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Kompaktlexikon der Biologie: Becken

Becken, Pelvis, beim Menschen und den höheren Wirbeltieren ein Knochengürtel (Beckengürtel), der die bewegliche Wirbelsäule mit den beiden unteren Extremitäten verbindet und beim Menschen, in Anpassung an die Bipedie, auch das Gewicht des Körpers auf die unteren Extremitäten überträgt. Entsprechend den verschiedenen Bewegungsformen sind in den einzelnen Gruppen der Wirbeltiere zahlreiche, funktionell bedingte Abwandlungen eines Grundmusters zu finden.

Bei Knochenfischen wird das B. von zwei Skelettstäben gebildet, die an ihrem distalen Ende die Bauchflossen tragen. Der Beckengürtel aller Tetrapoda ist prizipiell gleich aus folgenden paarigen Skelettelementen aufgebaut, wie sie hier für den Menschen beschrieben werden: Ventral liegt nach vorne gerichtet das Schambein (Os pubis; Pubis), nach hinten das Sitzbein (Os ischii; Ischium). Nach dorsal schließt sich an Pubis und Ischium das Darmbein (Os ilii; Ilium) an. Pubis, Ischium und Ilium sind in einer Y-förmigen Naht zusammengewachsen, deren Kreuzungspunkt in der Fossa acetabula, der Gelenkpfanne für den Oberschenkelkopf liegt. Sie werden als Gesamtheit auch als Os coxae (Hüftknochen) bezeichnet. Dorsal liegt, in Verlängerung der Wirbelsäule, das Kreuzbein (Os sacrum; Sacrum) und das sich anschließende Steißbein (Os coccyx; Coccyx). Sie gehören funktionell zur Wirbelsäule und werden dort besprochen. Zwischen Sacrum und Ilium befindet sich das Kreuz-Darmbeingelenk (Articulatio sacroiliaca; eine Amphiarthrose), das aufgrund seines Baues und durch äußerst kräftige Bänder eine nur geringe Beweglichkeit zeigt. Die Schambeine sind median meist mit straffen Faserzügen (Symphyse) verbunden, sodass ein insgesamt geschlossener Beckengürtel entsteht. Die Symphyse ist beim Menschen von besonderer Bedeutung für die Beckenmechanik, insbesondere für das Gehen.

Anpassungen zeigen sich z.B. bei den Fröschen an die springende Fortbewegungsweise in einer Verlagerung des Verbindungspunktes zwischen B. und Wirbelsäule nach anterior. Bei den Vögeln ist das B. im Zusammenhang mit dem Flug und der Verfestigung des gesamten Skeletts insgesamt sehr versteift und durch Fehlen der Symphyse nach unten offen, was im Zusammenhang mit den großen Eiern zu sehen ist, die einen schmalen Beckenring nicht passieren könnten. Weibliche Säugetiere mit großen Neugeborenen besitzen ein größeres Becken als die artgleichen Männchen, da der Fetus bei der Geburt durch die Beckenöffnung hindurchtreten muss. Dies gilt auch für den Menschen: das weibliche Becken ist breiter als das männliche. ( vgl. Abb. )



Becken: Vorderansicht des menschlichen Beckens. 1 männliches Becken, 2 weibliches Becken; a Darmbeinschaufel, b Schambein, c Kreuzbein, d letzter (fünfter) Lendenwirbel

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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