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Lexikon der Biochemie: Antidot

Antidot, Gegengift, eine Substanz, die bei Vergiftungen zur Abschwächung oder Aufhebung der Giftwirkung verabreicht wird. Ihre Gabe ist neben der symptomatischen Therapie, der Erhaltung der vitalen Lebensfunktionen und Maßnahmen zur Verhinderung der weiteren Giftresorption sowie zur Beschleunigung der Giftelimination ein wesentlicher Bestandteil der Therapie von Vergiftungen. Gelegentlich werden auch Mittel, die die Giftresorption oder -elimination beeinflussen (Brechmittel, Abführmittel, Adsorptionsmittel, Oxidationsmittel), als unspezifisch wirkende A. bezeichnet. A. im eigentlichen Sinne sind jedoch spezifisch wirkende Therapeutika. Hinsichtlich des Wirkungsmechanismus unterscheidet man 1) chemisch: Überführung des Giftes in unlösliche und daher ungiftige Verbindungen (z. B. Überführung der löslichen Barium- und Bleiverbindungen durch Natriumsulfat in unlösliches Barium- und Bleisulfat); Überführung des löslichen Giftes in eine ebenfalls lösliche, aber ungiftige Verbindung (z. B. Überführung von Blausäure und Cyaniden durch Natriumthiosulfat in Rhodanide); "Neutralisation" von Säuren mit verd. Laugen, wie Natriumhydrogencarbonat, Seifenwasser, auch Magnesiumoxid. 2) pharmakologisch: Wirkung durch Antagonismus: Acetylcholin – Atropin wirken aufeinander durch gegenseitige kompetitive (konkurrierende) Verdrängung von den Rezeptoren der Erfolgsorganzellen. Wichtige Beispiele sind in der Tab. aufgeführt.

Antidot. Tab. Wichtige Antidote zur Behandlung von Vergiftungen.

Antidot Anwendung
Atropinsulfat Intoxikationen mit Cholin-Esterase-Hemmern
Bemegrin Stimulation des Atemzentrums nach Schlafmittelintoxikationen
Biperidin Neuroleptikaintoxikationen
Calciumthiosulfat Fluorid-, Oxalat- und Citratintoxikationen
Clomethiazol Alkoholdelirium
Deferoxaminmesilat Eisenintoxikationen
Dimercaprol Schwermetallintoxikationen, insbesondere As, Hg, Au, Bi, Ni, Cu, Sb
Dimethylaminophenol Blausäure- und Cyanidintoxikationen
Dimeticon Tensidintoxikationen, andere Schaumbildner
Isoamylnitrit Blausäure- und Cyanidintoxikationen
Methylthioniniumchlorid Met-Hb-Bildner-Intoxikationen (Nitrobenzen, aromatische Nitro- und Aminoverbindungen, Nitrite)
Nalorphin-hydrobromid Intoxikationen mit Morphin und seinen Derivaten
Obidoxim Alkylphosphatintoxikationen
Penicilamin Schwermetallintoxikationen, insbesondere Pb, Hg, Cu, Au, Co, Zn
Phytomenadion Intoxikationen mit indirekten Koagulanzien
Protaminsulfat Heparinintoxikationen
Pyrostigmin Intoxikationen mit Anticholinergika (Atropin)

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