Lexikon der Biologie: Zünsler
Zünsler, Pyralidae, mit etwa 15.000 Arten eine der größten Familien der Schmetterlinge, bei uns ca. 300 Vertreter. Weltweit, vor allem tropisch verbreitet, in fast allen Biotopen, sogar im Wasser. Falter klein bis mittelgroß, Spannweite 10–60 mm; Vorderflügel schmal, mehr oder weniger dreieckig geformt, meist von unscheinbarer Färbung; Rüssel an der Basis beschuppt, Labialpalpen lang, oft aufgebogen; Antennen borstenförmig, einfach; Beine lang, Schienen lang bedornt, ähnlich den Spannern mit Gehörorgan (Tympanalorgane) am Hinterleib; überwiegend nachtaktiv; einige Arten, wie Nomophila noctuella, gehören zu den Wanderfaltern. Larven in Gespinsten, sehr lebhaft, auch in Gehäusen; leben von Pflanzen, aber auch von unterschiedlichstem organischem Material; viele endophag in Wurzeln, Trieben, Früchten, Samen und ähnlichem; manche erzeugen Gallen; Verpuppung in Kokon. Viele Arten sind Schädlinge in der Landwirtschaft und an Vorräten mit großer wirtschaftlicher Bedeutung, darunter viele zum Teil weltweit verschleppte Arten: Dörrobstmotte (Plodia interpunctella), Fettzünsler (Aglossa pinguinalis), Maiszünsler („european corn borer“; Ostrinia nubilalis), Mehlmotte (Ephestia kuehniella), Nelkenwickler (Tortrix pronubana), Wachsmotten (u.a. die Gattungen Achroia und Galleria). Speziell die Dörrobstmotte ist in Wohnungen weit verbreitet und lebt als Raupe von Brotresten und anderen Vorräten. Der Maiszünsler tritt als beachtlicher Schädling in Maiskulturen auf. In der Diskussion um gentechnisch veränderte Maissorten spielt er als Gegenspieler eine viel beachtete Rolle. Weitere bedeutende Schädlinge: Reismotte (Corcyra cephalonica), Falter braun mit schmalen Vorderflügeln, Spannweite bis 22 mm; in Vorratslagern u.a. an Reis, Trockenobst, Nüssen. Nahe verwandt ist die Hummelnestmotte (Aphomia sociella), braun, bis 38 mm; Larven in Nestern von Hummeln und Wespen, fressen an Waben und Brut. Kakaomotte oder Heumotte (Ephestia elutella), ockergraubraun, bis 20 mm; an pflanzlichen Vorräten, vor allem Kakao, Tabak und Getreide, zum Teil erhebliche Schäden anrichtend. Mehlzünsler (Pyralis farinalis; ü vgl. Abb. ), bis 30 mm, Flügel ocker mit schokoladebraunen Binden; Larven an Getreideprodukten. Ein ausgesprochener Nützling dagegen ist die Kaktusmotte (Cactoblastis cactorum), die zur biologischen Bekämpfung der Opuntienplage mit Erfolg aus Südamerika nach Australien eingeführt wurde. Zur großen Unterfamilie Graszünsler (Crambinae, heute vielfach auch als eigene Familie Crambidae betrachtet) gehören Vertreter mit schmalen, langen Vorderflügeln mit Längszeichnung und breiten Hinterflügeln; Labialpalpen auffällig verlängert; allein die Gattung Crambus umfaßt über 400 Arten; wickeln in Ruhe Flügel um den Leib, ähneln dann Zweigstückchen oder Halmen; viele tag- oder dämmerungsaktiv auf Wiesen; Larven an Gräsern oder Moosen; schädlich in den Tropen u.a. an Mais, Zuckerrohr, Reis. Extreme Lebensräume besiedeln einige Wasserschmetterlinge der Gattungen Nymphula, Cataclysta, Paraponyx und andere; Beispiel: Acentria ephemerella (= Acentropus niveus), um 15 mm, hellgrau; Falter lebt nur 2 Tage; Männchen fliegen nachts auf Partnersuche, Weibchen mit Flügelstummeln; unter Wasser; schwimmen mit lang beschuppten Ruderbeinen; Kopulation an Wasseroberfläche, Eiablage unter Wasser; Larven bis in 2 m Tiefe an Wasserpest, Laichkraut und Algen, in Seen und langsam fließenden Gewässern; Verpuppung in luftgefülltem Kokon; Larven der Wasserschmetterlinge atmen mit Tracheenkiemen oder durch die Haut. Ausgefallene Lebensweise auch bei Larven der südamerikanischen Gattungen Bradipodicola und Cryptoses; fressen an organischem Material und Kotresten im Pelz von Faultieren. Die Raupen von Tirathaba parasitica ernähren sich von Larven der Wurzelbohrer, und die südamerikanische Art Sthenauge parasitus lebt in einem Gespinst ektoparasitisch an Raupen von Pfauenspinnern.
H.St.
Zünsler
Mehlzünsler (Pyralis farinalis), Männchen
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