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Metzler Lexikon jüdischer Philosophen: Theodor Herzl

Geb. 2.5.1860 in Pest;

gest. 3.1.1904 in Edlach (Niederösterreich)

H., aus wohlhabendem jüdischem Kaufmannsgeschlecht stammend, studierte nach seinem Abitur am evangelischen Gymnasium in Budapest von 1878 bis 1884 Rechtswissenschaft in Wien, wo er auch zum Dr. jur. promoviert wurde. Von 1891 bis 1895 war H., sich von der ungeliebten Juristerei abwendend, Pariser Korrespondent der Wiener Neuen Freien Presse, anschließend bis zu seinem Tode deren Feuilletonredakteur und verband dort seine schriftstellerische Tätigkeit mit seiner beruflichen. Einige seiner Bühnenstücke, die sich oftmals mit Fragen der zeitgenössischen Gesellschaft auseinandersetzten, wurden, wenn auch ohne sonderliche Resonanz, am Wiener Burgtheater und anderen bedeutenden Bühnen z.B. in Berlin und Prag aufgeführt. Von seinen Büchern sei nur auf Das Buch der Narrheit (1888), die Philosophischen Erzählungen (1900) oder die Feuilletons (2 Bde., 1903) verwiesen. Diese schöngeistig-literarische Tätigkeit allein hätte H. dennoch wohl der Vergessenheit anheimfallen lassen. Seine unbestrittene und überragende historische Bedeutung erreichte er erst in der zweiten Hälfte seiner Schaffensperiode etwa ab 1894/95 als Begründer der modernen zionistischen Idee und der zionistischen Bewegung, obgleich er weder den Begriff »Zionismus« eingeführt hat noch der erste war, der, zweitausend Jahre nach der Zerstreuung, die Vorstellung einer jüdischen Nation mit nationaler Souveränität auf eigenem Boden propagiert hat.

H.s wegweisende Broschüre Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage erschien erst 1896. Schon 1882 hatte Leon Pinsker, Arzt aus Odessa, versucht, der von ihm diagnostizierten Judophobie, der Angst der Gesellschaft vor einer gespensterhaften Erscheinung der Juden, die nicht integrierbar ein abgeschiedenes Eigenleben führten, in seiner Schrift Autoemanzipation – Ein Mahnruf an seine Stammesgenossen von einem russischen Juden mit einem nachdrücklichem Aufruf zum Selbst-Tätigwerden und zur Selbstverteidigung zu begegnen. Ebenso wenig wie diese Schrift Pinskers kannte H. auch die Broschüre Nathan Birnbaums Die nationale Wiedergeburt des jüdischen Volkes in seinem eigenen Lande als Mittel zur Lösung der Judenfrage. Ein Appell an alle hochgesinnten Menschen guten Willens von 1893. Zu Birnbaum, der die Zweiwochenschrift Selbstemancipation herausgab und dort 1892 zum erstenmal »Zionismus« neuartig im Sinne eines politischen Begriffs definierte, findet sich in H.s Tagebüchern ein bezeichnender Eintrag: »Birnbaum ist unirrbar neidisch auf mich.« Der Grund hierfür lag darin, daß H.s Broschüre, vielleicht wegen ihres provokativen Charakters, rasch und nachhaltig an das Licht der großen Öffentlichkeit gelangte, im Gegensatz zu Pinskers und Birnbaums Aufrufen.

H. schrieb und veröffentlichte seinen Judenstaat in einem enthusiastischen Schub in wenigen Tagen zu einem Zeitpunkt, als er selbst noch »ein Führer ohne Volk und ein Staatsgründer ohne Staat war« (Elon). Zwei grundlegende Einsichten bestärkten ihn bei der Vorstellung seines Konzeptes: die Vergeblichkeit assimilatorischer Bemühungen für eine fortschreitende Verschmelzung mit Kultur und Volkstum der Wohn- oder Wirtsvölker der Juden und die offensichtliche Unmöglichkeit, dem Antisemitismus beizukommen, wie er sich vor allem in Rußland und Rumänien in schrecklichen Judenverfolgungen (Pogromen) äußerte und wie er in Deutschland vor allem in Eugen Dührings Buch Die Judenfrage als Rassen-, Sitten- und Culturfrage von 1881, das H. kannte, eine wissenschaftliche Begründung auf rassistischer Grundlage fand, gleichsam als kulturelles Pogrom. Auch Emanzipationsbestrebungen, den Juden also mit Hilfe gesetzgeberischer Akte eine rechtliche Gleichstellung als Bürger zu ermöglichen, waren trotz vielfacher und langjähriger Bemühungen gescheitert. H. hat selbst bittere persönliche Erfahrungen machen müssen. So trat er, wenn auch erhobenen Hauptes, während seines Studiums in Wien aus der von ihm so geliebten deutsch-nationalen Burschenschaft Albia aus, als sich dort antisemitische Tendenzen zeigten. Nicht zuletzt aber können seine Erkenntnisse aus dem Pariser Prozeß von 1894 gegen den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus als entscheidendes, auslösendes Moment für sein praktisch-politisches Tätigwerden in der Judenfrage gelten. Dreyfus wurde ein Opfer des in Frankreich virulenten Antisemitismus und, obgleich nachweislich unschuldig, der Spionage für Deutschland beschuldigt und verurteilt. H. hatte über den Prozeß, der als Dreyfusaffäre Frankreich politisch spaltete, für seine Zeitung zu berichten und war schockiert von den haßerfüllten »Mort aux Juifs«-Rufen der Öffentlichkeit.

Der entscheidende Ansatz für H.s Handeln ist die »Judennot«, ein von ihm selbst so benanntes verschlepptes Stück Mittelalter und ein Anachronismus, mit dem die Kulturvölker, und damit meint H. im wesentlichen die westeuropäischen, nicht fertigwerden konnten. Gleichwohl ist die Judenfrage für ihn keine religiöse oder soziale, sondern vielmehr eine nationale Frage, wenn auch in einem Umfeld, in dem den Juden als Nation alles zu verweigern, als Individuen aber alles zu gewähren sei, wie es schon Ende des 18. Jahrhunderts in der französischen Nationalversammlung festgestellt wurde. H.s Argumentieren und Handeln geschieht ganz im Zuge der Zeit des Erwachens und des Ausbaus neuer Nationalstaaten. Um die Judenfrage zu lösen, mußte sie zu einer politischen Weltfrage gemacht werden. H. steht mit diesem Ansinnen allerdings im krassen Widerspruch zur herrschenden öffentlichen Meinung am Ende des 19. Jahrhunderts, die mit den Worten »wären die Juden etwas weniger jüdisch und die Nichtjuden ein wenig duldsamer, wäre das ganze Problem vom Tisch« (Broder) zusammengefaßt werden konnte. H. dagegen war sich im Klaren darüber, daß er bei seinem Vorgehen als Antwort auf antijüdische Ereignisse seiner Zeit die Ebene von Anpassung, Toleranz und Verständnis, die er als Kriterien der gescheiterten Assimilation ansah, verlassen mußte. »Wir sind ein Volk – der Feind macht uns ohne unseren Willen dazu, wie das immer in der Geschichte so war. Wir haben die Kraft, einen Staat, und zwar einen Musterstaat zu bilden« (so im Judenstaat). Dieser Staat könne zugleich die – westeuropäisch ausgeprägte – kulturelle Brücke zum Orient bilden.

Das provozierend Neue an diesen Überlegungen war, daß es sich dabei nicht um einen Staat in der religiösen Tradition der – auserwählten – Gottesnation handelte: Nicht die Tora, sondern die sozialen Zukunftsbilder des Ökonomen und Journalisten Theodor Hertzka, wie er sie in seinem utopischen Roman Freiland (1890) beschreibt, bildeten H.s Grundlage. Für ihn, den gelernten Juristen, kam es deshalb bei seinem Kampf gegen die »Judennot« und darum, »aus Judenjungen wieder junge Juden zu machen«, entscheidend auf eine Rechtsgrundlage an: Für diesen neuen Staat, in dem das möglich wäre, mußte eine legitimationsstiftende Theorie vom Rechtsgrund eben dieses Staates gefunden werden. Er bietet uns hierfür aus dem römischen Recht, das ihm von seinem Studium her geläufig war, die Rechtsfigur der negotiorum gestio, der sog. Geschäftsführung ohne Auftrag, an: Das jüdische Volk ist gegenwärtig durch die Diaspora verhindert, seine politischen Geschäfte selbst zu führen. So ist es auch im Verlaufe des Daseinskampfes, durch den ein Staat entsteht, kaum möglich, »erst auf umständliche Weise einen Auftrag oder irgendeinen Mehrheitsbeschluß« einzuholen. Innere Parteizwistigkeiten würden zudem »das Volk« gegen den äußeren Notstand, den es im Rahmen der Selbsthilfe zu beseitigen gilt, wehrlos machen. Da nicht alle Köpfe unter einen Hut zu bringen sind, »setzt der gestor einfach den Hut auf und geht voran« (Judenstaat). Der gestor wird zum Retter der Führer fremder Geschäfte. Sein Auftrag ist ihm von einer höheren Notwendigkeit erteilt worden, die als Rechtsfigur der Nächstenliebe bezeichnet werden kann. Diese Liebe zu seinem jüdischen Volk leitete H., der mit der Beendigung der »Judennot« vor allem auch das Judentum retten wollte.

H., der während seiner Wiener Studienjahre Schüler u.a. von Georg Jellinek und Lorenz von Stein war, die ihm die rechts-, sozial- und staatsphilosophischen Theorien seiner Zeit vermittelt haben, mußte nicht nur die Rechtfertigung der Entstehung eines Staates, sondern eben auch den Rechtsgrund dafür erläutern. Er lehnt in diesem Zusammenhang neben anderen vor allem Jean Jacques Rousseaus Lehre vom Gesellschaftsvertrag ab, weil die Juden eben keine Gruppe politisch mündiger Bürger darstellen, die gemäß dem contract social durch willentliche Abtretung ihrer Naturfreiheit an einen Kollektivwillen den idealen Staat schaffen. Wenngleich H. auch als gestor eine »society of Jews«, zunächst gebildet aus dem »Kreise der wackeren englischen Juden«, als moralische Person und den »neuen Moses der Juden« für die anstehenden politischen und wissenschaftlichen Aufgaben einsetzen will – für die mehr praktisch-wirtschaftlichen und vor allem arbeitsorganisatorischen Aufgaben plante er eine »Jewish company« – so ist doch klar erkennbar, daß er selbst der erste Akteur ist. Die Realisierung des praktischen Willens kann unter den gegebenen Umständen nur bei H., nicht aber beim handlungsunfähigen, weit verstreuten jüdischen Volk liegen. H.s Tora waren das römische Recht und die Soziallehren seiner Zeit.

Die Tatsache, daß H. alle Fäden in die Hand nimmt und handelt, weist ihn als Dezisionisten ersten Ranges aus (Biller). Sein Verdienst war es, den Ausnahmezustand erkannt zu haben, in dem die Juden sich befanden, und daß dieser Ausnahmezustand zu seiner Beendigung einer souveränen Entscheidung bedurfte, die wegen der Unübersichtlichkeit der Lage einer Begründung gegenüber Dritten nicht bedurfte. Die Normen des Handelns lagen nun bei H. selbst, der zudem wegen der aktuellen jüdischen Lage einsah, daß rasch gehandelt werden mußte.

Sein Ziel war in erster Linie politisch, der Rechtsanspruch jedoch war moralisch und historisch begründet. H. kann als erster moderner Politiker gelten, »der, ohne jede politische Macht hinter sich, allein auf die Idee des Rechtes pochend, eine ihrer inneren Beschaffenheit nach politische Forderung erhebt, seiner Zeit weit vorauseilend« (Adolf Böhm). Diese Forderung beinhaltete nichts weniger als die Schaffung eines ganz neuen und säkularen Staates, der die rechtsstaatlichen Voraussetzungen dafür vorweisen mußte: ein Staatsgebiet, ein Staatsvolk und eine Staatsmacht. Die beiden ersten Bereiche waren noch keineswegs in H.s Überlegungen abgedeckt, Palästina als Zufluchtsort spielte (noch) keine Rolle, die Gebietsfrage blieb zunächst offen. Die Juden als einheitliches Volk im modernen staatspolitischen Sinne zu betrachten, war vielen, auch in den eigenen Reihen, unverständlich. Damit hing zusammen, daß für andere Nationen keine ansprechbare Staatsgewalt vorhanden war. Um dies alles verwirklichen zu können, mußte H. die Mächtigen seiner Zeit um Unterstützung für seine Pläne bitten. Er avancierte, durch und durch monarchisch gesinnt, zum bedeutenden Diplomaten und spielte dabei eine überzeugende Rolle bei seinen Unterredungen z.B. mit dem türkischen Sultan Abdul Hamid II. (1901), zu dessen Machtbereich das damalige Palästina gehörte, Kaiser Wilhelm II., den er 1898 in Jerusalem traf, später auch mit der russischen und italienischen Regierung und Papst Pius X. Zeitweilig versuchte er, mit der englischen Regierung über eine autonome jüdische Ansiedlung auf dem Sinai oder in Ostafrika auf dem Gebiete des heutigen Kenia, das sog. »Uganda-Projekt«, eine Einigung zu erreichen. Durchschlagende Erfolge waren H. bei seinen Bemühungen wegen seines frühen Todes 1904 nicht mehr beschieden. Erst im November 1917 wurde mit der nach dem britischen Außenminister so genannten »Balfour-Declaration«, in der offiziell »the establishment in Palestine of a national home for the Jewish people« begrüßt wurde, der rechtlich und psychologisch wichtigste Schritt zur Errichtung eines Judenstaates moderner Zeit getan. Daß H. auch für die organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen sorgen mußte, liegt auf der Hand. Dies geschah vor allem durch die Gründung der zionistischen Weltorganisation 1897 und den Vorsitz des großen »Actions Comités« durch H., der Einrichtung des »Jewish Colonial Trust« 1898 und der »Anglo-Palestine Bank« 1903 sowie des »Jüdischen Nationalfonds« zum Erwerb von Boden. H.s vielfältige Bemühungen, eine »Charter« im Sinne einer Lizenz durch eine Regierungsmacht zum Landerwerb vor Beginn der Kolonisierung zu erhalten, scheiterten, wurden später aber auch obsolet durch die Balfour-Deklaration von 1917 oder das sog. »Palästina-Mandat« von 1919 als völkerrechtliche Basis für die Schaffung eines »Jüdischen Nationalheims«.

H.s politisch-diplomatisches, aber auch finanzpolitisches Vorgehen bezeugt, daß er – sicher auch beeinflußt von den Staatstheorien Machiavellis und Hegels – weit mehr dem nationalstaatlichen Denken des 19. Jahrhunderts als den traditionell-religiösen Überlegungen des Judentums zuneigte. Diese Spannung brachte es mit sich, daß H. sich von Anfang an Schmähungen und Anfeindungen ausgesetzt sah. Aus Wiener Kaffeehäusern, damals Zentren geistiger Auseinandersetzungen, wurde der Ausspruch »Ich bin ganz einverstanden mit einem jüdischen Staat, wenn man mich nur zum Botschafter in Wien ernennt« kolportiert. Andere waren bereit, einen Wagen bereitzustellen, sobald H.s Freunde einsähen, daß dieser ins Narrenhaus gebracht werden müsse. H.s zionistische Bewegung wurde als utopisch-antijüdisch kritisiert, weil sie nicht in Betracht zöge, daß orthodoxe Juden nichts für die Wiederherstellung der jüdischen Nationalität tun dürften, was einzig dem Messias obliegt. Sog. Reformjuden wiederum strebten nicht die Wiederherstellung der Nationalität an, sondern hofften auf die prophetischen Verheißungen einer Zeit der Veredelung des ganzen Menschengeschlechtes ohne ein herausgehobenes »Volk Israel«. Shabbetaj Zwi wird warnend gegen H. beschworen und der Zionismus als Miniaturausgabe des mittelalterlichen Pseudo-Messianismus dargestellt. Die jüdische Nation als die Nation der Tora erkenne als einzigen Souverän allein Gott an, und der Verrat an ihm durch den von Kritikern als ideologisch abgetanen Zionismus bestehe in dem Streben nach einer völligen Säkularisation dieser jüdischen Nation. So wendet sich z.B. Karl Kraus in seinem mehrfach aufgelegten Pamphlet Eine Krone für Zion (1898) massiv gegen H.s bürgerlich-westliche Bewegung des Zionismus, die die vordringliche Rettung der verelendeten jüdischen Massen des Ostens eher vernachlässige und verschiebe. Kraus hat seinen ursprünglichen Glauben an die Heilkräfte des Sozialismus später weitgehend aufgegeben.

Innerhalb der jüdischen zionistischen Weltorganisation, die ihr Entstehen H. verdankte und deren Sprachrohr der 1897 zum erstenmal ebenfalls von H. nach Basel einberufene Zionistenkongreß war, gab es neben den orthodox-religiösen andere Gruppen, die die Judenfrage als geistiges und kulturelles Problem ansahen und eher eine Volkserziehung propagierten. Die Judenfrage war zu einer Lebens- und Gewissensfrage geworden, »eine weltanschauliche Angelegenheit, die Antwort auf unser Persönlichkeitsproblem«. Vor allem Martin Buber und Achad Haam plädierten gegen H. für eine »Renaissance« des jüdischen Geistes und der jüdischen Kultur. Nicht ein jüdischer Nationalstaat, politisch akzeptiert und gleich unter Gleichen, sondern ein besonderes kulturelles und geistiges Zentrum sollte für die Juden geschaffen werden. Dennoch war das einigende Band auf dem 1. Zionistenkongreß 1897 das sog. Basler Programm mit dem Kernsatz: »Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlich gesicherten Heimstätte in Palästina.« H. stellte seinen sozial-utopischen Roman Altneuland, worin er das neue Israel nach seinen Vorstellungen beschrieb, unter das Motto »Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen«. Daß dieses »Märchen« fast genau 50 Jahre nach dem ersten Zionistenkongreß Wirklichkeit wurde, ist H.s Anstoß zu verdanken gegen vielerlei Widerstände, deren oft gegensätzliche Grundströmungen sich heute noch zeigen.

Die »letzte Nationalitätenfrage«, über deren Lösung Moses Hess schon 1862 religiös-sozialistisch in seinem Buch Rom und Jerusalem. Die letzte Nationalitätenfrage nachgedacht hatte, wurde von H. knapp eine Generation später mit großem Engagement, das ihn zuletzt auch gesundheitlich aufgerieben hat, buchstäblich »in Angriff genommen«. »Ohne das Verdienst der Späteren dadurch zu schmälern« (Bein), wird H. heute unumstritten als der eigentliche Gründer des Staates Israel anerkannt.

Werke:

  • Gesammelte zionistische Werke, 5 Bde., Berlin 1934–35.
  • »Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen«. Altneuland/Der Judenstaat, hg. J.H. Schoeps, Kronberg/Ts. 1978.
  • Philosophische Erzählungen, Berlin 1900.
  • Das neue Ghetto, Wien 1903.
  • Das Palais Bourbon. Bilder aus dem französischen Parlamentsleben, Leipzig 1895.
  • Briefe und Tagebücher, 7 Bde., hg. A. Bein u.a., Frankfurt a.M. 1983–1996. –

Literatur:

  • T. Nussenblatt, Zeitgenossen über H., Brünn 1929.
  • A. Bein, Th.H., Wien 1934.
  • A. Elon, Morgen in Jerusalem. Th.H. und sein Werk, Wien 1974.
  • A. Bein, Die Judenfrage, 2 Bde., Stuttgart 1980.
  • G. Biller, Dezisionismus – Zionismus – Thedaismus, in: Conditio Judaica 19, Tübingen 1997, 55–76.
  • R. Bernstein, Geschichte des Staates Israel, Bd. 2, Von der Gründung 1948 bis heute, Schwalbach/Ts., 1998.

Gerhard Biller

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Die Herausgeber

Otfried Fraisse, promovierte an der FU Berlin zu mittelalterlicher jüdisch-arabischer Philosophie; freier Mitarbeiter des Simon-Dubnow-Instituts an der Universität Leipzig.

Andreas B. Kilcher, Hochschuldozent am Institut für Deutsche Philologie II (neuere deutsche Literatur) in Münster. Bei Metzler ist erschienen: »Die Sprachtheorie der Kabbala als ästhetisches Paradigma« (1998) und »Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur« (Hg., 2000).

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