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Lexikon der Ernährung: Obstipation

Obstipation, Darmträgheit, (Stuhl)verstopfung, E slow transit, constipation, erschwerte, oft unvollständige, schmerzhafte und vergleichsweise seltene Darmentleerung (< 3 / Woche) mit ‚hartem‘ Stuhl.
Ätiologie: O. entsteht bei verlangsamtem Colontransit (häufigste Ursache beim Erwachsenen), Darmatonie (meist neurogen bestimmt), Stenosen und andere Blockaden im Colon-, Rectum- und Analbereich, die den Weitertransport des Stuhls erschweren, bei Kindern psychogene Stuhlverhaltung. Eine scheinbare, gesundheitlich bedeutungslose (Pseudo)-O. wird bei Säuglingen mit Brusternährung bei niedrigen Trinkmengen beobachtet. Man unterscheidet zwischen akuter, passagerer und chronischer O. Akute O. kann bei abrupter Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise auftreten (Reisen, Bettlägerigkeit) oder als erstes Symptom einer Darmblockade; passagere O. kommt vor als Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen, bei Intoxikationen, als Nebenwirkung von Arzneimitteln und in der Schwangerschaft. Die sehr viel häufigere chronische O. ist oft idiopathisch (funktionelle / habituelle O.). Dabei spielt der Lebensstil (fett- und energiereiche, ballaststoffarme Ernährung; geringe körperliche Aktivität; Hektik und Unterdrückung des Stuhldrangs) eine entscheidende Rolle. Laxanzienabusus verstärkt die Neigung zu O.
Eine lange Verweildauer des Stuhls führt zu vermehrtem Wasserentzug und zur Verfestigung und erhöht die Einwirkungszeit toxischer Lebens-mittelinhaltsstoffe / -abbauprodukte und Stoffwechselprodukte auf die Darmmucosa.
O. kommt in allen Altersgruppen vor; 30–60 % der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leiden zeitweilig oder permanent unter O., Frauen häufiger als Männer, Ältere häufiger als Jüngere.
Ernährungstherapie: Die langfristige Ernährungsumstellung steht im Mittelpunkt des Behandlungskonzeptes:

ballaststoffreiche Lebensmittel (Vollgetreide, Gemüse, Obst einschließlich Trockenfrüchten, evtl. zusätzlich Weizenkleie, jeweils mit reichlich Flüssigkeit),min. 2 l Flüssigkeit / d, Kinder je nach Alter min. 1–2 l, warmes Wasser/Fruchtsaft morgens nüchtern,gesäuerte Milchprodukte (Dickmilch / Butter-milch, Jogurt), Kinder: Milchzucker; Säuglinge: Umstellung auf lactosereiche Pre-Nahrung,Energie- und Fettgehalt der Kost bedarfsangepasst,ungünstig, weil obstipierend sind Schokolade, Weissbrot, Stärkeprodukte, Rotwein.

Die ballaststoffreiche Ernährung (vgl. Ballaststoffhypothese) entspricht im Wesentlichen den Empfehlungen für Gesunde; sie eignet sich als Langzeitkost zur Normalisierung der Darmfunktionen, ggf. auch zum Abbau von Übergewicht. Regelmäßige körperliche Aktivität und falls erforderlich Hilfe zur Stressbewältigung ergänzen die Therapie. Die Langzeiteinnahme von Laxanzien (Lactulose) bedarf der ärztlichen Überwachung.

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