Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Scorpiones

Scorpiones, Skorpione, landlebende Spinnentiere (Arachnida) mit ca. 1400 Arten, deren mit bis 20 cm Länge größte Art, Pandinus imperator, in Westafrika vorkommt; die kleinste Art ist Typhlochactas mitchelli mit 9 mm Länge. Skorpione sind weltweit vor allem in den Trockengebieten der Tropen und Subtropen verbreitet, einige Arten auch in gemäßigten Breiten. Zu letzteren gehören die europäischen Arten der Gatt. Euscorpius, so z.B. die Art Euscorpius flavicaudis, die, nach Südengland eingeschleppt, dort eine stabile Population bildet.

Körperbau: An ein dorsal äußerlich unsegmentiertes Prosoma setzt ohne Taille ein gegliedertes Opisthosoma an, das seinerseits in ein Mesosoma mit sieben und ein Metasoma (Schwanz) mit fünf Segmenten gegliedert ist. Im Metasoma sind Pleuren, Sternite und Tergite ringförmig verschmolzen, an seinem Ende befindet sich ein Giftstachel, der nach allen Seiten beweglich ist. Das Prosoma trägt ein Paar Cheliceren, ein Paar Pedipalpen und vier Laufbeinpaare. Am Opisthosoma sind nur aus Beinanlagen hervorgegangene Beinhomologa vorhanden: Außer den Fächerlungen das plattenförmige unpaare Metasternum (erstes Opisthosomasegment), das Genitaloperculum und die Kämme (Pectines). Die beiden letzteren entstehen durch Spaltung der Beinanlagen des zweiten Opisthosomasegments. ( vgl. Abb. )

Skorpione leben räuberisch, meist von anderen Arthropoden. Die Beute wird mit den Palpenscheren gepackt, mit den Cheliceren zerrissen und im Mundvorraum (gebildet von den Coxen der Pedipalpen und den ersten beiden Beinpaare) mit Hilfe von Verdauungssekret aufgelöst. Nur große wehrhafte Beute wird mit dem Giftstachel gestochen und gelähmt. Der Nahrungssaft wird mit Hilfe einer Vorderdarmsaugpumpe aufgesogen und in den verästelten Teilen der Mitteldarmdrüse verdaut. Der After liegt kurz vor dem Giftstachel. Der Exkretion dienen neben einem Paar Coxaldrüsen (Mündung am dritten Laufbeinpaar) Nephrocyten und vor allem zwei Paar Malpighi'sche Schläuche.

In den Segmenten drei bis sechs des Mesosomas befinden sich je ein Paar Fächerlungen (Lunge), die mit paarigen Stigmen ventral ausmünden. Das Herz liegt ebenfalls im Mesosoma als langer Schlauch mit sieben Ostienpaaren und neun Seitenarterienpaaren. Das Nervensystem besteht im Wesentlichen aus Ober- und Unterschlundganglion sowie Strickleiternervensystem (sieben freie Ganglienpaare). An Sinnesorganen finden sich ein Paar Medianaugen und zwei bis fünf Paar Seitenaugen; Hauptsinnesorgane sind mechanorezeptorische Organe in Form von Trichobothrien, Tasthaaren und Spaltsinnesorganen; besonders viele Rezeptoren liegen auf den Pectines.

Fortpflanzung und Entwicklung: Hoden und Ovarien sind netzförmig, die Hoden tragen akzessorische Drüsen sowie Paraxialorgane, in denen die Spermatophore gebildet wird. Das Männchen setzt eine Spermatophore ab, nachdem es das Weibchen oft stundenlang in einem Balztanz, an den Palpen gefasst, herumgeführt hat. Häufig sticht das Männchen seine Partnerin auch mit dem Giftstachel in die Intersegmentalhäute. Danach zieht es das Weibchen über die Spermatophore. Das Weibchen prüft sie mit den Pectines und nimmt mit der Genitalöffnung die beiden Samenpakete auf. Darauf lässt das Männchen die Umklammerung der Palpen los. Bei vielen Arten frisst das Weibchen den Stiel der Spermatophore. Die aus dotterreichen Eiern entstandenen Embryonen entwickeln sich im Ovidukt so weit, dass sie gleich nach der Eiablage die Eihülle sprengen (Ovoviviparie) und den Rücken der Mutter ersteigen. Bei den Scorpionidae bleiben die dotterarmen Eier in den Follikeln. Diese werden schlauchförmig und nehmen Kontakt mit Zellen der Mitteldarmdrüse auf. Durch dieses Organ werden die Embryonen bis zur Geburt ernährt. Auch die Jungen der Scorpionidae werden vom Muttertier bis nach der ersten oder zweiten Häutung getragen.

Den Tag verbringen Skorpione unter Steinen, in Felsspalten (abgeflachter Körper!), Erdhöhlen oder selbstgegrabenen Bauten (Verdunstungsschutz). In der Nacht sind sie aktiv und gehen auf Beutefang. Skorpione sind nicht angriffslustig. Sie drohen mit hoch erhobenen Palpen und vorgeneigtem Giftstachel. Manche Arten stridulieren in dieser Situation (z.B. Cheliceren gegen Prosomadach, Stachel über Tergit). Der Giftstachel wird zum Beutefang, aber auch zur Abwehr eingesetzt. Bei starker Reizung schlagen Skorpione mit dem Stachel wild um sich und treffen sich dabei auch in den eigenen Körper.

Skorpione sind die ursprünglichsten landlebenden Spinnentiere und haben viele Merkmale ihrer Vorfahren, die bereits seit dem Silur (Palaeophonus) bekannt sind, bis heute beibehalten. (Chelicerata)



Scorpiones: Bauplan der Skorpione, a von dorsal, b von ventral gesehen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.