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Kompaktlexikon der Biologie: Honigbiene

Honigbiene, Apis mellifera, zu den Staaten bildenden Bienen (Fam. Apidae) gehörende, mit zahlreichen Unterarten und Rassen weltweit verbreitete Art der Bienen (Apoidea). Die Hinterbeine der H. sind als Pollensammelapparat ausgebildet, indem der Unterschenkel und das erste Fußglied stark verbreitert sind, der Unterschenkel zudem eine Eindellung auf der Außenseite besitzt (Körbchen) und das Fußglied auf der Innenseite Borstenreihen (Bürste), mit denen die Pollen in das Körbchen des gegenüber liegenden Hinterbeins abgestreift werden (Bildung von „Höschen“). Beim Pollen sammeln bleibt der Pollen zunächst in den Haaren des gesamten Körpers hängen. Er wird dann erst während des Flugs in das Körbchen des gegenüber liegenden Beins gebracht. Zur Bereitung des Honigs, werden der aufgenommene Nektar, Honigtau oder auch Pflanzensäfte im Honigmagen mit einem enzymhaltigen Sekret der Kopfdrüsen gemischt. Der entstandene Honig wird in Waben gespeichert und reift unter Verdunstung von Wasser und weiteren enzymatischen Reaktionen heran.

H. besitzen spezielle Wachsdrüsen, aus denen das zum Nestbau verwendete Wachs (Bienenwachs) abgesondert wird. Weibliche Bienen haben einen Stachel, der mit einer Giftdrüse in Verbindung steht und mit Widerhäkchen ausgerüstet ist, weshalb er nach dem Stich nicht wieder aus der Säugetierhaut herausgezogen werden kann. Daher wird der gesamte Stachelapparat herausgerissen, die Arbeiterin „opfert“ sich also gleichsam. Der Stechapparat pumpt noch geraume Zeit Gift in die Wunde.

Im Bienenvolk besteht eine Arbeitsteilung, wobei die Arbeiterinnen im Laufe ihres etwa 4-5 Wochen dauernden Lebens nacheinander alle Arbeiten im Staat übernehmen: In den ersten paar Tagen säubern sie als „Putzbienen“ den Stock. Etwa vom dritten bis zum zwölften Tag füttern sie als Ammenbienen (Brutammen) die Larven und unternehmen kurze Orientierungsflüge in die Umgebung. Anschließend sind sie etwa bis zum 18.Tag als Baubienen mit dem Bau von Waben und dem Auffüllen von Pollenzellen mit Pollen beschäftigt, um dann vom 19. bis etwa zum 22. Tag als Wehrbienen am Stockeingang Wache zu halten. Die restlichen Tage ihres Lebens verbringen sie mit Pollen sammeln (Trachtbienen). Die Verständigung über die Lage von Nahrungsquellen erfolgt über die Bienensprache. Arbeiterinnen, die überwintern, werden wesentlich älter als die im Sommerhalbjahr schlüpfenden, sie leben etwa sechs bis acht Monate.

Die Männchen (Drohnen), die aus unbefruchteten, haploiden Eiern entstehen, unterscheiden sich von den Arbeiterinnen durch ihre plumpere Gestalt, die über der Stirn zusammenstoßenden Komplexaugen und den fehlenden Stechapparat. Sie werden von den Arbeiterinnen gefüttert und dann gegen Ende Juli aus dem Stock vertrieben (Drohnenschlacht).

Die Königin ist deutlich größer als Arbeiterinnen und Männchen (20 – 25 mm lang) und nur zum Eierlegen (bis zu 1500 Eier pro Tag) befähigt, sodass sie gefüttert werden muss. Sie wird auf dem so genannten Hochzeitsflug von verschiedenen Drohnen begattet und speichert die Spermien dann in einer Samentasche. Aus den befruchteten Eiern entwickeln sich Weibchen, die nur dann zur Königin werden, wenn sie in eine größere Zelle (Weiselwiege) kommen und Gelée Royale als Larvenfutter bekommen, andernfalls entwickeln sie sich zu Arbeiterinnen. Jeder Staat kann nur eine Königin haben. Ist eine neue Königin reif zum Schlüpfen, verlässt die alte Königin den Stock mit einem Teil des Volkes (Schwärmen) und bildet mit ihnen in Stocknähe eine Schwarmtraube. Von dort fliegen so genannte Spurbienen aus, um einen geeigneten Platz für ein neues Nest zu finden. Eine Königin wird drei bis fünf Jahre alt. ( vgl. Abb. )

Zur Gatt. Apis gehören noch weitere Arten, so u.a. die im indomalayischen Raum verbreiteten Arten Riesenhonigbiene (Apis dorsata) und Zwerghonigbiene (Apis florea) sowie die in Indien lebende Indische Honigbiene (Apis indica).



Honigbiene: a Larve (Made), b Puppe, c Arbeiterin, d Königin, e Drohne der Honigbiene (Apis mellifera)

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Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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