Kompaktlexikon der Biologie: Eutrophierung
Eutrophierung, Anreicherung von Nährstoffen in stehenden (See) oder langsam fließenden Gewässern (Fließgewässer) durch natürliche und künstliche Prozesse. Zu den am stärksten belastenden Nährstoffen gehören Phosphate, Nitrate und andere anorganische Substanzen sowie organische Materialien (ungeklärte Abwässer usw.). Die Phosphate stammen zum größten Teil aus häuslichen Abwässern (Waschmittel) und Oberflächenabschwemmungen von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Nitrate gelangen überwiegend durch Auswaschung und aus Oberflächenabschwemmungen von Böden in die Gewässer. Bei starker E. eines Gewässers kommt es zu einer Massenvermehrung von Algen (vor allem Grünalgen) und Cyanobakterien. Die Schichten nahe der Gewässeroberfläche werden infolge der Fotosynthese des Phytoplanktons zunächst mit Sauerstoff angereichert. Nach dem Absterben der Algen werden diese durch Bakterien abgebaut. Bei diesem Prozess wird viel Sauerstoff benötigt, sodass die Sauerstoffkonzentration des Sees rasch absinkt. Bei Fäulnisprozessen werden die verbliebenen Sauerstoffreste verbraucht, eine Faulschlammschicht entsteht. Als Stoffwechselprodukte entstehen toxische Kohlenwasserstoffe, z.B. Methan. Fische, Krebse und Schnecken sterben an Sauerstoffmangel. Meist stellt sich in diesem Fall ein biologisches Gleichgewicht auf niedriger trophischer Ebene ein. Der Extremfall ist das so genannte „Umkippen“ des Sees, das Endstadium der E., in dem der See biologisch tot ist. Meist tritt dieser Fall jedoch nicht ein, sondern es stellt sich ein biologisches Gleichgewicht ein. Den Grad der E. kann man u.a. an der Häufigkeit bestimmter Fischarten erkennen.
Während sich die natürliche E. von Seen in Zeiträumen von Tausenden Jahren vollzieht, läuft die E. durch anthropogene Einflüsse in nur wenigen Jahrzehnten ab. Längerfristig lässt sich die E. nur durch eine starke Beschränkung der Nährstoffzufuhr, z.B. durch eine Nährstoffentfernung aus Abwässern, vermindern. (Saprobiologie)
Literatur: Klapper, H.: Eutrophierung und Gewässerschutz. Wassergütebewirtschaftung, Schutz und Sanierung von Binnengewässern, Jena 1992.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.