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Lexikon der Ernährung: Mahlzeiten

Mahlzeiten, 1) E meals Speisen und / oder Getränke, die zu einer bestimmten Tageszeit (s. u., Punkt 2) konsumiert werden. Traditionelle Mahlzeiten sind das Frühstück, das Mittagessen und das Abendessen. Zwischenmahlzeiten sind z. B. das zweite Frühstück, der Nachmittagsimbiss oder die Spätmahlzeit. Nach der Menge kann in Hauptmahlzeiten und kleine Mahlzeiten, nach der Verzehrstemperatur in warme und kalte Mahlzeiten unterschieden werden. Bestimmte gesellschaftliche Anlässe werden mit besonders aufwändig gestalteten M. begangen (Festessen). [Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e. V. (Hrsg.): Lebensmittelverarbeitung im Haushalt. 5. überarbeitete Auflage. Ulmer. Stuttgart 1992]
2) E breakfast- / lunch- / dinnertime etc., Zeiten im Tagesablauf eines Menschen, die der Nahrungsaufnahme gewidmet sind. Im Unterschied zu Tieren, die immer dann Nahrung aufnehmen, wenn sie gerade darauf stoßen, legt der Mensch M. fest, zu denen die Nahrungsaufnahme stattfindet (Mahlzeitenfrequenz). M. sind im Wesentlichen dadurch charakterisiert, wo, wann, was und mit wem gegessen wird. Da M. häufig gemeinsam mit anderen Personen eingenommen werden (Tischgemeinschaft), stellen sie ein soziales Ereignis dar – die M. wird als Kommunikations-, Interaktions- und Sozialisationssystem angesehen und ist daher von großer soziologischer Relevanz. Charakteristisch ist, dass sich stets eine M.-Ordnung herausbildet, durch die im Wesentlichen festgelegt wird, wann und wo gegessen wird, wie die M.-abfolge aussieht und welche Lebensmittel für welche M. geeignet sind. Auch hinsichtlich der sozialen M.-Gestaltung bilden sich gewisse Organisationsmuster heraus, z. B. welche Gesprächsthemen bei Tisch angemessen sind und wie man sich zu benehmen hat.
Die M.-Ordnung ist einem sozialen Wandel unterzogen. Besonders grundlegend hat sie sich im Zuge der Industrialisierung geändert. Durch die Trennung von Wohnung und Arbeitsplatz und der damit verbundenen größeren Bedeutung der Außer-Haus-Verpflegung erfolgte eine teilweise Entfunktionalisierung der Familie als Mahlzeitengemeinschaft. Durch die zunehmende Mechanisierung im Haushalt und die Verwendung vorgefertigter Lebensmittel verliert außerdem die häusliche Tätigkeit an Bedeutung. In erster Linie ist durch diese Veränderungen die sozialkommunikative Funktion der M. innerhalb der Familie betroffen, die sich z. B. auf die Ernährungserziehung der Kinder auswirkt. Weiterhin ist es zu einer Abnahme der strikten räumlichen und zeitlichen Fixierung der M. gekommen.
Einen großen Einfluss auf die M.-Ordnung hat die Haushaltsstruktur. Beispielsweise ist in jüngeren Haushalten die warme Mahlzeit häufig abends platziert. Bei Familien mit (kleinen) Kindern gibt es relativ häufig sowohl mittags als auch abends eine warme Mahlzeit und in jungen Einpersonenhaushalten werden weit weniger häufig warme Mahlzeiten zubereitet als in Familien. Deutlich unterschiedlich verhalten sich auch Beruftätigenhaushalte und Haushalte in der Nacherwerbsphase.

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