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Kompaktlexikon der Biologie: Bernsteininklusen

Bernsteininklusen, Bez. für im Bernstein eingeschlossene Organismen, insbesondere pflanzliche und tierische Fossilien. B. finden sich überwiegend in den so genannten Schlauben (Bernstein).

Während sich das Harz verfestigt, beginnt gleichzeitig der Abbau der Weichteile, so dass B. prinzipiell nur dünn ausgekleidete Hohlräume sind, die von widerstandsfähigem Chitin umhüllt sind. Schonende Einbettung im Bernstein vermied starke Schrumpfung und begünstigte die dreidimensionale Gestalt sowie die gute Farberhaltung. Feine Oberflächenstrukturen der Inklusen reichen oft an die Auflösungsgrenze des Lichtmikroskops, Bruchstücke erlauben REM-Untersuchungen fossiler Feinstrukturen. Der mit 200 Mio. Jahren älteste fossilienhaltige Trias-Bernstein aus Bayern enthält mikroskopisch kleine Organismen: Bakterien, Pilze, Grünalgen, Flagellaten, Amöben und das älteste, eindeutig erkennbare Pantoffeltierchen (Paramecium triassicum). In Bernsteinen aus Kreide und Tertiär sind pflanzliche Inklusen (Farnartige, Moose, Flechten, Nadeln und Zapfen von Nadelbäumen sowie Blätter und Blüten von Blütenpflanzen) im Vergleich zu tierischen Einschlüssen selten. Der Baltische Bernstein ist durch so genannte Sternhaare (Flaumhaare von Eichen) charakterisiert. Zu den seltenen tierischen Inklusen gehören neben Einzellern (Bayrischer Bernstein von Schliersee), Fadenwürmer (Nematoda), Rädertiere (Rotatoria im Dominikanischen Bernstein), Ringelwürmer (Annelida), Bärtierchen (Tardigrada im Kanadischen Bernstein) sowie selten Amphibien (Frösche im Dominikanischen Bernstein) und Reptilien (Eidechsen im Dominikanischen und Baltischen Bernstein), Vogelfedern und Säugetierhaare. Den überwiegenden Anteil stellen die Arthropoden, wobei die Insekten und Spinnentiere mit 98 % dominieren. Von den Insekten sind alle Ordnungen vertreten; im Baltischen Bernstein z.B. gehören 70 % zu den Diptera, gefolgt von den Hymenoptera mit ca. 10 % und von Käfern (Coleoptera) und Homoptera mit je etwa 5 %. Auffallend ist der relativ hohe Anteil an Wasserinsekten, die mit Zuckmücken (Chironomidae) u.a. Diptera, mit Köcherfliegen (Trichoptera), Eintagsfliegen (Ephemeroptera), Steinfliegen (Plecoptera) und seltenen Libellen (Odonata) sowie mit Wasserwanzen und Wasserkäfern nahezu 25 % aller Insekten ausmachen.

B. kommen einzeln oder als Syninklusen im Bernstein vor. Als Syninklusen bilden sie Taphozönosen (Grabgemeinschaften) mit wichtigen Informationen über Paläobiologie und Paläökologie sowie über die Landschaft und das zu jener Zeit herrschende Klima (siehe auch Essay Bernsteinforschung).

Literatur: Weitschat, W., Wichard, W.: Atlas der Pflanzen und Tiere im Baltischen Bernstein, München 1998

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  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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