewonnene äther. Öl. Inh.: Hauptkomponenten sind Monoterpenkohlenwasserstoffe, bes. α- Pinen, β-Myrcen, Limonen und Sabinen. Geringere Anteile bestehen aus Sesquiterpenkohlenwasserstoffen und oxidierten Monoterpenen, insbes. Terpinen-4-ol. Anw.: Bestandteil einiger Fertigarzneimittel, meist in Kapselform, die bei dyspeptischen Beschwerden und als mildes Diuretikum genutzt werden. Äußerlich als Badezusatz oder in Einreibungen zur Hyperämisierung bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. 2. Juniperi fructus (syn. Baccae Juniperi, Drupae Juniperi, Fructus Juniperi, Galbuli Juniperi, Iuniperi fructus, Pseudofructus iuniperi); Wacholderbeeren (syn. Kaddigbeeren), die reifen, getrockneten Beerenzapfen. Inh.: äther. Öl (0,8 bis 2 %, s. Juniperi aetheroleum), Gerbstoffe vom Catechintyp, Invertzucker (ca.30 %) und geringe Mengen an Flavonoiden. Anw.: in Teemischungen, die bei dyspeptischen Beschwerden genutzt werden. Infolge Reizung des Nierenepithels ist die frühere Anwendung als Diuretikum nicht mehr vertretbar, da eine Nierenschädigung bei längerem Gebrauch nicht ausgeschlossen werden kann. Geg.: bei Nierenentzündungen sowie in der Schwangerschaft sind Wacholderzubereitungen zu vermeiden. 3. Juniperi lignum (syn. Lignum Juniperi); Wacholderholz, das getrocknete Ast-, Stamm- und Wurzelholz. Inh.: äther. Öl (ca 0,1 %) mit Thujopsen als Hauptkomponente sowie Diterpene, u.a. Sugiol und Xanthoperol. Anw.: in der Volksheilkunde bei unzureichender Harnausscheidung, ferner als schweißtreibendes Mittel.
Hom.: 1. Juniperus communis HAB1; Wachholder, die frischen, reifen Samenzapfen. Anw.-Geb.: Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes sowie der Nieren und ableitenden Harnwege. 2. Juniperus communis fructibus siccatis; die reifen, getrockneten Beerenzapfen. Anw.-Geb.: anthroposophische Therapierichtung.
Histor.: Der Gattungsname soll sich aus dem lateinischen junior (der Jüngere) und pario (erscheine) ableiten, bezugnehmend darauf, daß die jüngeren Früchte bereits erscheinen, während die alten schwarzen noch am Strauch hängen; commnis = gewöhnlich. Der Name Wacholder geht auf das althochdeutsche "wechelder, wechalter" zurück und ist mit "lebensfrischer", d.h. immergrüner Strauch oder Baum übersetzbar. Während bei den antiken Schriftstellern der Gemeine Wacholder im Gegensatz zu anderen Juniperus-Arten keine Erwähnung fand, stand dieser bereits bei den Germanen in hohem Ansehen. Im Mittelalter galt er als Vorbeugungsmittel gegen Pest, zudem empfahlen ihn die Kräuterbücher des 16. und 17. Jh. als harntreibendes, verdauungsförderndes und magenstärkendes Mittel. vgl. Abbildung



Juniperus communis. Sproß einer weiblichen Pflanze (A), Sproß einer männlichen Pflanze (B), 1- bis 2jährige Beerenzapfen (C ).

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