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Lexikon der Biochemie: Hatch-Slack-Kortschak-Zyklus

Hatch-Slack-Kortschak-Zyklus, HSK-Zyklus, C4-Säure-Zyklus, C4-Stoffwechselweg. Der C4-Stoffwechselweg wurde bei zwei tropischen Gräsern, dem Mais und dem Rohrzucker, entdeckt, aber mittlerweise weiß man, dass er bei vielen Gramineen-Arten und einigen Arten verschiedener Dikotyledonen-Familien vorkommt. Pflanzen, die den C4-Stoffwechselweg beschreiten (C4-Pflanzen), gedeihen optimal bei hohen Lichtintensitäten und Tagestemperaturen von 30-35°C. Charakteristisch für diese Pflanzen sind hohe Photosyntheseraten, große Wachstumsgeschwindigkeiten, geringe Wasserverlustraten, niedrige Photorespiration und eine ungwöhnliche Blattstruktur.
Der erste Hinweis, dass sich die photosynthetische CO2-Fixierung bei C4-Pflanzen von der bei anderen Pflanzen (C3-Pflanzen) unterscheidet, ergab sich 1965 aus Kortschaks Entdeckung, dass Zuckerrohrblätter bei einer Photosynthese in 14CO2 als erste markierte Verbindungen die C4-Carbonsäuren D-Maleinsäure und L-Asparaginsäure bilden. Verschiedene Untersuchungen zeigten, dass CO2 zuerst mit einer C3-Verbindung reagiert und eine C4-Dicarbonsäure bildet, die eine "C4-Transcarboxylierungsreaktion" mit einem Akzeptormolekül eingeht, wobei eine C3-Verbindung und [1-14C]3PGA gebildet werden, welches in Triose und Hexosephosphate überführt wird. Die Transcarboxylierungsreaktion konnte jedoch nicht gefunden werden und es wurde schließlich entdeckt, dass die C4-Carboxylgruppe der C4-Carbonsäure in einer Decarboxylierungsreaktion als CO2 entfernt wurde, das dann mit Hilfe von Ribulosediphosphat-Carboxylase (Rubisco) in 3PGA fixiert wurde. Diese beiden Carboxylierungsreaktionen finden in C4-Pflanzen räumlich getrennt statt. Die erste Reaktion, die Phosphoenolpyruvat(PEP)-Carboxylase-katalysierte Umwandlung von CO2 und PEP in Oxalacetat, spielt sich im Cytoplasma der Mesophyllzellen ab, während die zweite Reaktion, die Rubisco-katalysierte Überführung von CO2 und D-Ribulose-1,5-diphosphat in 3PGA im Chloroplastenstroma der Leitbündelzellen vonstatten geht. Die Decarboxylierungsreaktion ereignet sich ebenfalls in den Leitbündelzellen.
Der Mechanismus des C4-Stoffwechsels stimmt bei allen C4-Pflanzen weitgehend überein. Bezüglich der Decarboxylierungsreaktion sind jedoch drei Varianten möglich:
L-Maleinsäure + NADP+ → CO2 + Pyruvat + NADPH + H+ (1)
L-Maleinsäure + NAD+ → CO2 + Pyruvat + NADH + H+  (2)
Oxalacetat + ATP → CO2 + Phosphoenolpyruvat + ADP  (3)
Der C4-Stoffwechsel von Pflanzen der Gruppe 1 (NADP-Malatenzym; Gl. 1) wird in der Abb. dargestellt. Durch die offenen Stomata der Blätter strömt Luft in den weiten interzellulären Raum ein und umgibt die Mesophyllzellen. Das CO2 dringt zum Cytoplasma dieser Zellen vor, dissoziiert und wird, vermutlich unterstützt durch die Carbo-anhydrase (EC 4.2.1.1), ionisiert (A, Abb.). Das gebildete HCO

wird von der PEP-Carboxylase (EC 4.1.1.31; B, Abb.) dazu verwendet, PEP zu Oxalat zu carboxylieren (Gl. 4). Im Gegensatz zu Rubisco setzt die PEP-Carboxylase HCO

und nicht CO2 als Carboxylierungssubstrat ein.
HCO

+ PEP → Oxalat + H3PO4 (4)
Bis zu diesem Punkt ist der Stoffwechselweg für alle drei Gruppen der C4-Pflanzen gleich alle führen eine schnelle Umwandlung von Oxalat, Malat und Aspartat durch. Bei den Pflanzen der Gruppe 1 geht das Oxalat in die Mesophyllchloroplasten über. Dort wird es mit Hilfe der NADP-abhängigen Malat-Dehydrogenase (EC 1.1.1.82; C, Abb.), einem lichtaktivierten Enzym, zu Malat reduziert. Dazu wird NADPH verwendet, das während der Lichtphase der Photosynthese erzeugt wird. Das Malat wandert dann von den Chloroplasten der Mesophyllzellen zu jenen der Leitbündelzellen, vermutlich über das Cytoplasma der Plasmodesmata, die die beiden Zellarten miteinander verbinden. Anschließend wird das Malat durch das NADP-abhängige Malatenzym (Gl. 1; D, Abb.) decarboxyliert. Das gebildete CO2 dient der Rubisco (E, Abb.) als Substrat, tritt in den Calvin-Zyklus ein und wird in ein photosynthetisches Produkt überführt. Das Pyruvat aus dieser Reaktion geht von den Leitbündelchloroplasten zurück zu den Mesophyllchloroplasten, vermutlich über das Cytoplasma der verbindenden Plasmodesmata. Es wird mit Hilfe des lichtaktivierten Enzyms Pyruvat/Orthophosphat-Dikinase (EC 2.7.9.1), das in der Lichtphase der Photosynthese (Gl. 5; I, Abb.) erzeugtes ATP verwendet, zurück in PEP überführt. Diese Reaktion wird durch die schnelle, exergone Hydrolyse von Pyrophosphat zu Orthophosphat durch die Pyrophosphatase (EC 3.6.1.1; J, Abb.) in Richtung PEP-Synthese verschoben.

Pyruvat + ATP + PI → PEP + AMP + PPi (5)

Das nach Gl. 5 gebildete AMP wird durch die Adenylat-Kinase (EC 2.7.4.3; K, Abb.) auf Kosten von ATP phosphoryliert. Die gebildeten zwei ADP-Moleküle werden während der Lichtphase der Photosynthese zurück in ATP überführt. Das NADPH, das in den Leitbündelchloroplasten gebildet wird, wenn Malat decarboxyliert wird (Gl. 1; D, Abb.), wird dazu verwendet, den Calvin-Zyklus anzutreiben. Das Photosyntheseprodukt des Calvin-Zyklus, das Dihydroxyacetonphosphat (DiHOAcP), wird von den Leitbündelchloroplasten in das Cytoplasma transportiert, wo es in Saccharose überführt (Calvin-Zyklus, Abb. 1) und anschließend zu den wachsenden Teilen der Pflanze exportiert wird.
Man nimmt an, dass die C4-Photosynthese eine evolutionäre Anpassung darstellt, die es den Pflanzen erlaubt, unter heißen, trockenen Bedingungen gut zu gedeihen. C4-Pflanzen können den Wasserverlust über ihre Stomata reduzieren, da diese einen höheren Widerstand gegen Gasdiffusion haben. Als Konsequenz daraus verläuft der CO2-Konzentrationsgradient zwischen der Luft auf der Außenseite des Blatts und dem interzellulären Raum, der die Photosynthesezellen umgibt, viel steiler als bei C3-Pflanzen. Die CO2-Konzentration ist in den Mesophyllzellen viel kleiner als bei C3-Mesophyllzellen. Bei einer solch niedrigen CO2-Konzentration ist Rubisco [Km(CO2) ~ 10 μM] kein adäquater Katalysator für die Carboxylierungsreaktion in C4-Mesophyllzellen. Dieses Problem wurde durch die Verwendung von PEP-Carboxylase gelöst, die eine viel höhere Affinität zu CO

besitzt und eine Reaktion katalysiert (Gl. 4), die im wesentlichen irreversibel verläuft, da die Spaltung der enolischen Phosphatbindung stark exergonisch ist (ΔG0' der PEP-Hydrolyse = -61,9kJ·mol-1). Auf diese Weise wird CO2 in eine C4-Dicarbonsäure eingebaut, die anschließend in die Leitbündelzellen übertragen wird. Innerhalb der Leitbündelzellen wird CO2 durch Decarboxylierung freigesetzt und in einer Höhe konzentriert, die für eine adäquate Funktion von Rubisco nötig ist. Ein weiterer Vorteil der Konzentrierung von CO2 in den Leitbündelchloroplasten liegt darin, dass die Oxygenaseaktivität von Rubisco erniedrigt wird (CO2 ist ein kompetitiver Inhibitor der Oxygenaseaktivität von Rubisco), wodurch die Geschwindigkeit des verschwenderischen Prozesses der Photorespiration beträchtlich erniedrigt wird. Letzteres kompensiert die anscheinend niedrigere Effizienz der C4-Photosynthese (5ATP und 2NADPH werden benötigt, um 1 CO2 zu fixieren) gegenüber der C3-Photosynthese (3ATP und 2NADPH werden benötigt, um 1CO2 zu fixieren).



Hatch-Slack-Kortschak-Zyklus. Der C4-Stoffwechselweg von solchen Pflanzenarten, die zur Katalyse der Decarboxylierungsreaktion das NADP-abhängige Malatenzym verwenden.
OAA = Oxalacetat; Mal = Malat; Pyr = Pyruvat; PEP = Phosphoenolpyruvat; 3PGA = 3-Phosphoglycerinsäure; 1,3-bPGA = 1,3-Diphosphoglycerat; 3PGAld = 3-Phosphoglyceraldehyd; DiHOAcP = Dihydroxyacetonphosphat; Pi = anorganisches Orthophosphat; PPi = anorganisches Pyrophosphat; A = Carboanhydrase; B = PEP-Carboxylase; C = NADP-Malat-Dehydrogenase; D = NADP-Malatenzym; E = Ribulosediphosphat-Carboxylase; F = Phosphoglycerat-Kinase; G = 3-Phosphoglyceraldehyd-Dehydrogenase; H = Triosephosphat-Isomerase; I = Pyruvat/Orthophosphat-Dikinase; J = Pyrophosphatase; K = Adenylat-Kinase; Sterne markieren lichtaktivierte Enzyme.

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