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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Thymus-Arten

Thymus-Arten

Fam.: Lamiaceae (Labiatae).

Thymus capitatus (L.) Hoffmanns. et Link (syn. Coridothymus capitatus; Satureja capitata, Thymbra capitata).
Vork.: Mittelmeergebiet, Portugal.
Drogen: 1. Thymus capitatus aetheroleum; Spanisches Hopfenöl (syn. Spanisches Origanumöl), das durch Wasserdampfdestillation des Krautes gewonnene Öl. Inh.: Carvacrol (40-70 %), Thymol (3-10 %), p-Cymen (7-12 %), γ-Terpinen (7-20 %) sowie weitere terpenoide Begleitstoffe. Anw.: als Aromastoff in der Seifen und Parfümindustrie. 2. Thymus-capitatus-Kraut, die getrockneten Blätter und Blüten. Inh.: äther. Öl, Zusammensetzung s. Thymus capitatus aetheroleum. Anw.: in der Volksheilkunde innerlich bei Herzleiden, Schwellungen, Wassersucht und Verdauungsbeschwerden; äußerlich bei lokalen Lähmungserscheinungen.

Thymus x citriodorus (Pers.) Schreb. (syn. Thymus comptus, T. jankae, T. lanuginosum var. citriodorum, T. serpyllum var. citriodorus, T. serpyllum var. vulgaris); Zitronenquendel (syn. Zitronenthymian).
Vork.: in Europa kultiviert.
Droge: Thymus-citriodorus-Kraut; Zitronenthymian), die frischen Zweige. Inh.: äther. Öl mit Geraniol als Hauptkomponente (ca. 60 %), daneben Citral (ca. 15 %), β-Caryophyllen (ca. 3 %), Nerol (ca. 3 %), Geranylacetat (ca. 1 %) und Linalool (ca. 1 %). Anw.: als Gewürz in Salaten.

Thymus mastichina L.; Mastix-Thymian.
Vork.: Iberische Halbinsel, in Spanien kultiviert.
Droge: Thymus mastichina aetheroleum; Thymus-mastichina-Öl, das Wasserdampfdestillat der oberirdischen Pflanzenteile. Inh.: 1,8-Cineol als Hauptkomponente (50-70 %), daneben weitere Terpene, u.a. Linalool (10-15 %), Campher und α-Terpineol (jeweils 5 %), α- und β-Pinen, α-Terpinylacetat und Borneol. Anw.: in der Volksheilkunde zur Desinfektion und Heilung von Wunden; in der Seifen- und Parfümindustrie als Aromastoff.

Thymus pulegioides L. (syn. Cunila thymoides, Thymus chamaedrys, T. glaber, T. ovatus, T. serpyllus ssp. montanus, T. ucrainicus); Arzneithymian (syn. Echter Quendel).
Vork.: Europa.
Droge: Thymus pulegioides aetheroleum; Quendelöl (syn. Thymus-pulegioides-Öl), das Wasserdampfdestillat der oberirdischen Pflanzenteile. Inh.: Carvacrol als Hauptkomponente (ca. 33 %), ferner γ-Terpinen, p-Cymen, β-Caryophyllen, Citral, Geraniol und Thymol. Anw.: in der Volksheilkunde bei Katarrhen der Atemwege, bei Husten, als Antiseptikum und bei Entzündungen unterschiedlicher Genese.

Thymus serpyllum L. s. l. Quendel (syn. Feldpoley, Feldthymian, Sandthymian, Wilder Thymian), vgl. Abbildung.
Vork.: Mittelmeergebiete und gesamte gemäßigte Zonen Eurasiens.
Drogen: 1. Serpylli aetheroleum (syn. Aetheroleum Serpylli, Oleum Serpylli); Quendelöl, das Wasserdampfdestillat der getrockneten, oberirdischen Teile. Inh.: phenolische Substanzen, bes. Carvacrol (20-40 %), neben Thymol (1-5 %) sowie u.a. p-Cymen und γ-Terpinen (je 5-15 %), Borneol, Bornylacetat, Caryophyllen, 1,8-Cineol, Geraniol und Linalool. Anw.: äußerlich zu Bädern sowohl bei Erkrankungen der Atmungsorgane als auch bei Hautleiden. Innerlich mitunter Bestandteil von Arzneifertigpräparaten, die bei Katarrhen der Luftwege als Expektorantien genutzt werden. 2. Serpylli herba (syn. Herba Serpylli); Quendelkraut (syn. Feldthymian), die zur Blütezeit gesammelten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten, oberirdischen Sprosse. Inh.: äther. Öl (0,2-0,6 %, s. Serpylli aetheroleum), Flavone, Lamiaceengerbstoffe mit Rosmarinsäure (2,3 %) und weiteren Hydroxyzimtsäurederivaten (ca. 1 %), Triterpene, u.a. Oleanol- und Ursolsäure. Anw.: Katarrhe der Atemwege, oft Bestandteil entsprechender Teemischungen, äußerlich für Bäder zur unterstützenden Behandlung von Bronchitiden. Volkstümlich innerlich auch bei Verdauungsbeschwerden und als Gewürz.
Hom.: Thymus serpyllum (syn. Serpyllum) HAB 1; Quendel, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anw.-Geb.: Bronchialerkrankungen.



Thymus serpyllum, Quendel

Thymus vulgaris L. (syn. Thymus aestivus, T. durius, T. ilerdensis, T. niger, T. odoratus, T. valentinus, T. webbianus). Echter Thymian (syn. Gartenthymian, Gemeiner Thymian, Römischer Thymian), vgl. Abbildung.
Vork.: Mittel- und Südeuropa, Nordafrika.
Drogen: 1. Thymi aetheroleum (syn. Aetheroleum Thymi, Oleum Thymi); Thymianöl, das aus dem frischen blühenden Kraut durch Wasserdampfdestillation gewonnene Öl. Inh.: Thymol (30-50 %), Carvacrol (1-5 %), ferner p-Cymen (15-20 %), γ-Terpinen (5-10 %), Thymolmethylether (1,4-2,5 %) sowie u.a. Borneol, Camphen, 1,8-Cineol, Linalylacetat, Terpenylacetat und verschiedene Sesquiterpenkohlenwasserstoffe, bes. β-Caryophyllen. Anw.: innerlich als Expektorans, z.B. mikroverkapselt in Bronchialtees, ferner äußerlich in Arzneifertigpräparaten für Bäder bei Bronchitis, bei entzündlichen Hauterkrankungen, Zerrungen und Verstauchungen. In der Kosmetik als Desodorantien für Mundpflegemittel und Antischuppen-Haarwässer sowie zum Parfümieren von Toilettenartikeln. Industriell zur Gewinnung von Thymol, das antimikrobielle Eigenschaften besitzt. 2. Thymi folium (syn. Folia Thymi, Folium Thymi); Thymianblätter, das getrocknete Laubblatt. Inhaltsstoffe und Anwendung s. Thymi herba. 3. Thymi herba (syn. Herba Thymi); Thymiankraut (syn. Thymian), die abgestreiften und getrockneten Laubblätter und Blüten. Inh.: äther. Öl (1-2,5 %, s. Thymi aetheroleum), Flavone, u.a. Apigenin, Luteolin, verschiedene methoxylierte und z.T. glykosidierte Flavone, Dihydrokämpferol, Naringenin und Taxifolin; Lamiaceengerbstoff, Phenolcarbonsäurederivate, u.a. Kaffeesäure sowie Triterpene. Anw.: als Expektorans bei Katarrhen der oberen Luftwege und Bronchitis. Oft Bestandteil von entsprechenden konfektionierten Teegemischen. Extrakte der Droge sind in zahlreichen Arzneifertigpräparaten enthalten, die der gleichen Indikation dienen. Zur Teezubereitung verwendet man 1-2 Teelöffel (1 Teelöffel ca. 1,4 g) feingeschnittene Droge. Als Tagesdosis werden bis zu 10 g Droge empfohlen.
Hom.: Thymus vulgaris HAB 1; Thymian, die frischen, oberirdischen Teile blühender Pflanzen. Anw.-Geb.: Bronchialerkrankungen.



Thymus vulgaris, Echter Thymian

Thymus zygis L., Spanischer Thymian.
Vork.: Spanien, Portugal.
Drogen: 1. Thymus zygis aetheroleum (syn. Thymus-zygis-Öl); Spanisches Thymianöl, das durch Wasserdampfdestillation aus den blühenden oberirdischen Teilen gewonnene Öl. Inh.: Thymol (30-60 %), p-Cymen (15-20 %), γ-Terpinen (5-12 %), ferner u.a. Linalool (2-5 %), Carvacrol (1-5 %), Campher (1-3 %), β-Caryophyllen (ca. 2 %), α-Terpineol (ca. 2 %) und Thymolmethylether (0,3 %). Wirk.: Im Tierversuch besitzt das äther. Öl leberprotektive Eigenschaften, die denen von Silymarin (Silybum marianum) entsprechen. Anw.: s. Thymi aetheroleum. 2. Thymi herba (syn. Herba Thymi); Thymian, das Kraut. Inh.: s. Thymi herba, Unterschiede bestehen lediglich im geringeren Anteil an Thymolmethylether. Anw.: analog Thymi herba.

Histor.: Bereits im Altertum wurden verschiedene Thymian-Arten benutzt, unter denen sich vermutlich auch der heute offizinelle Thymus vulgaris befand. Dioskurides kannte seine Verwendung als Gewürz und zu medizinischen Zwecken, Alexander Trallianus verordnete die Droge ebenfalls. Im Mittelalter wird Thymus wenig erwähnt, doch war die Droge der Heiligen Hildegard von Bingen bekannt. Im 16. und 17. Jh. ist Thymian in den Apotheken offizinell, das äther. Öl war schon 1589 im Dispensatorium Noricum (Nürnberger Arzneibuch) erwähnt. Das Thymol wurde 1853 aus Thymianöl isoliert und bald darauf medizinisch verwendet. Der Gattungsname Thymus ist zwar griechischen Ursprungs und von thymos (Mut) abgeleitet. Allerdings wird die Bezeichnung wiederum auf das ägyptische tham zurückgeführt, ein Hinweis auf eine im alten Ägypten verwendete Thymus-Art zur Leichenwaschung. Die bereits bei Hippokrates in hohem Ansehen stehende Heilpflanze wurde schon damals bevorzugt bei Erkrankungen der Atmungsorgane eingesetzt.

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