Direkt zum Inhalt

Lexikon der Chemie: Torf

Torf, ein schwarzes bis hellbraunes, brennbares Zersetzungsprodukt aus organischen Substanzen mit faserigem Gefüge. Chemisch besteht T. vor allem aus Kohlenstoff (55 bis 60 %), Wasserstoff (6 %) und Sauerstoff (33 %). Der Wassergehalt des frischen T. kann bis über 90 % betragen, lufttrockener T. hat 17 bis 35 % Feuchtigkeit und eine Dichte von 0,8 bis 1,4 g cm-3. Der Heizwert beträgt 9400 bis 16300 kJ kg-1, bei sehr trockenem T. mit geringem Aschegehalt kann er auf 17600 bis 22600 kJ kg-1 ansteigen. Die eigentliche Torfmasse besteht zu etwa 50 % aus Huminsäure und einer geringen Menge Wachsen und Harzen, die man durch Extraktion isolieren kann. T. ist die Vorstufe der Kohle, er ist das jüngste der brennbaren Humusgesteine.

Entstehung. T. bildet sich in Mooren, also flachen Lagern von humifizierten Pflanzenresten, vorwiegend Moosen, Schilfen, Gräsern und Heidepflanzen, gemischt mit mehr oder weniger großen Mengen anorganischer Sedimente. Durch Überdeckung mit Wasser, also unter Sauerstoffabschluß, verwest das Pflanzenmaterial nicht, sondern zersetzt sich nur unter Mitwirkung von Organismen, vor allem Bakterien und Pilzen. Die untersten Schichten der ältesten Torflager sind etwa 25000 Jahre alt.

Vorkommen. Torfbildende Moore kommen hauptsächlich auf wenig durchlässigen Böden in den kälteren Teilen der gemäßigten Zone vor, in der eine relativ langsame Wasserverdunstung stattfindet. Die Torflager sind etwa 2 bis 5 m, selten 10 m mächtig.

Gewinnung. Nach Entwässerung des Moores durch Gräben und Kanäle wird der T. durch Abstechen mit dem Spaten gewonnen (Handstichtorf) oder aber maschinell (Maschinentorf), z. B. durch Bagger, Torfkraftstecher und Fräsmaschinen, und an der Luft oder in Röhren- und Trommeltrocknern getrocknet. Die so hergestellten Torfbriketts (Preßtorf) besitzen einen Wassergehalt von 8 bis 15 %. Zur Erhöhung des Heizwertes vermischt man den Preßtorf mit Koksgrus. Der Hydrotorf besitzt eine gleichmäßige, feste Struktur, die ihn für die Verkokung besonders geeignet macht. Aus den obersten Torfschichten der Moore, dem Fasertorf (Grastorf, Moostorf), stellt man durch Trocknen und Zerkleinern Torfmull her.

Verwendung. Beim Erhitzen von T. unter Luftabschluß entstehen minderwertiges Torfgas, ein wäßriges Destillat, das hauptsächlich Ammoniak, Essigsäure und Methanol enthält, Torfteer und Torfkoks (Schwelkoks, Schwelung). Die Vergasung von T. liefert ein relativ hochwertiges Generatorgas.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Die Autoren
Dr. Andrea Acker, Leipzig
Prof. Dr. Heinrich Bremer, Berlin
Prof. Dr. Walter Dannecker, Hamburg
Prof. Dr. Hans-Günther Däßler, Freital
Dr. Claus-Stefan Dreier, Hamburg
Dr. Ulrich H. Engelhardt, Braunschweig
Dr. Andreas Fath, Heidelberg
Dr. Lutz-Karsten Finze, Großenhain-Weßnitz
Dr. Rudolf Friedemann, Halle
Dr. Sandra Grande, Heidelberg
Prof. Dr. Carola Griehl, Halle
Prof. Dr. Gerhard Gritzner, Linz
Prof. Dr. Helmut Hartung, Halle
Prof. Dr. Peter Hellmold, Halle
Prof. Dr. Günter Hoffmann, Eberswalde
Prof. Dr. Hans-Dieter Jakubke, Leipzig
Prof. Dr. Thomas M. Klapötke, München
Prof. Dr. Hans-Peter Kleber, Leipzig
Prof. Dr. Reinhard Kramolowsky, Hamburg
Dr. Wolf Eberhard Kraus, Dresden
Dr. Günter Kraus, Halle
Prof. Dr. Ulrich Liebscher, Dresden
Dr. Wolfgang Liebscher, Berlin
Dr. Frank Meyberg, Hamburg
Prof. Dr. Peter Nuhn, Halle
Dr. Hartmut Ploss, Hamburg
Dr. Dr. Manfred Pulst, Leipzig
Dr. Anna Schleitzer, Marktschwaben
Prof. Dr. Harald Schmidt, Linz
Dr. Helmut Schmiers, Freiberg
Prof. Dr. Klaus Schulze, Leipzig
Prof. Dr. Rüdiger Stolz, Jena
Prof. Dr. Rudolf Taube, Merseburg
Dr. Ralf Trapp, Wassenaar, NL
Dr. Martina Venschott, Hannover
Prof. Dr. Rainer Vulpius, Freiberg
Prof. Dr. Günther Wagner, Leipzig
Prof. Dr. Manfred Weißenfels, Dresden
Dr. Klaus-Peter Wendlandt, Merseburg
Prof. Dr. Otto Wienhaus, Tharandt

Fachkoordination:
Hans-Dieter Jakubke, Ruth Karcher

Redaktion:
Sabine Bartels, Ruth Karcher, Sonja Nagel


Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.