Lexikon der Biologie: Hypophyse
Hypophyse w [von *hypo- , griech. physis = Wuchs], 1) Botanik: a) Keimanschluß, die bei den Bedecktsamern zwischen dem Suspensor (Embryoträger) und dem Embryo liegende Anschlußzelle, die sich nach weiteren Teilungen an der Bildung der Wurzelhaube und Wurzelspitze des jungen Sporophyten beteiligen kann. b) Apophyse, bei den Moosen die Anschwellung am oberen Ende des Mooskapselstiels, die sich deutlich von der eigentlichen Mooskapsel absetzt. 2) Zoologie: Glandula pituitaria, Hirnanhang(sdrüse), Gehirnanhangsdrüse, Hypophysis (cerebri), Pituitaria, übergeordnete innersekretorische Drüse (Hormondrüsen, Hypophysenhormone) der Wirbeltiere an der Basis des Zwischenhirns, die mit dem Hypothalamus über einen (letzterem zugehörigen) trichterförmigen Stiel (Infundibulum) sowohl morphologisch als auch funktionell verbunden ist und mit ihm zusammen das hypothalamisch-hypophysäre System bildet. Sie ist von geringer Größe (Mensch etwa erbsengroß, ca. 0,6 g; Blauwal etwa 35 g, davon 32 g Adenohypophyse) und besteht aus endokrinen und nervösen (histologisch und funktionell verschiedenen) Teilen, der Adenohypophyse und der Neurohypophyse, einem Neurohämalorgan. Beide Anteile entstehen ontogenetisch aus verschiedenen Keimregionen ( vgl. Abb. 1 ). Phylogenetisch hat sich eine Differenzierung von einer (bei Crossopterygiern, Quastenflosser) noch offenen Verbindung zwischen dem Hypophysenvorderlappen (Teil der Adenohypophyse) und dem Rachendach bis hin zu einer deutlichen Trennung der einzelnen Bereiche (bei Amphibien und Sauropsida) vollzogen ( vgl. Abb. 2 ). Die bei Crossopterygiern offene Verbindung wird bei Myxinoidea (Schleimfische) und Selachii (Haie) geschlossen, existiert aber noch als Gang. Teleosteer (Echte Knochenfische) besitzen noch Reste des Ganges als Aushöhlungen in der Adenohypophyse. Erst bei Amphibien kommt es zu einer deutlichen Trennung zwischen dem Vorderlappen und den anderen Bereichen. Bei ihnen und den Höheren Wirbeltieren ist die Adenohypophyse mit der Eminentia mediana durch Blut-(Portal-)Gefäße verbunden. Der Hypophysenzwischenlappen (Pars intermedia) ist dann sehr variabel gestaltet: relativ groß z.B. bei Nagetieren, fehlend bei Walen, Gürteltieren und Vögeln, und beim Menschen zu einer rudimentären Zwischenzone reduziert. Bei Säugern ist der Hypophysenhinterlappen (Neurohypophyse) am stärksten entwickelt; Sauropsiden (Reptilien und Vögel) haben dagegen einen auffallend entwickelten Hypophysenvorderlappen. Bargmann (W.L.), Cushing (H.), Streß; Gehirn I , Menstruationszyklus, Telencephalon.
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Hypophyse
Abb. 1: Embryonalentwicklung der Hypophyse aus dem ektodermalen Anteil des Munddaches (M) und dem – ebenfalls noch undifferenzierten –, zum Hypothalamus gehörigen Bereich des Infundibulums (I). Die Differenzierung der Hypophyse führt über eine Ausbuchtung (Rathkesche Tasche, R) und Abschnürung zur Adenohypophyse (A) mit Hypophysenvorderlappen (HV) und Hypophysenmittellappen (HM) (als Kontaktfläche zum neuralen Anteil); die des peripheren Anteils des Infundibulum zur Neurohypophyse (N).
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Hypophyse
Abb. 2: Phylogenetische Differenzierung der Hypophyse: Ausgehend von einer noch offenen Verbindung zwischen dem Hypophysenvorderlappen und dem Rachendach bei Crossopterygiern (Quastenflosser, altertümliche Knochenfische) erfolgt eine fortschreitende Trennung der einzelnen Bereiche, die bei Amphibien und Reptilien am weitestgehenden ist.
Em Eminentia mediana (dem medialen Hypothalamus als Vorderseite des Infundibulums zugehörig; kurze Portalgefäße – durch Pfeile angedeutet – schaffen Kontakt zur Adenohypophyse), In Infundibulum, Pd Pars distalis (Hypophysenvorderlappen), Pi Pars intermedia (Hypophysenzwischenlappen) – Pd und Pi bilden zusammen die Adenohypophyse –, Pn Pars nervosa (Hypophysenhinterlappen) = Neurohypophyse.
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