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Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen: Urtica-Arten

Urtica-Arten

Fam.: Urticaceae.

Urtica dioica L. (syn. Urtica major, U. urens maxima); Große Brennessel (syn. Haarnessel, Hanfnessel, Nesselkraut, Scharfnessel, Tausendnessel), vgl. Abbildung.
Vork.: weltweit, außer Balearen und Kreta in Europa sowie in den Tropen Afrikas und Südamerikas bzw. in den Polarregionen.
Drogen: 1. Urticae folium (syn. Urticae herba, Herba Urticae); Brennesselblätter, Brennesselkraut (syn. Hanfnesselkraut). Inh.: Mineralien und Spurenelemente, Flavonoide (bis 0,6 %), u.a. Quercetin-Glykoside, bes. Rutin, sowie Kämpferolglykoside, wie Astragalin; organische Säuren, u.a. Kaffeesäure und Kaffeoyläpfelsäure, ferner Scopoletin, Acetylcholin, Histamin und Serotonin in den Brennhaaren; äther. Öl, Vitamine, u.a. Vitamin C, B-Komplex, K; Carotinoide, Steroide, Triterpene, Proteine. Anw.: zur unterstützenden Behandlung rheumatischer Beschwerden, zur Durchspülungstherapie bei Entzündungen der ableitenden Harnwege sowie zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß. In der Volksheilkunde wird die Droge für die sogenannten Frühjahrs- bzw. Entschlackungskuren eingesetzt, aber auch bei Arthritis, Gicht, Podagra, Rheuma, Diabetes, Hämorrhagien, Verschleimung der Brust und Lunge, Ödemen sowie äußerlich zur Wundbehandlung, zur Blutstillung, bei Fisteln und Furunkeln, Asthma und Rippenfellentzündung genutzt. In der Kosmetik wird die Droge zu Haarspiritus bei fettiger Kopfhaut und Schuppen verwendet. Die jungen Pflanzen werden aber auch als Salat zubereitet und dienen als hochwertiges Grünfutter bes. in der Geflügelaufzucht. 2. Urticae fructus (syn. Fructus Urticae; Semen Urticae); Brennesselfrüchte, die Mitte August bis Ende Oktober gesammelten reifen Früchte. Inh.: fettes Öl (25-33 %), mit hohem Anteil an Linolsäure (74-83 %), Linolensäure (0,9 %) als Estersäuren; Tocopherol, Schleimstoffe, Carotinoide, wie β-Carotin und Lutein sowie Violaxanthin. Anw.: in der Volksheilkunde innerlich als Tonikum zur Leistungssteigerung, äußerlich bei Hautleiden und Rheuma. 3. Urticae radix (syn. Radix Urticae, Rhizoma Urticae); Brennesselwurzel (syn. Nesselwurzel), die getrockneten Rhizome und Wurzeln. Inh.: Steroide, u.a. β-Sitosterol und Glykoside vgl. Formel; Oleanolsäure, Homovanillylalkohol und sein 4'-O-β-D-Glucosid, Lignane; Scopoletin, Mineralien, Lectine, Polysaccharide. Anw.: Miktionsbeschwerden bei Prostataadenom Stadien I bis II. Extrakte der Droge sind Bestandteil einiger Urologika. In der Volksheilkunde wird die Droge zur Blutreinigung, gegen Wassersucht, bei Prostatitis, Rheuma und Gicht ähnlich wie Brennesselkraut eingesetzt. Zur Teezubereitung verwendet man als Einzeldosis 1-2 Teelöffel (1 Teelöffel ca. 1,3 g) fein geschnittenes Brennesselkraut. Als mittlere Tagesdosis werden 8-12 g Droge empfohlen. Für die Wurzeldroge verwendet man etwa 1,5 g (= 1 Teelöffel) grob gepulverte Droge. Als Tagesdosis werden 4-6 g Droge empfohlen.
Hom.: Urtica dioica HAB 1; Große Brennnessel, die frische, blühende Pflanze.



Urtica dioica, Große Brennessel



Urtica urens L. (syn. Urtica minor, U. urens minima); Kleine Brennessel (syn. Eiternessel).
Vork.: weltweit, außer in der Arktis, im indischen und südafrikanischen Florenbereich.
Drogen: 1. Urticae folium; s. Urtica dioica. 2. Urticae fructus; s. Urtica dioica. 3. Urticae radix; s. Urtica dioica.
Hom.: Urtica urens HAB 34; Kleine Brennessel, die frische, blühende Pflanze. Anw.-Geb.: Erkrankungen der Haut, des Stütz- und Bewegungsapparates sowie bei allergischer Diathese.

Histor.: Der Gattungsname Urtica ist vom lateinischen urere (brennen) abgeleitet. Die Bezeichnung Nessel wird mit dem mittelhochdeutschen nezzel in Verbindung gebracht, wohl wegen der Verwendung der Bastfasern zu Nesselgewebe. Der Name Brennessel bezieht sich auf die Hautreizwirkung, die die Berührung der Pflanze mit sich bringt. Die Artbezeichnungen dioica (zweihäusig) und urens (brennend) charakterisieren lediglich die beiden Stammpflanzen der Droge näher. Die Brennessel war auch den alten Griechen bekannt, die sie Akalypte nannten. Dioskurides hob bes. die harntreibenden Wirkungen der Droge hervor, und auch die Kräuterbücher des 16. Jh. beschreiben sie hauptsächlich als Mittel gegen Wassersucht.

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