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Kompaktlexikon der Biologie: Schultergürtel

Schultergürtel, Gesamtheit der Skelettelemente, die bei Wirbeltieren und Mensch der gelenkigen Verbindung der vorderen Extremitäten mit dem Rumpf dienen. Schultergürtel und Beckengürtel (Becken) werden als Extremitätengürtel bezeichnet. Der S. enthält ursprünglich Deckknochen und Ersatzknochen. Im Gegensatz zum Beckengürtel tritt der S. bei keiner Gruppe (außer einigen Flugsauriern, Pterosauria) durch Gelenke oder Verschmelzungen mit der Wirbelsäule in Verbindung; er wird nur durch Bänder und Muskulatur insbesondere am Brustkorb befestigt. Der S. wurde stammesgeschichtlich in einzelne Elemente aufgelöst, die in verschiedener Weise abgewandelt wurden. Der den Ansatz der Vorderextremität bedeckende Schulterpanzer löste sich vom Schädelpanzer, und seine Elemente wurden gegeneinander beweglich. Nur bei Fischen und einigen Amphibien besteht noch eine Verbindung vom S. zum Schädeldach. Unter den rezenten Knochenfischen weisen ursprüngliche Vertreter folgende, jeweils paarige Deckknochen im S. auf: median die Clavicula (Schlüsselbein), nach lateral folgend das Cleithrum und ganz außen das Supracleithrum. Die Verbindung zum Schädeldach erfolgt über das Posttemporale. Die ursprüngliche Ausstattung mit Ersatzknochen bestand aus den ebenfalls paarigen Elementen Coracoid (Rabenschnabelbein) und Scapula (Schulterblatt). Bei einigen Gruppen tritt am Rand der Scapula eine knorpelige Suprascapula auf (z.B. bei Froschlurchen, Anura). In der Evolution des S. trat eine fortschreitende Reduzierung des Deckknochenanteils ein. Während fossile ursprüngliche Tetrapoda alle oben genannten Elemente aufweisen, haben die Amniota den Deckknochenanteil bis auf das Schlüsselbein reduziert. Ein Schlüsselbein gibt es bei den meisten Säugern einschließlich des Menschen; Huftieren und Raubtieren dagegen fehlt es. Dies steht wahrscheinlich in Zusammenhang mit dem ventralen Ansatz der Extremitäten und ihrer Bewegung nur in einer körperparallelen Ebene (analog bei Chamäleons). – Eine besondere Konstruktion entstand bei „Theropoden“ in der Ahnenlinie der Vögel, indem beide Schlüsselbein zu einem V-förmigen Knochen, dem Gabelbein (Furcula), verwachsen sind. Hier gab es Ansatzstellen für Muskulatur, aus der später in Anpassung an das Fliegen (Vogelflug) Flugmuskulatur wurde. Das Gabelbein wirkt beim Fliegen als elastische Spange zwischen den Schultergelenken.

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Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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