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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Solidago-Arten

Solidago-Arten

Fam.: Asteraceae (Compositae).

Solidago canadensis L., Kanadische Goldrute; vgl. Abbildung.
Heim.: Nordamerika, in Europa verwilderte und eingebürgerte Zierpflanze.
Droge: Solidaginis herba (syn. Herba Solidaginis); Goldrutenkraut, die während der Blüte gesammelten und getrockneten oberirdischen Teile von S. canadensis, S. gigantea, deren Hybriden oder Mischungen von diesen. Inh.: Flavonoide (ca. 2,4 %) vom Flavonoltyp mit Rutin als Hauptkomponente, bisdesmosidische Triterpensaponine (ca. 2-3 %) mit Bayogenin (2β-, 3β-, 23-Trihydroxy-olean-12-en-28-säure) als Sapogenin und D-Apiose, D-Chinovose, D-Galactose, D-Glucose, L-Rhamnose und D-Xylose als Zuckerbausteinen. Weitere Bestandteile sind äther. Öl (0,6 %) mit monocyclischen und bicyclischen Mono- und Sesquiterpenen vom Cadinen-, Farnesan-, Germacran- und Guajantyp sowie Diterpene, Kaffeesäurederivate, u.a. Chlorogensäure, und Polysaccharide. Anw.: Zur Durchspülungstherapie bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege; zur vorbeugenden Behandlung von Harnsteinen und Nierengrieß. Bestandteil zahlreicher entsprechender Phytopharmaka. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis 2-4 g (1 Teelöffel ca. 2 g) feinzerschnittene Droge.



Solidago canadensis, Kanadische Goldrute

Solidago gigantea Ait. (syn. Solidago glabra, S. serotina); Hohe Goldrute (syn. Riesengoldrute, Spätblühende Goldrute), vgl. Abbildung.
Heim.: Nordamerika, in Europa oft verwildert und eingebürgert.
Droge: Solidaginis herba (syn. Herba Solidaginis, Herba Solidaginis giganteae, Herba Serotinae); Goldrutenkraut (syn. Riesengoldrutenkraut). Inh.: entsprechen weitgehend denen von S. canadensis, jedoch liegt der Gehalt an Flavonoiden bei etwa 3,9 % mit Quercitrin als Hauptkomponente und auch die Saponine übertreffen sowohl hinsichtlich Zahl der Zuckerbausteine als auch im Gehalt die von S. canadensis. Anw.: s. Solidago canadensis.



Solidago gigantea, Riesen-Goldrute

Solidago virgaurea L. (syn. Amphiraphis leiocarpa, A. pubescens, Dectis decurrens, Doria virgaurea, Solidago cantonensis, S. decurrens, S. virga-aurea); Echte Goldrute (syn. Fuchsschwanz, Gemeine Goldrute, Gewöhnliche Goldrute, Goldwundkraut, Heidnisch Wundkraut, Ochsenbrot, Petrusstab, Pferdekraut, Schoßkraut, Waldkraut, Wilde Goldrute, Wundkraut), vgl. Abbildung.
Heim.: Europa, Asien, Nordamerika.
Droge: Virgaureae herba (syn. Herba Solidaginis virgaureae, Herba Consolidae sarracenicae, Herba Consolidae aureae, Herba Fortis, Herba Doria, Herba Virgaureae, Solidaginis virgaureae herba); Echtes Goldrutenkraut (syn. Goldwundkraut, Heidnisch Wundkraut, Edelwundkraut, Goldrautenkraut, Schoßkraut), die während der Blütezeit gesammelten oberirdischen Teile von S. virgaurea. Inh.: äther. Öl (0,4-0,5 %) mit γ-Cadinen als Hauptkomponente, Flavonoide (ca. 1,5 %) mit Rutin als Hauptbestandteil; bisdesmosidische, z.T im Kohlenhydratteil acylierte Triterpensaponine mit Polygalasäure als Triterpengrundkörper (ca. 0,2-0,5 %); Phenolglykoside, bes. Leiocarposid (bis 1,6 %) und Virgaureosid A vgl. Formel, ferner Kaffeesäurederivate, u.a. Chlorogensäure und 3,5-Dicoffeoylchinasäure, Iridoide sowie Polysaccharide. Anw.: Analog der Droge Solidaginis herba, wobei antiphlogistische, antimycetische und spasmolytische Eigenschaften der Droge, bedingt vor allem durch die besondere Struktur der Saponine und der Phenolglykoside, therapeutische Vorteile gegenüber den beiden anderen Solidagodrogen bieten. Sie ist Bestandteil zahlreicher entsprechender Phytopharmaka. In der Volksheilkunde wird die Droge bereits seit dem 13. Jh. in vielfältiger Weise genutzt, bes. als Wundheilmittel, bei rheumatischen Beschwerden, Gicht und Prostataerkrankungen. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis 2-4 g (1 Teelöffel ca. 2 g) feingeschnittene Droge. Als Tagesdosis werden 6-12 g Droge empfohlen.
Hom.: Solidago virgaurea HAB 1; Echte Goldrute, die frischen Blütenstände. Anw.-Geb.: Erkrankungen der Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sowie der Nieren und ableitenden Harnwege.
Histor.: Der Gattungsname Solidago ist lateinischen Ursprungs und von solidus (gesund, fest), unter Bezugnahme auf die Heilwirkung der Pflanze, abgeleitet. Der ebenfalls lateinische Artname setzt sich aus virga (Rute) und aureus (golden) aufgrund von Form und Farbe des Blütenstandes zusammen. Als Wundkraut soll die Goldrute bereits bei den alten Germanen in hohem Ansehen gestanden haben. Die erste nachweisliche Verwendung der Droge als Urologikum geht allerdings erst auf den in Frankreich, Italien und Spanien tätigen Arzt Arnold von Villanova (etwa 1240-1311) zurück. Seine Angaben wurden von den mittelalterlichen Kräuterbüchern aufgegriffen und die günstige Wirkung der Droge zur Behandlung von Blasensteinen und Nierengrieß hervorgehoben. Arnaud (1653) nennt die Goldrute als Diuretikum sowie als Mittel zum "Lösen der Steine". In der Württembergischen Pharmakopöe von 1741 wird die Droge als Herba Consolidae Saraceniae und als "Lithontripticum" bezeichnet. Diese Anwendung setzt sich in der Folgezeit bis in die Gegenwart fort. Da die Droge sowohl innerlich als auch äußerlich als heilend galt, wurde sie auch als "Heidnisch Wundkraut" bezeichnet.



Solidago virgaurea, Echte Goldrute



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