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Lexikon der Chemie: Zündwaren

Zündwaren, Gebrauchsgüter zum Entzünden von Feuer, ausgenommen Zündwerkzeuge (Feuerzeuge, Gasanzünder).

Zündhölzer (Streichhölzer) bestehen aus Stäben aus Holz, Karton, gedrehtem oder paraffiniertem Papier oder andrem Material mit einem Zündkopf (Zündsatz). Durch Reibung an einer Anstrichfläche (Phosphorsatzfläche), die sich im allgemeinen auf einer Schachtel befindet, wird eine physikalisch-chem. Reaktion ausgelöst, durch die die Zündköpfe entflammen und die Flamme auf den Zündstab übertragen wird. Zündstäbe aus Holz werden mit Monoammoniumphosphat oder Diammoniumphosphat gegen Nachglühen geschützt und in Paraffin getaucht. Der Zündsatz ist heute meist ein Sicherheitszündsatz (1848 von R. Ch. Böttger erfunden) und besteht aus einem Gemenge aus Kaliumchlorat als Oxidationsmittel, Schwefel als Flammenträger, Katalysatoren, die ein explosionsartiges Abbrennen verhindern, sowie Füllstoffen, leimen und Farbstoffen. Sicherheitszündwaren dürfen keinen weißen Phosphor enthalten. Die Zündung erfolgt durch die Reibungswärme. Dabei wird ein geringes Quantum roten Phosphors abgerissen und wieder in weißen Phosphor verwandelt, danach wird das Kaliumchlorat zur Reaktion gebracht. Der Vorgang ist eine gebremste Kettenreaktion, die sorgfältig eingestellt werden muß. Die Phosphorsatzfläche besteht aus rotem Phosphor, Antimontrisulfid, Mangan(IV)-oxid oder Pyrit (Eisen(II)-sulfid) und synthetischen Klebstoffen.

Der Zündsatz der früheren Zündhölzer bestand aus weißem Phosphor, Kaliumchlorat, Gummi arabicum und einigen Zusätzen. Da die Verbrennungstemperatur des Zündsatzes nicht ausreichte, wurden die Hölzer geschwefelt (Schwefelhölzer). Man konnte sie an jeder rauhen Fläche entzünden. Wegen des giftigen weißen Phosphors wurden diese Zündhölzer seit dem Jahr 1907 verboten.

Überallzünder benötigen zu ihrer Entflammung keine besondere Anstrichfläche, sie sind nur noch in wenigen Staaten üblich. Die Zündköpfe enthalten zusätzlich Tetraphosphortrisulfid und vereinigen damit in sich Zündstoff, Sauerstoffträger, Flammenträger und Katalysatoren. Überallzünder sind sehr reibungsempfindlich. Beim Buchzünder werden meist 20 oder mehr Zündstäbe aus Karton in einen Kartonumschlag geheftet. Sicherheitszündsatz und Phosphorsatz entsprechen denen der beschriebenen Z. Sturmzündhölzer sind Holzstäbe üblicher Länge, die mit einem 20 mm langen Brennsatz umhüllt sind, der einen üblichen Sicherheitszündkopf trägt. Nach der Entzündung kann der Brennsatz auch durch Sturmeinwirkung nicht mehr ausgelöscht werden. Sturmzündhölzer sind für den Sprengdienst, die Seeschiffahrt und die Alpinistik erforderlich. Bei den bengalischen Zündhölzern ist der Brennsatz so zusammengesetzt, daß er in einer bestimmten Farbe abbrennt oder als Silber- oder Goldregen sprüht. Wachszündstäbe, auch als Cerini bezeichnet, bestehen aus Papierstreifen oder Dochten, die durch Wannen mit flüssigem Paraffin geführt, danach durch Zieheisen geformt und später geschnitten werden. Wachszündstäbe sind heute Souvenir-Zündwaren. Mehrfach entzündbare Zündstäbe oder "ewige Zündhölzer" in Form eines Lippenstiftes bestehen aus Kaliumchlorat, Mangan(IV)-oxid, Metaldehyd, Monomethylmethacrylat, Cellulosenitrat, Pentaerythrit und Eisen(III)-sulfat. Der Zündstab kann mehrfach entzündet werden.

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