Lexikon der Biologie: Entomogamie
Entomogamie w [von *entomo- , griech. gamos = Hochzeit], Entomophilie, Insektenbestäubung, Insektenblütigkeit, die Übertragung des Pollens einer Blüte auf die Narbe einer artgleichen anderen Blüte durch Insekten. Charakteristisch für entomogame Blüten (Insektenblumen) sind klebriger Pollen (Pollenkitt) und Zwittrigkeit. Entomogamie ist neben der Windbestäubung (Anemogamie) der häufigste Bestäubungsmechanismus (Bestäubung). Innerhalb der Insekten spielen nur 4 Gruppen eine große Rolle: Hautflügler (Hymenoptera; Bienenbestäubung, Bienenblumen), Fliegen und Mücken (Diptera; Fliegenblütigkeit), Käfer (Coleoptera; Käferblütigkeit) und Schmetterlinge (Lepidoptera; Schmetterlingsblütigkeit), wobei die Bedeutung der Hautflügler überwiegt ( vgl. Tab. ). Die Anlockung der Insekten erfolgt durch Geruch (Blütenduft, Kairomone, Parfümblumen) und/oder Farbe (Blütenfarbstoffe), als Beköstigung dient Pollen und/oder Nektar. Die Entomogamie ist die entwicklungsgeschichtlich älteste Form der Tierbestäubung (Zoogamie). Die ersten Blütenbesucher (Blütenbesuch) waren Käfer, welche die Staubgefäße als Nahrung nutzten. Nektar als Blütenspeise trat erst später auf. Mit der Entwicklung blütenausbeutender Hautflügler (besonders Bienen), Zweiflügler (besonders Schwebfliegen) und Schmetterlinge in der Kreide und im Tertiär begann eine adaptive Radiation der Blüten, welche in Anpassung an die jeweiligen Bestäuber die heutige Blütenmannigfaltigkeit hervorgebracht hat. (Besonders in den Tropen entwickelten sich in größerem Stil aus insektenbesuchten Blüten Vogelblumen und Fledermausblumen [Chiropterogamie], die erneut Anpassungen an ihren Bestäuberkreis bildeten.) Die Anpassungen auf Seiten der Insekten betrafen vor allem die Mundwerkzeuge (kauend-beißend → leckend-saugend), die Differenzierung des Haarkleids und die Entwicklung spezifischer Pollensammelapparate (nur bei Bienen). Die Spezialisierung von Blüten auf bestimmte bestäubende Insekten sowie die Anpassungen eines Bestäubers an die Ausbeutung bestimmter Blüten können von lockerer Bindung (allotrop, eine Insektenart besucht unterschiedlichste Blüten; allophil, eine Blütenart wird von unterschiedlichsten Insekten besucht) bis hin zu hochspezialisierten Abhängigkeiten reichen (eutrop, eine Insektenart ist besonders gut an die Bestäubung spezieller Blüten angepaßt; euphil, eine Blüte kann nur von einer Insektenart bestäubt werden). Intermediäre Anpassungen werden als hemitrop bzw. hemiphil bezeichnet. Als dystrop werden Insekten bezeichnet, die nicht an den Besuch von Blüten angepaßt sind, diese zum Nahrungserwerb jedoch aufsuchen und dabei beschädigen oder gar zerstören können. – Unter allen Hautflüglern nehmen solitäre und soziale Bienen (Apoidea) für die Bestäubung eine Vorrangstellung ein (Bienenbestäubung, Bienenblütigkeit, Melittophilie). Der Grund dafür liegt darin, daß sie Blütennahrung nicht nur für den eigenen Stoffwechsel brauchen, sondern Pollen und Nektar für die Aufzucht der Larven sammeln. Blüten, die von Bienen besucht werden, zeigen eine Reihe charakteristischer Merkmale (Blütensyndrom): süßen, honigartigen Duft, bunte, auffallende Farben (aber auch Ultraviolett; Bienenfarben, Farbensehen II ), häufig Blütenmale (Abb.). Die Form bienenbesuchter Blüten ist sehr verschieden. Sowohl offene radiärsymmetrische als auch zygomorphe Blüten (aktinomorph, Abb.) mit verschieden langen Kronröhren werden von Bienen erfolgreich besucht. Dabei ergibt sich eine deutliche Korrelation zwischen der Länge der Mundwerkzeuge und dem Blütentyp bzw. der Länge der Blütenröhre. Bestäubungsökologie, Coevolution, Gleditsch (J.G.). Ä BESTÄUBUNG I
Ä BESTÄUBUNG II
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C.G./A.Se.
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