Direkt zum Inhalt

Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Primula-Arten

Primula-Arten

Fam.: Primulaceae.

Primula auricula L., Aurikel (syn. Alpen-Aurikel, Gamswurz, Ohr-Schlüsselblume, Rickelchen, Wilde Aurikel), vgl. Abbildung.
Vork.: Alpenregion.
Drogen: 1. Primula-auricula-Kraut, die oberirdischen Pflanzenteile. Inh.: Anthocyane, Flavonoide. Anw.: früher in der Volksheilkunde bei Lungenerkrankungen, bei Frostbeulen und Geschwüren. 2. Primula-auricula-Wurzel; Aurikelwurzel (syn. Primelwurzel, Schlüsselblumenwurzel), die getrockneten Wurzeln. Inh.: äther. Öl mit Paeonol, Saponine, Primverin, Primulaverin. Anw.: in der Volksheilkunde zur Behandlung der Phthisis, einer schweren Form der Lungentuberkulose.



Primula auricula, Aurikel

Primula elatior (L.) Hill; Hohe Schlüsselblume (syn. Weiße Schlüsselblume), vgl. Abbildung.
Vork.: Mitteleuropa bis Südrußland.
Drogen: 1. Primulae flos cum calycibus; Primula-elatior-Blüten, die getrockneten, ganzen Blüten mit Kelch. Inhaltsstoffe und Anwendung s. Primula veris. 2. Primulae radix (syn. Radix Primulae, Rhizoma Primulae, Rhizoma cum radicibus Primulae); Primula-elatior-Wurzel (syn. Primelwurzel, Schlüsselblumenwurzel), der getrocknete Wurzelstock mit Wurzeln; vgl. Abbildung. Inh.: Triterpensaponine (4-10 %) mit Protoprimulagenin A als Sapogenin. Ferner Phenolglykoside, besonders Primulaverin (1,5-2 % in der Märzdroge). Anw.: s. Primula veris.



Primula elatior, Hohe Schlüsselblume



Primula elatior, Primulae radix, Primelwurzel

Primula farinosa L. (syn. Aleuritia farinosa, Androsace farinosa, Primula auricula, P. nivalis); Mehlprimel (syn. Mehl-Schlüsselblume).
Vork.: Europa, alpine Regionen; Skandinavien, Nordengland, Schottland.
Droge: Primula-farinosa-Wurzel (syn. Mehlprimelwurzel), die Wurzeln. Inh.: Saponine. Anw.: volkstümlich zum Erleichtern des Bergsteigens durch eine verbesserte Atmung.

Primula obconica Hance; Giftprimel (syn. Becherprimel).
Vork.: Ostasien.
Inh.: enthält in den Drüsenhaaren ein Sekret mit dem Giftstoff Primin, das bei dafür empfänglichen Personen Hautreizungen (Primeldermatitis) induziert.
Hom.: Primula obconica HAB; die frische, ganze Pflanze. Anw.-Geb.: Hautausschläge.

Primula veris L. (syn. Primula coronaria, P. montana, P. odorata, P. officinalis); Frühlingsschlüsselblume (syn. Arznei-Primel, Fünfwundenblume, Kirchenschlüssel, Maiblümel, Peterschlüssel, Wiesen-Schlüsselblume).
Vork.: Europa, Asien.
Drogen: 1. Primulae flos cum calycibus (syn. Flores Primulae, Flores Primulae cum calycibus); Primula-elatior-Blüten (syn. Aurikeln, Himmelsschlüsselblumen, Primelblüten, Schlüsselblumenblüten), die getrockneten, ganzen Blüten mit Kelch. Inh.: Flavonoide, u.a. Apigenin und Luteolin sowie Kämpferol- und Quercetinglykoside, ferner Saponine, Carotinoide und Spuren äther. Öls. Anw.: Katarrhe der Atemwege. Volkstümlich auch bei Angstzuständen, Schlaflosigkeit und Hysterie. 2. Primulae flos sine calycibus (syn. Flores Primulae, Flores Primulae sine calycibus); Schlüsselblumenblüten ohne Kelch, die nach der Entfernung des Kelches sorgfältig getrockneten Blüten. Inhaltsstoffe und Anwendung s. Primulae flos sine calycibus. 3. Primulae radix (syn. Radix Primulae, Rhizoma cum radicibus Primulae, Rhizoma Primulae); Primula-veris-Wurzel (syn. Schlüsselblumenwurzel), der getrocknete Wurzelstock mit Wurzeln. Inh.: Triterpensaponine (4-10 %) mit Protoprimulagenin A vgl. Formel (13β,28-Epoxyoleanan-3β,16α-diol) als dominierendem Sapogenin und D-Glucose, L-Rhamnose und D-Galactose als Monosaccharidkomponenten. Als Nebensaponine liegen Glykoside des Priverogenin-A-monoacetats vor. Außerdem Phenolglykoside, u.a. Primverin und Primulaverin, sowie Spuren von äther. Öl. Anw.: Katarrhe der Atemwege. Volkstümlich auch u.a. bei rheumatischen und Nierenbeschwerden.
Hom.: Primula veris HAB 34, die frische, blühende Pflanze. Anw.-Geb.: Hautausschläge, Kopfschmerzen.
Histor.: Der Gattungsname Primula ist die Verkleinerungsform des lateinischen prima (die erste), als Hinweis auf die ersten unter den Frühlingsblumen. Auch der Artname veris vom lateinischen ver (Frühling) ist ein entsprechender Hinweis. Die Bezeichnung Schlüsselblume geht auf den einem Schlüsselbund ähnlichen Blütenstand zurück. In den antiken Schriften wird die Schlüsselblume aus naheliegenden pflanzengeographischen Gründen nicht erwähnt. Dagegen findet sie in der nordischen Mythologie große Beachtung. So sollen Nixen, Elfen, Undinen und Najaden die schöne Blume geliebt und beschützt haben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.