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Kompaktlexikon der Biologie: Schutzanpassungen

Schutzanpassungen, morphologische und physiologische Schutzeinrichtungen bei Tieren und Pflanzen, die dem Schutz vor Feinden und/oder ungünstigen Witterungsverhältnissen dienen. Bei ethologischen S. spricht man von Schutzverhalten. Im Tierreich unterscheidet man zwischen aktiven und passiven S. Zu ersteren zählen als Waffen einsetzbare Teile des Körpers wie Zähne, Gehörne und Geweihe oder chemische Stoffe wie Gifte und Schreckstoffe. Die Gifte werden meist im Körper synthetisiert, können aber auch aus Giftstoffen in der Nahrung akkumuliert werden. Schreckstoffe sind entweder abschreckend wirkende Pheromone oder in speziellen Wehrdrüsen produzierte Sekrete, wie z.B. die Schreckstoffe mancher Fische (Elritze). Passive Verteidigung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Eine Mimese genannte Tarnung wird durch eine Anpassung der Färbung, Zeichnung und Körperform an die Umgebung erreicht. Beispiele hierfür sind Insekten, die Blätter oder Zweige imitieren. Auch Gegenstände aus der Umwelt können zur Tarnung des Körpers eingesetzt werden. Dies praktizieren beispielsweise manche Krabben. Im Unterschied zur Mimese geht es bei Mimikry darum, aufzufallen, aber durch Nachahmung von Signalen einen möglichen Räuber zu täuschen. Bei Bates'scher Mimikry wird eine wehrhafte, ungenießbare oder nur unter großem Energieaufwand zu erbeutende Art morphologisch und/oder durch Verhalten von einer ungeschützten Art nachgeahmt. Bekanntes Beispiel ist die Wespenmimikry verschiedener Insekten (z.B. Schwebfliege). Als Müller'sche Mimikry bezeichnet man Fälle, in denen mehrere z.B. ungenießbare Arten gleiche Warnsignale verwenden, etwa verschiedene Tagfalter „unter gleicher Flagge segeln“.

Eine Schrecktracht z.B. in Form von Augenflecken bei manchen Schmetterlingen, soll ein wesentlich größeres Tier vortäuschen und den Räuber erschrecken. Eine besondere Art der S. ist die Autotomie, die z.B. bei manchen Cephalopoden, Seesternen, Insekten, Eidechsen und Nagetieren vorkommt. Hierbei wird ein Körperglied abgeworfen und der Räuber durch dessen Eigenbewegungen von der eigentlichen Beute abgelenkt. Das Tier kann so oft die Flucht ergreifen, der autotomierte Körperteil wird i.d.R. fast vollständig regeneriert. In diesem Zusammenhang steht auch die Schreckmauser vieler Vögel. S. im physiologischen Bereich sind Farbwechsel, mit denen sich das Tier seiner wechselhaften Umgebung anpasst und i.w.S. Immunität und Resistenz.

Pflanzliche S. sind in erster Linie auf die klimatischen Bedingungen ihres Habitats und die Bodenverhältnisse ausgerichtet, wirken teilweise aber auch sekundär gegen Pflanzenfresser. Hierzu zählen Dornen oder eine dicke Cuticula, beides vorrangig zum Schutz vor Austrocknung angelegt (Xerophyten). Spezielle S. gegen Fraßfeinde sind Drüsenhaare oder sekundäre Pflanzenstoffe. (Abwehr)

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  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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