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Lexikon der Ernährung: Säuglingsdystrophie

Säuglingsdystrophie, E infant malnutrition / protein-energy malnutrition, Fehlentwicklung im Säuglingsalter mit mangelhaftem Gewichts- und Längenwachstum, deren schwere Form (Atrophie) mit der Erschöpfung aller körperlichen Reserven und erheblichen Funktionsstörungen einhergeht.
Ursachen: Quantitativ oder qualitativ mangelhaftes Nährstoffangebot infolge von Armut und Vernachlässigung, Fehlernährung durch Unwissenheit oder in Notsituationen (Analphabetentum; Mehlnährschaden), Erbrechen (bei Pylorusstenose u. a. Erkrankungen), unzureichender Nährstoffverwertung (Maldigestion, Malabsorption) sowie symptomatisch bei angeborenen Herzfehlern, Nieren-, Lungen- und Hirnerkrankungen.
Pathophysiologie: Der Nährstoffmangel führt zu fortschreitendem Katabolismus, Gewichtsstillstand bzw. -abnahme, Proteinmangel, Infektanfälligkeit, Anämien und einer Toleranzminderung gegenüber der altersgerechten Nahrung. Wassereinlagerungen (Ödeme) und überschießende Wasserausscheidung mit Exsikkose führen zu extremen täglichen Gewichtsschwankungen. Im fortgeschrittenen Stadium sinken die Körpertemperatur und die Glucosekonzentration im Blut. Das Finalstadium ist durch schwere Infektionen und Atemstillstand geprägt.
Wie bei dem analogen Krankheitsbild der Erwachsenen (Protein-Energie-Mangelsyndrome) lässt sich bei der Dystrophie des Säuglings und Kleinkindes ein Marasmustyp mit überwiegender Verminderung der Muskelmasse (Marasmus) von einem Kwashiorkortyp (Kwashiorkor) mit überwiegendem Defizit an enteralen Proteinen abgrenzen. In der Praxis überwiegen jedoch Mischtypen. Die verringerte altersbezogene Körperlänge (E height for age) wird in der englischsprachigen Welt als „stunting“ bezeichnet, die Verringerung des auf die Körperlänge bezogenen Gewichts als „wasting“.
Krankheitsbild: Abnahme des Fettpolsters und der Muskelmasse, greisenhaftes Aussehen; Hautfalten an den Oberschenkeln und dem Gesäß verlaufen nicht mehr quer, sondern längs (Tabacksbeutelgesäß). Ödembildung und Exsikkosezustände wechseln. Neigung zu Durchfällen, septischen Infektionen, Atemstillständen und Herzinsuffizienz.
Diätprinzip: In schweren Fällen parenterale Ernährung, Immunglobuline, Albumininfusionen und Bluttransfusion. Toleranzangepasster Kostaufbau, am besten mit Frauenmilch oder mit Säuglingsanfangsnahrungen. Czerny.

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