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Lexikon der Biochemie: Digitalisglycoside

Digitalisglycoside, zur Untergruppe der Cardenolide gehörende, herzwirksame Glycoside, die in Blättern von Digitalis-Arten, besonders im roten Fingerhut (Digitalis purpurea) und im wollhaarigen Fingerhut (Digitalis lanata) vorkommen und deren Giftigkeit bedingen (Farbtafel). Die drei wichtigsten D. sind Digitoxin – Mr 764,96Da, F. 256-257°C (Anhydrat), [α]

4,8° (c = 1,2 in Dioxan), Abb. –, Digoxin – Mr 780,96Da, F. 265°C (Zers.), [α]D 11° –, und Gitoxin – Mr 780,96Da, F. 285°C (Zers.), [α]D 22°. Sie entstehen als Sekundärglycoside bei der Aufarbeitung der Digitalisblätter aus den ursprünglich in der Pflanze vorliegenden genuinen Primärglycosiden, den Lanatosiden, durch Abspaltung von D-Glucose und esterartig gebundener Essigsäure. Die im Digitoxin, Digoxin und Gitoxin vorliegenden steroiden Aglyca heißen Digitoxigenin – Mr 374,52Da, F. 253°C, [α]

18° (c = 1,36 in Methanol) –, Digoxigenin – Mr 390,52Da, F. 222°C (Anhydrat), [α]

27° (c = 1,77 in Methanol) – und Gitoxigenin – Mr 390,52Da, F. 234°C, [α]

38,5° (c = 0,68 in Methanol). Letztere unterscheiden sich strukturell vom Digitoxigenin lediglich durch eine zusätzliche Hydroxylgruppe an C12 bzw. C16. Als Zuckerkomponente treten stets drei Moleküle D-Digitoxose auf. Die Gewinnung der D. erfolgt durch schonende Extraktion des frischen Pflanzenmaterials mit Essigester oder Chloroform. Zur Abtrennung von Gerbsäure wird die alkoholische Lösung mit Bleisalzen versetzt. Die Freisetzung aus den Lanatosiden erfolgt enzymatisch. Mit Hilfe einer Verteilungschromatographie und anderer chromatographischer Verfahren werden die Rohglycosidgemische aufgetrennt.
D. zeigen folgende Farbreaktionen: rot mit Natriumnitroprussid in Natriumhydroxydlösung, orange mit alkalischer Picrinsäurelösung und blau-violett mit alkalischer m-Dinitrobenzollösung.
D. sind in der Medizin als herzstärkende Mittel unentbehrlich, wobei sie besonders zur Dauerbehandlung von chronischer Herzmuskelschwäche und Herzklappenfehlern angewandt werden. Anstelle von pulverisierten Blättern oder Extrakten werden jetzt die reinen Glycoside eingesetzt



Digitalisglycoside. Digitoxin.

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