Lexikon der Biologie: Kürbisgewächse
Kürbisgewächse, Cucurbitaceae, Familie der Veilchenartigen (nach der neueren Systematik der Kürbisartigen) mit etwa 120 Gattungen ( üä vgl. Tab. ) und rund 700, überwiegend in den Tropen und Subtropen beheimateten Arten. Niederliegende oder mit Ranken kletternde, krautige Pflanzen mit wechselständigen, in der Regel ungeteilten bis handförmig gelappten Blättern und meist weißen, gelben oder grünlichen, mon- oder diözischen Blüten. Diese stehen einzeln oder zu mehreren in den Achseln der Blätter, sind 5zählig und radiär, mit einer glockigen oder trichter- bis radförmigen Krone, deren Zipfel bisweilen faserig zerschlitzt sind. Die 5 Staubblätter können in unterschiedlichem Maße miteinander verwachsen sein (z.B. zu scheinbar 3 Staubblättern oder zu einer zentralen „Staubblattsäule"), wobei die Staubbeutel sehr unterschiedlich gestaltet sein können. Der unterständige Fruchtknoten wird überwiegend zu einer beerenartigen, ein- bis vielsamigen Frucht mit einer meist saftigen Innen- und Mittelschicht sowie einer mehr oder weniger derben, bisweilen auch recht harten Außenschicht. Ausmaß und Gewicht dieser Frucht können sehr groß sein; oft enthält sie auch die für die Familie charakteristischen, giftigen Bitterstoffe (Cucurbitacine). Viele Kürbisgewächse liefern Früchte, die als Obst oder Gemüse seit langem eine wichtige Rolle in der menschlichen Ernährung spielen und daher sowohl in den tropischen und subtropischen als auch in den gemäßigten Zonen angebaut werden. Bedeutende Nahrungspflanzen sind: Kürbis(Cucurbita), Citrullus, Cucumis, Chayote(Sechium edule) undAcanthosicyos. Meist in grünem, noch unreifem Zustand geerntet, werden auch die Früchte einer Reihe anderer Kürbisgewächse als Gemüse genossen. Hierzu gehören die bis über 1 m langen, schlangenförmig gebogenen Früchte der Schlangengurke (Trichosanthes cucumerina var. anguina), die länglichen bzw. breit-eiförmigen, warzig-stacheligen Früchte der Balsambirne (Momordica charantia) bzw. des Balsamapfels (Momordica balsamina) sowie die noch jungen Früchte der Schwammgurke (Luffa cylindrica) und des Flaschenkürbis (Flaschenfrucht, Lagenaria vulgaris, auch Lagenaria siceraria; üä vgl. Abb. 1b ). Die bis 40 cm langen Früchte der in den Tropen weltweit kultivierten Schwammgurke besitzen in reifem Zustand ein stark entwickeltes Gefäßbündelnetz (Leitbündel; üä vgl. Abb. 2b ), das nach Reinigung den harten, rauhen Luffa-Schwamm ergibt, der als Badeschwamm zur Hautpflege benutzt wird. Die flach-kugeligen bis flaschenförmigen, bisweilen mit einem langen, gebogenen Hals bzw. mit Einschnürungen versehenen Früchte des Flaschenkürbis zeichnen sich in reifem Zustand durch eine verholzte, flüssigkeitsundurchlässige Rinde aus und werden daher in den Tropengebieten Afrikas und Asiens seit alters her zu außen oft schön verzierten Flaschen (Kalebassen), Näpfen, Schalen, Musikinstrumenten und anderem verarbeitet. Telfairia pedata, der in Ostafrika heimische Talerkürbis, besitzt bis 1 m lange und 30 cm breite Früchte, deren flache, talerförmige, mandelartig schmeckende Samen gekocht oder geröstet verzehrt oder wegen ihres Ölgehalts ausgepreßt werden. Das Öl dient Speisezwecken oder zur Herstellung von Seife und Kerzen. Einige Kürbisgewächse werden auch ihrer vielgestaltigen, schön gefärbten Früchte wegen als Zierkürbisse kultiviert (Kürbis). Die im Mittelmeerraum und Vorderasien heimische Spritzgurke (Ecballium elaterium; üä vgl. Abb. 1a und Abb. 2a) zeichnet sich wie auch die in den tropischen Anden heimische Cyclanthera explodens durch einen besonderen Ausbreitungsmechanismus aus: Lösen sich die eiförmigen, rauhhaarig-stacheligen Früchte der Spritzgurke vom Stengel, so werden durch die dabei entstehende Öffnung Fruchtsaft und Samen oft meterweit herausgespritzt (Explosionsmechanismen [Abb.]). Bei Cyclanthera explodens rollt sich die eine Hälfte der reifen Frucht plötzlich rückwärts ein und schleudert so ihre Samen heraus. Eine nordamerikanische Art der Haargurke (Sicyos angulatus), eine rasch wachsende, einjährige Kletterpflanze mit herzförmigen Blättern, kleinen weißlichen Blüten und weich behaarten Früchten, wird zur Begrünung von Mauern und Balkonen gepflanzt. Eine andere Kletterpflanze, die Japanische Haarblume (Trichosanthes kirilowii var. japonica), besitzt große, dekorative, weiße Blüten, deren tief geschlitzte Kronblätter am Rand mit langen Fransen versehen sind. Von den Kürbisgewächsen sind lediglich 2 Arten der Zaunrübe(Bryonia) in Mitteleuropa heimisch. Kulturpflanzen VKulturpflanzen VI .
N.D.
Kürbisgewächse
Abb. 1: Zweige mit Früchten und Blüten: a Spritzgurke (Ecballium elaterium),b Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria)
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