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Lexikon der Chemie: Propionsäuregärung

Propionsäuregärung, der mikrobielle Abbau von Glucose oder Lactat zu Propionsäure als Hauptendprodukt der Gärung. P. kann auf 2 unterschiedlichen Wegen gebildet werden. Mikroorganismen, die Glucose oder Lactat als C-Quelle verwerten können, besitzen den Propionat-Succinat-Weg (Propionsäurebakterien). Den Acrylatweg zur Bildung von Propionsäure verwenden Mikroorganismen (Clostridium propionicum, Megasphaera elsdenii), die nur Lactat als C-Quelle nutzen können.

1) Propionat-Succinat-Weg: Der Abbau der Glucose zu Pyruvat verläuft über die Glycolyse. Pyruvat kann auf 2 Wegen weiter metabolisiert werden: Neben der Umwandlung von Pyruvat zu Acetat und CO2 (ATP-Bildung) wird Propionat aus Pyruvat in einem cyclischen Mechanismus gebildet. Das Schlüsselenzym ist dabei die DS-Methylmalonyl-CoA-Carboxytransferase (Biotinenzym), die eine Carboxylgruppe vom DS-Methylmalonyl-CoA auf Pyruvat unter Bildung von Propionyl-CoA und Oxalacetat überträgt. Durch Enzyme des Citronensäure-Cyclus wird Oxalacetat in Fumarat umgewandelt, aus dem mittels der Fumaratreductase Succinat entsteht. Die Potentialdifferenz zwischen NADH/ NAD+ und Fumarat/Succinat gestattet die ATP-Bildung durch Elektronentransportphosphorylierung. Durch eine Transferase wird CoA vom Propionyl-CoA unter Bildung von Propionsäure auf Succinat übertragen. Das entstandene Succinyl-CoA wird anschließend durch eine Mutase (mit Coenzym B12) und eine Racemase in DS-Methylmalonyl-CoA umgewandelt.

Mit Lactat als C-Quelle sind 2 weitere Enzyme erforderlich: die Lactatdehydrogenase und Pyruvat-Phosphat-Dikinase.

2) Acrylatweg: Die Umwandlung von L-Lactat über Acryloyl-CoA in Propionat, die nur von wenigen Mikroorganismen durchgeführt werden kann, ist biochemisch noch nicht so gut untersucht. Da die entsprechenden Mikroorganismen auch eine Lactatracemase besitzen, entsteht bei Angebot von L-Lactat neben Propionat Acetat und CO2. Die Gärungsverfahren besitzen keine industrielle Bedeutung.

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