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Lexikon der Ernährung: Prostaglandine

Prostaglandine, PG, E prostaglandins, Stoffwechselmediatoren mit hormonähnlichen Eigenschaften, die beim Menschen in nahezu allen Zellen produziert werden. Die PG wurden in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Samenflüssigkeit entdeckt (Prostata – Name!); die Molekülstruktur klärten die Schweden Sune Bergström und Bengt Samuelsson und der US-Amerikaner John Vane auf, die dafür 1982 den Nobelpreis erhielten. PG entstehen durch Peroxidation langkettiger, mehrfach ungesättigter Fettsäuren durch das Enzym Cyclooxygenase (Prostanoide). Muttersubstanz ist Prostaglandin H. Die Nomenklatur der verschiedenen Derivate (PG A–K) orientiert sich an Zahl und Position der Hydroxyl- und Ketogruppen und / oder einer Doppelbindung im Ring und – bei Prostacyclin (PGI) – einem weiteren Ringschluss. Ein Index gibt die Anzahl der Doppelbindungen in den Seitenketten an, PG1 aus Dihomo-γ-Linolensäure, PG2 aus Arachidonsäure, PG3 aus Eicosapentaensäure.
Physiologische Wirkung: PG gehören zu den reaktivsten körpereigenen Substanzen mit vielfältigen, teils gegensätzlichen Effekten. PG2 fördern die Kontraktion der glatten Muskulatur einschließlich Darm und Uterus (Wehenauslöser), PG E2 fördern Entzündungen und erhöhen die Körpertemperatur (Fieber); PG E3 hemmen Schmerzen und Entzündungen im Gewebe (vgl. Entzündungsmediatoren; Einfluss auf atopische Ekzeme); PG modulieren die Immunantwort, regulieren den Blutdruck, drosseln die Magensaftsekretion und beeinflussen über die Regulation der Synthese von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP, Adenosinphosphate) eine Vielzahl hormonell gesteuerter Reaktionen. PG und PG-Synthesehemmer (Cyclooxygenase-Hemmer, vgl. Antiphlogistika) sind hochwirksame Medikamente. Isoprostane (= Isoprostaglandine) gelten als Biomarker für oxidativen Stress. Ein membranschädigendes Stoffwechselprodukt der P. ist Malondialdehyd.
Für die Ernährung gilt: Die ausgewogene Fetternährung unter Beachtung der ω-3-Fettsäuren (Fisch, grünes Gemüse), gewährleistet beim Stoffwechselgesunden eine ausreichende PG-Synthese. Experten halten mit ω-3-Fettsäuren angereicherte Lebensmittel (Margarine, Eier) für entbehrlich. Für therapeutische Ernährungsformen wird über Zusätze diskutiert. Es wird von guten Erfolgen mit ω-3-Fettsäure-reicher Ernährung bei Rheumaerkrankungen berichtet. Die Selbstmedikation mit Fettsäuresupplementen und Fischölkapseln ist umstritten.

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