Lexikon der Ernährung: Quecksilbervergiftung
Quecksilbervergiftung, Mercurialismus, Hydrargyrose, Emercurialism, mercury poisoning, Vergiftungen durch metallisches Quecksilber (Vergiftungssymptome s. dort) oder dessen Salze (vgl. anorganische Gifte). Q. sind v. a. in Zahnarztpraxen (Bereitung von Amalgamen) und im Gewerbe denkbar und resultieren meist aus dem hohen Dampfdruck und dem damit gegebenen Risiko der Anreicherung in der Luft. Dämpfe aus erhitztem Metall oder Amalgam während der Spiegelherstellung oder Vergoldung mit Goldamalgam haben früher häufig zu Q. geführt. Verschlucktes Metall ist nur wenig toxisch. Die heute nicht mehr übliche Verwendung von Quecksilber zur Therapie der Lues mittels grauer Salbe (33 % Hg in Schweinefett) hat jahrhundertelang Anlass zu Q. gegeben, die wahrscheinlich v. a. aus einer inhalativen Aufnahme resultierte. Quecksilber(I)-chlorid wird nur in sehr kleinen Mengen resorbiert und wurde früher als Abführmittel und Diuretikum (Quecksilberdiuretika) verwendet. Durch eine mögliche Umwandlung im Darm in die gut resorbierbare zweiwertige Form sind dennoch Vergiftungen möglich. Quecksilber(II)-chlorid ist leicht wasserlöslich und gehört zu den stärksten Ätzgiften. Durch die unkontrollierte Verbringung quecksilberhaltiger Fabrikabfälle in Flüsse und Seen kann es zur Anreicherung in der aquatischen Nahrungskette kommen, was die Ursache für schwere Vergiftungen war (Minamata-Krankheit). Die Vergiftungssymptomatik ist vielfältig (Quecksilberstomatitis) und betrifft neben den Schleimhäuten v. a. das ZNS. Die Toxizität organischer Quecksilberverbindungen ist bedingt durch die gute Lipidlöslichkeit höher (Methylquecksilber).
Zur primären Giftentfernung im Rahmen der Therapie einer akuten Q. werden Kohle oder MgO eingesetzt. Bereits resorbiertes Quecksilber wird durch BAL (British Anti-Lewisit = Dimercaptopropanol) gebunden und ausgeschieden. Bei totaler Anurie kann eine Hämodialyse helfen. Gegen Ätzschmerzen werden Analgetika eingesetzt. Die Therapie chronischer Vergiftungen besteht in wiederholten BAL-Kuren.
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