Direkt zum Inhalt

Lexikon der Chemie: Biosensoren

Biosensoren, eine Kombination bioaktiver Substanzen (Rezeptor) mit physikalischen oder elektronischen Umformern (Transduktoren/Signaltransducer) sowie einer elektronischen Komponente zur Signalverstärkung. Als Rezeptoren kommen neben Enzymen (Enzymelektrode) und Mikroorganismen (in Lösung bzw. Suspension sowie immobilisiert) auch Organellen (z. B. Mitochondrien), Gewebeschnitte, Antikörper, Lectine und Hormone zur Anwendung. Die bioaktive Substanz ist 1) zwischen Membranen eingeschlossen oder daran immobilisiert, 2) unmittelbar auf der Transduceroberfläche (z. B. durch kovalente Bindung) fixiert oder 3) direkt auf die elektronische Komponente (z. B. der Steuerelektrode eines Feldeffekttransistors) aufgebracht. Die zu bestimmende Substanz führt durch Bindung an den Rezeptor zu einer spezifischen Reaktion. Das daraus resultierende Signal wird im Transducer in ein quantifizierbares elektrisches Signal umgewandelt, das durch die elektronische Komponente verstärkt wird.

Die Mehrzahl der B. beruht auf potentiometrischen Verfahren (ionenselektive, z. B. H+ von NH4+, oder gassensitive (CO2, NH3) Elektroden) oder amperometrischen Verfahren (Oxidation/Reduktion, z. B. O2-Elektrode).

Z. B. dient zur Bestimmung von Glucose die Glucoseoxidase als Rezeptor (β-D-Glucose + O2 = D-Glucono-1,5-lacton + H2O2) und eine pH-, O2- oder H2O2-Elektrode als Sensor. Es können aber auch hochmolekulare Substanzen (Peptide, Proteine u. a.) bestimmt werden (Immunosensoren).

Die Entwicklung der B. ist besonders bei den Immunosensoren zunehmend mit neuen Transducerkonstruktionen verbunden. So wurden in den letzten Jahren neben chemisch sensitiven (CHEMFET) Bio-Feldeffekt-Transistoren (BIOFET, z. B. ENFET; Enzym-FET) entwickelt, die aus einem biologischen Rezeptor und einem als Transducer dienenden Feldeffekt-Transistor bestehen. Letzterer registriert die durch den Rezeptor verursachte Dipolmoment-Änderung oder Ladungsanhäufung.

B. besitzen u. a. folgende Vorteile: Bequeme, direkte und kontinuierliche Messung, wiederholte Verwendung der eingesetzten Biokatalysatoren, relativ schnelle Antwort (Ergebnisse), Messung in gefärbten und trüben Proben.

B. finden Verwendung in den verschiedensten Bereichen der Analytik, insbesondere in der klinisch-chemischen Laboratoriumsdiagnostik sowie zur Kontrolle und optimalen Regelung biotechnologischer Produktionsprozesse. Mit verbesserten Rezeptoren (z. B. gentechnisch gewonnene, Einsatz von Enzymen thermophiler Mikroorganismen) und Transducern bzw. dem Einsatz von Mikroprozessoren werden vielfältige Meß- und Überwachungsverfahren unterschiedlicher biotechnologischer Produktionsprozesse vereinfacht und automatisiert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.