Lexikon der Chemie: Hückel-Methode
Hückel-Methode, HMO-Methode (Abk. von Hückel-Molekül-Orbital), ein von E. Hückel auf der Grundlage der Molekülorbitaltheorie entwickeltes Näherungsverfahren, das vorzugsweise zur Behandlung von π-Elektronensystemen verwendet wird. In der H. geht man von der σ-π-Separation aus, wonach das σ-Molekülskelett und das π-Elektronensystem getrennt behandelt werden. Das π-System wird mit Hilfe von Mehrzentren-Molekülorbitalen φ beschrieben, die nach dem MO-LCAO-Ansatz durch eine Linearkombination der Atomorbitale χ mit π-Symmetrie angenähert werden: φ = Σ ci χi. Die
Hückel-Atomorbitale werden als normiert ∫ χi χidτ = 1 und als zueinander orthogonal ∫ χi χjdτ = 0(i ≠ j) angenommen. Der Hückel-Operator
H stellt einen in seinem analytischen Aufbau nicht näher spezifizierten Einelektronen-Hamilton-Operator dar. Die im Rahmen des Variationsverfahrens auftretenden
Wechselwirkungsintegrale ∫ χi|
H|χidτ = Hii = αi (Coulomb-Integral) und ∫ χi|
H|χidτ = Hij = βij (Resonanzintegral) sind die Parameter des Verfahrens
und werden an geeigneten experimentellen Daten angepaßt. Sind i und j direkt verknüpfte Zentren, so gilt Hij = βij, andernfalls wird βij Null gesetzt. Die Säkulardeterminanten (Hückel-Determinanten) vereinfachen sich mit diesen Festlegungen und können unmittelbar aus dem Verknüpfungsschema (Topologie) der Atome angegeben werden. Aus der Lösung des Säkulargleichungssystems erhält man die Hückel-Eigenwerte εj und die n Sätze von Hückel-Koeffizienten (Eigenvektoren) c1 j, ... cnj (j = 1, ... n), die die n Molekülorbitale bestimmen. Die Besetzung der Energieniveaus εj erfolgt unter Berücksichtigung des Aufbauprinzips, des Pauli-Prinzips und der Hundschen Regel. Aus den Hückel-Koeffizienten lassen sich folgende wichtige Größen
angeben. Die Summe
bj cr2j = qr wird als Ladungsordnung bezeichnet und gibt die π-Elektronenladung am Atom r an. bj ist die Besetzungszahl des
j-ten Molekülorbitals. Die Größe prs =
bj crj csj wird
Bindungsordnung genannt und stellt ein relatives Maß für die Stärke der π-Bindung zwischen den Atomen r und s dar. Die Restbindigkeitsfähigkeit eines Atoms r im π-System wird durch die "freie Valenz"
definiert. Dabei wird die Summe über die Bindungsordnungen aller in r endenden π-Bindungen gebildet. Zentren mit großen Fr-Werten stellen bevorzugte Angriffspositionen bei radikalischen Reaktionen dar. Die H. hat die Denkweise und Begriffsbildung in der modernen Chemie wesentlich beeinflußt.
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