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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Lycopodium clavatum

Lycopodium clavatum L.
(syn. Lepidotis clavata, Lycopodium officinale, L. vulgare); Keulenbärlapp (syn. Drudenfuß, Erdmoos, Kolbenbärlapp).
Fam.: Lycopodiaceae.
Vork.: zirkumpolar in gemäßigten bis kalten Gebieten, Europa, Westasien.
Drogen: 1. Lycopodii herba (syn. Herba Lycopodii, Herba Musci clavati, Herba Musci terrestris); Bärlappkraut (syn. Erdmoos, Gürtelkraut, Hexenkraut, Moosfarn, Schlangenkraut, Schlangenmoos), das getrocknete, im Mai und Juni gesammelte Kraut. Die Droge ist giftig! Inh.: Alkaloide (0,1-0,4 %, v.a. Lycopodin vgl. Formel, Fawcettin und ihre Derivate), Triterpene (α-Onocerin, Lycoclavatol und weitere Bisnoronoceran-Derivate), Fett, Sterole, Phenolcarbonsäuren, Azelainsäure, Flavonoide. Anw.: in der Volksheilkunde innerlich zur Diuresesteigerung bei Nieren- und Blasenleiden, Koliken, Erkrankungen der Harn- und Geschlechtsorgane, Menstruationsbeschwerden und Rheuma. In Indien auch gegen Impotenz. Äußerlich wurde die Droge bei Hautleiden und Ekzemen eingesetzt. Die Wirksamkeit ist nicht belegt. Wegen der toxischen Begleiterscheinungen wird vom Gebrauch der Droge abgeraten. 2. Lycopodium (syn. Farina Lycopodii, Pulvis Lycopodii, Semen Lycopodii, Sporae Lycopodii, Sulfur vegetabile), die reifen Sporen der Gattung Lycopodium. Inh.: nur Spuren von Alkaloiden, fettes Öl (40-50 %, v.a. Triglyceride ungesättigter Fettsäuren), Dihydrokaffeesäureester (ca. 3 %), Polyterpene (23-48 % Sporonin), Mineralien (v.a. Aluminiumsalze). Anw.: in der Volksheilkunde innerlich bei Nieren- und Blasenleiden, Koliken, Durchfällen und Rheumatismus sowie äußerlich als Wundstreupuder bei juckender Haut und nässenden Ekzemen. In der Galenik spielte die Droge eine große Rolle bei der Herstellung von Pillen, heute wird sie noch eingesetzt als Conspergens für Präservative und OP-Handschuhe sowie als Zusatz für Emulsionen. In der Kosmetik wird die Droge für Trockenshampoos und Gesichtspuder verwendet. In der Technik dient sie als Zusatz zu Feuerwerkskörpern bzw. in der Kriminalistik zusammen mit Carmin zum Sichtbarmachen von Fingerabdrücken. vgl. Abbildung
Hom.: Lycopodium clavatum HAB 1 (syn. Lycopodium), die getrockneten, reifen Sporen. Anw.-Geb.: Entzündungen der Atemorgane, allgemeine Blutvergiftung, Folgen von Infektionskrankheiten, Entzündungen und Störungen des Leber-Galle-Systems, Verdauungsstörungen, Stoffwechselkrankheiten, Entzündungen der Harnorgane, Nierensteine, Krampfaderleiden, chronische und akute Hauterkrankungen, Regelstörungen und Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane, Alterskrankheiten, Verhaltensstörungen und Verstimmungszustände.
Histor.: Unter dem Namen "Beerlap" wird die Pflanze 1539 im Kräuterbuch des Hieronymus Bock abgebildet. Als Hausmittel war die Droge seit langer Zeit geschätzt. Mitte des 16. Jh. wurde sie dann in die deutschen Apotheken eingeführt und insbesondere zur Wundbehandlung, aber auch zur Pillenfertigung verwendet. Bärlapp spielte im Aberglauben der osteuropäischen Völker eine recht große Rolle. So sollte er die Konzeption verhindern, den Ausgang von Gerichtsprozessen günstig beeinflussen und in die Strümpfe oder ins Bett gelegt, Gliederkrämpfe vermeiden. Der Gattungsname Lycopodium setzt sich auf Grund der dicht beblätterten Zweige aus dem griechischen lykos (Wolf) und podion (Füßchen) zusammen und drückt damit das wolfstatzenähnliche Aussehen der Pflanze aus. Auch die deutsche Bezeichnung Bärlapp nimmt darauf Bezug; clavatum (lat., keulenförmig) weist auf die keulenartigen Sporangienstände hin. Das Verpuffen der Bärlappsporen an der Flamme hat der Droge auch die Bezeichnungen Blitz- oder Hexenpulver eingebracht.





Lycopodium clavatum, Pflanze mit Sporophyllständen (A), Sporen in zwei Ansichten (B, C).

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