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Lexikon der Chemie: Flammenschutzmittel

Flammenschutzmittel, Feuerschutzmittel, Substanzen, die die Entzündlichkeit brennbarer Stoffe herabsetzen, ihre Verbrennung weitgehend verzögern und insbesondere die Flammenbildung verhindern. Einige F. können bei hoher Temperatur gasförmige Atemgifte entwickeln (z. B. HCl).

1) Für Holz verwendet man Lösungen von F., die mittels Imprägnierung (längere Tränkung unter hohem Druck), im Spritz- oder Anstrichverfahren angewandt werden. Grundsubstanzen der F. sind: a) Ammoniumsalze, die sämtlich beim Erhitzen Ammoniak abspalten (flammenerstickende Wirkung) und vielfach auf dem Brandherd saure Schmelzen hinterlassen, die das Weiterbrennen verhindern. Derartige Ammoniumsalze sind unter anderem Ammoniumchlorid NH4Cl, Ammoniumbromid NH4Br, Ammoniumsulfat (NH4)2SO4, Amidosulfonsäure NH2(SO3H) und Ammoniumphosphate, z. B. Diammoniumphosphat (NH4)2HPO4; b) Borax Na2B4O7 ·10 H2O, Aluminiumsulfat Al2(SO4)3, Gemische von Borax und Borsäure, Diammoniumsulfat und Harnstoffverbindungen, die in der Hitze schützende Schaumschichten bilden; c) Verbindungen, die in der Hitze Säuren abspalten und durch das Ausbilden einer Verkohlungsschicht auf dem Holz das Nachglühen verhindern, z. B. Phosphorsäure H3PO4, Monoammoniumphosphat NH4H2PO4, Ammoniumsulfat (NH4)2SO4, Zinkchlorid ZnCl2, Antimonoxidchlorid SbOCl, Ammoniumsalz der Amidosulfonsäure NH2(SO3NH4).

Durch Mitverwendung von Netzmitteln läßt sich ein besseres Eindringen der im Spritzverfahren aufgetragenen wäßrigen Lösungen in das Holz erzielen. Für Anstriche eignet sich gut Wasserglas, insbesondere Natronwasserglas Na2SiO3. Einen sehr wirksamen Schutz bieten Deckanstriche auf der Basis von Polyvinylchlorid, Chlorkautschuk oder von Polykondensaten aus Phenol oder Harnstoff und Formaldehyd.

2) Kunststoffe können a) bei der Verarbeitung durch Zusatz von Antimontrioxid oder in Kombination mit Halogenverbindungen schwer entflammbar gemacht werden. b) Die F. werden bereits bei der Polymerisation zugesetzt, oder es werden flammenhemmende Monomere in die Makromoleküle mit eingebaut (z. B. Tetrabromdian in Epoxidharze). c) Den leicht brennbaren Kunststoffen, z. B. Polyethylen und Polypropylen, können schwer entflammbare Kunststoffe, wie Polycarbonate, Polyvinylchlorid und Polytetrafluorethylen, zugesetzt werden.

3) Für Textilien ist eine Tränkung mit Ammoniumsalzlösungen (vor allem Ammoniumbromid) oder Dinatriumphosphat sehr wirksam. Besonders geeignet sind Zinn- und Wolframsalze. Brauchbar ist häufig noch Borax, der z. B. in Mischung mit Ammoniumcarbonat und Gelatine zur Imprägnierung von Weihnachtsbaumwatte dient. Um ein mechanisches Festhalten des F. zu erreichen, werden klebkräftige Substanzen mitverwendet, z. B. Leim oder Stärke.

4) Für Papier und Pappe hat sich ein Besprühen mit Ammoniumsulfat, Borax, Alkaliphosphaten und Ammoniumchlorid unter Mitverwendung von Klebstoffen bewährt. Diese F. sind besonders wichtig für Theaterausstattungen und Saaldekorationen aus Papier und Pappe; sie verhindern die rasche Ausbreitung eines Flammenbrandes.

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