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Lexikon der Chemie: Entgasung

Entgasung, 1) die Entfernung flüchtiger Bestandteile aus organischen Rohstoffen (Kohlen, Holz) durch Erhitzen unter Luftabschluß zur Gewinnung von Koks und Kohlewertstoffen. Nach der Höhe der dabei angewandten Temperaturen unterscheidet man bei der E. zwischen Tieftemperaturentgasung (Schwelung), Mitteltemperaturentgasung und Hochtemperaturentgasung (Verkokung), Kohleveredelung.

2) die Austreibung der aggressiven Gase Sauerstoff und Kohlendioxid aus Kesselspeisewasser, eine Maßnahme der Wasseraufbereitung. Die E. erfolgt durch Erwärmen, Kochen oder auf chem. Wege. Die chem. Austreibung von Sauerstoff kann nach verschiedenen Verfahren erfolgen. a) Sauerstoffaustreibung durch die Sulfitentgasung (Zusatz von Natriumsulfit Na2SO3). Dabei kommt es zu einer Aufsalzung des Wassers durch Umwandlung des Natriumsulfits zu Natriumsulfat: 2 Na2SO3 + O2 → 2 Na2SO4. Weiterhin werden Natriumhydrogensulfit NaHSO3 oder schweflige Säure H2SO3 verwendet, die ebenfalls den Sauerstoff binden. b) Sauerstoffaustreibung durch die Hydrazinentgasung (Zugabe von Hydrazin), wobei das Inertgas Stickstoff und Wasser entstehen: N2H4 ·H2O + O2 → N2 + 3 H2O. Es erfolgt keine Aufsalzung des Wassers. c) Für größere Anlagen und kleinere Sauerstoffmengen hat sich in der Praxis zur Sauerstoffaustreibung der Eisenspanfilter gut bewährt. In einen Druckfilter wird Stahlwolle eingebracht, die in Anwesenheit von Wasser mit Sauerstoff reagiert: 4 Fe + 3 O2 + x H2O → 2 Fe2O3 ·x H2O. Die Filter müssen von Zeit zu Zeit rückgespült werden, die Stahlwolle ist in größeren Abständen nachzufüllen.

Die chem. Bindung von Kohlendioxid erfolgt durch Zugabe von Ammoniak; hierbei tritt durch die im Kessel erfolgende Spaltung des entstandenen Ammoniumcarbonats ebenfalls keine Salzerhöhung auf: CO2 + 2 NH3 + H2O → (NH4)2CO3. Anstelle von Ammoniak können auch Amine, wie Morpholin oder Cyclohexylamin, verwendet werden.

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