Direkt zum Inhalt

Kompaktlexikon der Biologie: Tierbauten

Tierbauten, Tierbaue, vom Tier hergestellte Einrichtungen, die als Wohnung, zur Brutpflege oder zum Nahrungserwerb genutzt werden, meist in einer Kombination dieser Funktionen. Strittig ist die Bez. T. für Schalen, Hüllen, Kokons und Gespinste u.a. Gebilde, die durch körpereigene Bildungen entstehen, wie z.B. die Riffbildungen der Korallen aus den Außenskeletten der einzelnen Polypen.

Wohnbauten sind im Tierreich häufig zu finden. Beispiele innerhalb der Wirbellosen sind die Röhren mancher Ringelwürmer (Annelida), oder die Wohnröhren, die viele Insekten in der Erde oder in Pflanzen anlegen. Eindrucksvoll sind die Röhren der Köcherfliegen-Larven (Trichoptera) aus Steinchen und Holz. Der Ameisenlöwe nutzt seinen trichterförmigen Bau auch als Beutefalle. Das Anlegen von Bauen ist besonders bei Vögeln und Säugetieren verbreitet. Hier dienen sie auch der Brutpflege. Oftmals werden dazu zusätzlich besondere Kammern angelegt und mit Nistmaterial ausgestattet. Teilweise werden die T. mit pflanzlichem oder anorganischem Material, wie z.B. Sand oder Steinen gefertigt. Bekannt sind die Bauten der Biber (Castoridae) und Fischotter (Mustelidae), deren Eingänge sich unter Wasser befinden. Vögel bauen neben den Nestern zur Brutpflege z.T. auch Schlaf- und Spielnester. Bodenbrüter, deren Junge meist Nestflüchter sind, legen oft nur einfache Nester an, während Nesthocker ein aufwändigeres Nest benötigen. Dieses wird meist aus Pflanzenmaterial gefertigt, Schwalben (Hirundinidae) und die südamerikanischen Töpfervögel (Tyranni) verwenden auch mit Speichel vermischten Schlamm und Lehm. Besonders kunstvoll sind die Nester der Webervögel (Passeres); die Siedelweber bauen riesige Gemeinschaftsnester für bis zu 100 Brutpaare. Die Laubanhäufungen der Großfußhühner (Megapodiidae), in denen die Eier durch Gärungswärme ausgebrütet werden, sind reine Brutbauten. Manche Insektenarten nutzen Blätter bzw. Blattstückchen zum Bau ihres Nestes. So z.B. die Blattschneiderbienen und manche Ameisen (Formicidae).

Beeindruckend sind auch die aus sechseckigen Wachszellen bestehenden Waben der Honigbienen (Apoidea), die ursprünglich in ausgehöhlten Baumstämmen angelegt wurden. Sie dienen der Brutpflege aber auch dem Anlegen von Nahrungsvorräten. Wespen (Vespidae) bauen ebenfalls wabenartige Nester, die allerdings aus zerkautem Pflanzenmaterial bestehen, das mit Speichel, Holz oder Erde vermischt ist. Ameisen legen oft umfangreiche Hügel an, die sowohl Wohnung als auch Brutstätte sind und in denen manche zum Nahrungserwerb umfangreiche Pilzzuchten anlegen. Zu den größten T. zählen die mächtigen, bis zu 6 m hohen Termitenbaue (Isoptera), die teilweise mit speziellen Regendächern versehen sind und über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem verfügen, um die Temperatur im Inneren konstant zu halten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren

Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
Dr. Barbara Dinkelaker
Dr. Daniel Dreesmann

Wissenschaftliche Fachberater:
Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.