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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Urginea maritima

Urginea maritima agg.
(syn. Drimia maritima, Ornithogalum maritimum, Scilla hispanica, S. maritima, Squilla maritima, Stellaris scilla, Urginea scilla); Meerzwiebel (syn. Mäusezwiebel, Rattenzwiebel).
Fam.: Hyacinthaceae.
Vork.: bes. Küstenregionen der Mittelmeergebiete als Rote und Weiße Varietät. Abgesehen von der Homöopathie wird arzneilich die Weiße Varietät verwendet.
Droge: Scillae bulbus (syn. Bulbus Pancratii veri, Bulbus Rusticus, Bulbus Scillae, Bulbus Urgineae, Cepa marina, Scilla, Scilla siccata); Meerzwiebel, die kurz nach der Blüte gesammelte, von trockenen, äußeren, häutigen Schuppen befreite, in Querscheiben geschnittene, getrocknete Zwiebel. Inh.: Herzwirksame Glykoside als sog. Bufadienolide (ca. 1-3 %), u.a. Glucoscillaren A, Proscillaridin A, Scillaren A, Scilliglaucosid und Scilliphaeosid mit Scillarenin als Aglykon vgl. Formel und β-D-Glucose und α-L-Rhamnose als Zuckerbausteine, ferner Flavonoide und Polysaccharide. Anw.: in Form standardisierter Präparate bei leichten Formen der Herzinsuffizienz sowie bei verminderter Leistung der Nieren bzw. zur Isolierung der Reinglykoside. Geg.: gleichzeitige Therapie mit Digitalisglykosiden sowie Kalium-Mangelzustände. Die arzneilich nicht gebräuchliche Rote Varietät der Pflanze wurde wegen ihres Gehaltes an Scillirosid, das zugleich das Hauptglykosid der Zwiebel darstellt und gegenüber Nagetieren als Nervengift mit tödlichen Krämpfen wirkt, lange Zeit als Rodentizid eingesetzt. Hierbei ist die Empfindlichkeit geschlechtsspezifisch, d.h. weibliche Ratten sind wesentlich empfindlicher als männliche.
Hom.: 1. Urginea maritima var. rubra HAB 34; Meerzwiebel, die frischen, fleischigen Zwiebelschuppen der roten Varietät. Anw.-Geb.: Erkrankungen des Herzens, der unteren Atemwege, der Nieren und ableitenden Harnwege. 2. Urginea maritima var. alba äthanol. Digestio HAB 1; die frischen, fleischigen Zwiebelschuppen der weißen Varietät. Anw.-Geb.: in der anthroposophischen Therapierichtung.
Histor.: Der Gattungsname Urginea ist vermutlich vom arabischen Ben Urgin abzuleiten, während der Artname maritima auf den bevorzugten Standort, nämlich Küstengebiete, hinweist. Der ursprüngliche Name Scilla geht auf den griechischen, bereits von Hippokrates für die Pflanze benutzten Namen zurück. Bei Dioskurides wird für Scilla auch der sog. Prophetenname "Auge des Typhon" genannt. Demnach hat die Pflanze bereits im alten Ägypten in hohem Ansehen gestanden. Dennoch ist die Frage, ob der Tempel von Pelusium in Ägypten tatsächlich dem Scillakult geweiht wurde und die Scilla in dieser Stadt das Heilmittel gegen eine der Malaria ähnliche Krankheit verwendet wurde, nicht gesichert. Dagegen fand die Pflanze von der hippokratischen Zeit bis hinein ins Mittelalter und in die Neuzeit stets große Beachtung. Als Indikationen standen besonders expektorierende und diuretische Wirkungen im Vordergrund.



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