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Lexikon der Ernährung: parasitäre Infektionen

parasitäre Infektionen, E parasitic infection, das Eindringen von parasitären Infektionserregern in einen Makroorganismus und ihre Vermehrung in ihm. In Abhängigkeit von den infektiösen und pathogenen Eigenschaften und der Menge der Parasiten, der Reaktionsbereitschaft des befallenen Makroorganismus sowie des Ansiedlungsortes entsteht entweder eine Infektionskrankheit, eine stumme Infektion oder ein unschädliches Zusammenleben. P. I. zählen weltweit zu den wichtigsten Erkrankungen des Menschen. Zu den sie verursachenden Parasiten im eigentlichen Sinn zählen in Deutschland nur parasitische Einzeller (Protozoen), parasitische Würmer (Helminthen) und parasitische Arthropoden. Sie alle gehören zu den höher entwickelten Organismen (Eukaryoten), die in oder auf anderen Organismen leben und sich von deren Körpersubstanz, Körpersäften oder Darminhalt ernähren.
P. I. sind häufig das Ergebnis von z. T. komplizierten Entwicklungskreisläufen, die einen Wechsel zwischen mehreren Wirten sowie geschlechtliche und ungeschlechtliche Fortpflanzung einschließen können. Neben Parasiten, die in ihrem Entwicklungszyklus nur einen Wirt nutzen (monoxene Parasiten), sind gerade bei zoonotischen Parasiten (Zoonose) ein oder mehrere Wirte eingeschaltet, in denen in vielen Fällen eine exzessive Vermehrung stattfindet (heteroxene Parasiten). Dabei unterscheidet man zunächst zwischen Endwirten, in denen die geschlechtsreifen Parasiten vorkommen, und Zwischenwirten, die die asexuellen Stadien (Protozoen) oder Larvenstadien (Helminthen) beherbergen. In den Zwischenwirten, die je nach Parasitenspecies zu den Avertebraten (Molluscen, Arthropoden) oder den Vertebraten gehören und als passive oder aktive Überträger fungieren, läuft ein Teil des Lebenszyklus der Parasiten ab. Das unterscheidet sie von reinen Überträgern (Vektoren- oder Transportwirte), die Erreger nur mechanisch übertragen. Bei einer optimalen Anpassung eines Parasiten an einen Wirt wird dieser als Hauptwirt bezeichnet, während Nebenwirte ohne diese Optimierung nur schlechtere Lebensbedingungen für bestimmte Parasiten bieten und deshalb für die Aufrechterhaltung des Infektionszyklus keine so bedeutende Rolle spielen. Wirte, die äußerst selten befallen werden, sind Gelegenheitswirte, während Wirte, in denen keine vollständige Entwicklung stattfindet, als Fehlwirte bezeichnet werden, wobei aber durchaus pathogene Effekte auftreten können. Der Mensch kann prinzipiell in diesen Entwicklungszyklen Endwirt, Zwischenwirt oder Fehlwirt sein.
Entsprechend der Vielfalt der parasitischen Organismen sind auch die Wege der Übertragung unterschiedlich. Sie reichen von der einfachsten Form der Übertragung – dem direkten Kontakt – bis zur oralen Aufnahme. Viele Parasiten werden auf fäkal-oralem Weg übertragen, d. h. nach der Ausscheidung von einzelnen Infektionsstadien über die Faeces kommt es zur oralen Aufnahme über die verschiedensten Übertragungsmedien, wie z. B. kontaminierte Lebensmittel oder verschmutztes Wasser.
Die als Folge einer parasitischen Infektion auftretende Infektionskrankheit kann auf mechanischer Schädigung des Wirtes, der Wirkung von Stoffwechselprodukten oder Nahrungsentzug beruhen. Daneben ist auch eine Induktion von unspezifischen oder spezifischen Abwehrreaktionen des Wirtes möglich, Autoimmunitäts- und Überempfindlichkeitsreaktionen führen zu einer spezifischen oder unspezifischen Immunsuppression der Wirtstiere. Aus der Sicht von Lebensmitteln als Übertragungsmedium (Lebensmittelinfektionen) lassen sich die p. I. nach ätiologischen Kriterien einordnen (Tab.).

Parasitäre Infektionen: Tab.

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